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1959 - Erster Friedensfahrt-Start in Berlin

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1959 wurde die Friedensfahrt zum ersten Mal in Berlin gestartet. Als Polen und Tschechoslowaken nach den ersten sieben gemeinsamen Friedensfahrtjahren „Neues Deutschland“ und dem DDR-Radsportverband den Vorschlag machten, die Hauptstadt der DDR zum ersten Mal als Startort zu wählen, war man in Berlin begeistert, sah sich aber mit einigen echten Problemen konfrontiert. Vor allem mangelte es an der nötigen Hotelkapazität. 
Rund 400 Teilnehmer und Begleiter für rund fünf Tage unterzubringen, war faktisch unmöglich, ohne ernste Probleme heraufzubeschwören. Dann kam jemand auf die kühne Idee, das Quartier der Parteihochschule in Pankow für den Zeitraum von der Anreise der ersten Mannschaften bis zum Aufbruch des Konvois Tage in ein regelrechtes „Friedensfahrtdorf“ zu verwandeln, doch war die Hochschulrektorin -gelinde formuliert- von dem Gedanken nicht sonderlich begeistert. Für eine Woche die Hochschulstudenten in Ferien schicken? Unvorstellbar! Und alle Bewohner der Zweibettzimmer aufzufordern, ihre Utensilien in einem der beiden Kleiderschränke unterzubringen und denanderen für die Rennfahrer aus fremden Ländern zu räumen? Ebenso unvorstellbar! Der Autor war zufällig in der Nähe, als das deswegen von der Rektorin angerufene Politbüro zusammenkam. Der Tagesordnungspunkt war in weniger als zehn Minuten erledigt.
Etwa sieben Minuten währte der Vortrag, mit dem die Ablehnung des Vorschlags begründet wurde, höchstens zwei Minuten die Darlegung der für das Vorhaben sprechenden Argumente, die verbleibende Minute verblieb dem Protokollanten, den Beschluss zu notieren: Die Teilnehmer der Friedensfahrt werden im Internat der Parteihochschule untergebracht. Damit war der Weg frei, eine Art olympischen Dorfes in dem zwischen Rasenmatten und Kiefern faktisch mitten in der Stadtmärkische Landschaft präsentierenden Objekt zu eröffnen. Als erstes wurde ein „Bürgermeister“ für das 33.000 qm umfassende „Dorf“ gesucht und auch schnell gefunden. Kurt Edel, einer der besten 400m Läufer der Nachkriegsjahre und von 1951 bis 1955 Präsident des Nationalen Olympischen Komitees der DDR schien die ideale Person zu sein und willigte auch sofort ein. Es wurden Pläne geschmiedet, die bei den Gästen den Eindruck erwecken mussten, sie seien tatsächlich Bewohner einer an „olympische Dörfer“ erinnernden Unterkunft. 

Dazu gehörte zum Beispiel, dass bei der Ankunft der insgesamt 18 Mannschaft nach der Begrüßung durch den „Bürgermeister“ die Nationalhymne des jeweiligen Landes gespielt wurde. Tatsächlich gelang es Kurt Edel und seinen Mitstreitern der Berliner Premiere zum Auftakt der der XII. Friedensfahrt ein besonderes Flair zu verleihen. Aber schon sehr bald stellten sich Probleme ein, die niemand hatte, vor aussehen können. Zu den Mannschaften die erstmalig für die Fahrt meldeten gehörte Monaco. Der Masseur des monegassischen Verbandes hatte Jahre in deutschen Konzentrationslagern gelitten, von einem belgischen Kollegen während der Tour de France von der Friedensfahrt gehört und sich darum bemüht, dass sein Verband die Meldung abgab. Da Monacos erfolgreichster Profi, Vitetta, sechsfacher Tour-de-France Teilnehmer, sofort bereit war, mitzumachen und die Klausel, wonach eine Mannschaft neben drei Amateuren auch drei „Unabhängige“ -Zwischenkategorie zwischen Amateuren und Profis- ihm die Teilnahme gestattete, wenn er eine „Unabhängigen“-Lizenz löste, stand der Teilnahme Monacos nichts mehr im Wege. Bis auf eine Hürde, die kaum jemand hatte voraussehen können: Niemand wusste in Berlin, wo man die Nationalhymne Monacos auftreiben könnte. 
Da es durchaus denkbar war, dass dieMonegassen gemeinsam mit einer anderen Mannschaft anreisten, drohte die Gefahr, dass man Monaco ohne Hymne begrüssen musste. Ein Brief an jenen, inzwischen aufgefundenen Masseur, blieb ohne Antwort, aber schließlich fand man eine Variante, dass jemand ihn im Zug fragen konnte, ob ihn der Brief erreicht und er eine Platte eingepackt hatte. Er wies auf seinen Koffer und versicherte, sie dabei zu haben. Auf dem Ostbahnhof übernahm sie der unvergessene Friedensfahrt Fotograf „Piepe“ Rowell, schwang sich auf sein Motorrad und raste nach Pankow. Dort löste er Entsetzen aus. Man hatte mit einem Tonband gerechnet und als man endlich einen Plattenspieler aufgetrieben hatte, stellte sich heraus, dass die Platte mit einer Geschwindigkeit aufgenommen worden war, über die das Gerät nicht verfügte. Man bestürmte Nachbarn in der Gegend und als die Monegassen eintrafen, dröhnte ihre Hymne aus den Lautsprechern. Die Gäste – bis auf den eingeweihten Masseur – waren sprachlos. Noch nie war irgendwo ihnen zu Ehren die Hymne gespielt worden!

Alle noch so rührigen Pläne der Initiatoren des ersten Auftakts in Berlin drohten in einem Unwetter zu versinken. Dauerregen schienkeinen anderen Ausweg zu lassen, als die so gründlich vorbereitete Eröffnungszeremonie zu streichen. Die Potsdamer Wetterpropheten warnten vor jedem Optimismus und schlossen nach ihren Karten einen Wolkenbruch nicht aus. Aber die Friedensfahrt-Organisatoren wollten nicht aufgeben. Sie setzten sich mit der Handelsorganisation HO ins Benehmen und bestellten 120 Regenumhänge, damit jeder Teilnehme wettersicher ins Stadion gelangen konnte. Die Kosten waren nirgends geplant aber ein pfiffiger HO-Händler wusste einen Ausweg: Wenn die Eröffnung vorüber ist, schicken wir eine Schar von Verkäuferinnen auf die Zuschauerränge und bieten die Mäntel als besonderes Wetterservice an, wobei noch versichert werden könnte, dass ausgerechnet der gerade angebotene bei der Zeremonie von Täve Schur getragen worden. Als die Wolkenbruchdrohung einging, wurden noch 120 Regenschirmegeordert, die dann aber zurückgegeben werden konnten – der Wolkenbruch blieb aus.
Kurz vor dem Aufbruch aus dem Friedensfahrt-Dorf wurden die Mannschaftsleiter zusammengerufen und ihnen mitgeteilt, dass die Betreuer Umhänge verteilen würden, die aber vor dem Startunversehrt zurück zugeben waren. Außerdem sollten die Rennfahrer statt der Renntrikots zunächst ihre Trainingsanzüge anziehen. Alles klappte reibungslos und die Rennfahrer waren froh,wenigstens trocken zur Etappen „Rund um Berlin“ aufbrechen zukönnen. Als am Ende der Fahrt in Warschau die Mannschaftsleiter zusammenkamen, um auch - das eine bei keinem anderen Rennen übliche Gewohnheit– über den besten Etappenort zu befinden, meldete sich nach kurzer Debatte der belgische Mannschaftsleiter zu Wort: „Liebe Freunde, mir scheint ein dringendes Wort zu Berlin nötig. Glauben sie mir, ich bin in der Welt des Radsports zu Hause, ich bin einige Male die Tour de France mitgefahren, ich denke mir auch ein Urteil über Organisation erlauben zu können. Erinnern Sie sich an den Regen in Berlin? Die Berliner Organisatoren hatten selbst mit solchem Unwetter gerechnet, niemand wurde beim Eröffnungszeremoniell naß! Das war die Spitze!“ Die Rede blieb nicht ohne Echo. Berlin erhielt die meisten Stimmen.

Zurück zum Tag des Auftakts. Der Belgier Rene Vanderveken meldete sich am Abend beim „Dorf-Bürgermeister“ und bat darum, vor dem Aufbruch nach Magdeburg am nächsten Morgen eine katholische Frühmesse besuchen zu dürfen. Der „Bürgermeister“ telefonierte mit Pfarrern, erkundigte sich vor allem nach den Terminen und ließ Vanderveken dann mit dem belgischen Mannschaftswagen zur Kirche chauffieren. Im Kampf um den Etappensieg mochte Täve Schur davon geträumt haben, in seiner Heimatstadt zu gewinnen. Der Sprint war hart, Vanderveken gewann, Täve wurde Vierter. Am Abend nach seinem Motiv für den Kirchenbesuch befragt, lachte Vanderveken: „Natürlich habe ich mir den Etappensieg nur selbst zuzuschreiben, aber jemand hatte mir in Belgien erzählt, wir führen in ein Land, in dem keine Kirchen mehr stünden und nun wollte ich auf Gottes Hilfe setzen und obendrein herausfinden, was man mir da erzählt hatte.

Die Ankunft der Italiener in Berlin war besonders gefeiert worden. Mehr als einmal waren ihnen in den Jahren zuvor die Visa einen Tag zu spät ausgehändigt worden, so dass sie nicht rechtzeitig anreisen konnten und auf die Teilnahme verzichten mussten. Der Teamchef Giovanni Proietti, legendärer Radsporttrainer und während des Krieges Kommandeur einer Partisaneneinheit hatte diesmal das römische Außenministerium im Palazzo Chigi brillant überlistet. Er hatte den Start der Friedensfahrt in seinen Anträgen auf den 26. April „vorverlegt“ und als man ihm am 28. April die Visa zynisch grinsend und mit endlosen Erklärungen für die Verzögerung aushändigte, verzog er keine Miene, steckte die Pässe in seine Mappe und fuhr mit der Mannschaft zum Flughafen. Er wusste, dass er rechtzeitig zum Start am 2. Mai in Berlin sein würde. Übrigens hatte er ein zusätzliches Rad mitgebracht. Bei einem früheren Empfang in Karl-Marx-Stadt hatte ein Junger Pionier die Mannschaft begrüßt und mit ihr den Abend am Tischgesessen. Nun hatte Proietti ihn eingeladen und schenkte ihm das Rad.

Auf der 225-km-Etappe von Prag nach Brno erkämpfte sich Täve vom Italiener Venturelli das Gelbe Trikot. Zwar triumphierte Venturelli tags darauf in Gottwaldow und jagte Täve über vier Minuten ab, aber die reichten nicht, um das Gelbe Trikot zurückzuholen. In Warschau am Ziel feierte Täve seinen zweiten Friedensfahrtsieg vor Vanderveken und Venturelli. Auf den 14. Platz kam ein Rennfahrer mit dem Vornamen Pawel, der in seinem Leben schon viele bittere Stunden erlebt hatte. Als vor dem Winterpalais in Leningrad während der Belagerungdeutsche Granaten krepierten und Brot so rar war wie Platin und Gold, war er elf Jahre alt. Eines Tages trugen sie seine Eltern auf einen Friedhof. Sie waren verhungert. Er wußte, daß in den Schützengräben rund um Deutsche lagen und daß Deutsche die Stadt aushungerten. Nach dem Krieg wuchs er in einem Waisenhaus auf. Er wurde nicht sehr groß, war aber stark und zäh und eines Tages ein erfolgreicher Rennfahrer. Pawel hatte den Deutschen nicht vergessen, dass sie seine beiden kleinen Schwestern und seine Eltern ermordet hatten. Aber am Ziel der Friedensfahrt sagte er auch: „Ich habe hier andere Deutsche getroffen, Deutsche, mit denen ich leben und auch befreundet sein kann.

Auch damals stand der Hass gegen die DDR stand schon in voller Blüte. „Das Parlament“, Organ der Bundesregierung, über dieFriedensfahrt: „Das Geheimnis der zehn Millionen Zuschauer erklärt sich nicht aus der Faszination des Rennens oder demWunsch, für den Frieden zu demonstrieren. Da ist der Druck auf die Bevölkerung, der Veranstaltung beizuwohnen und den ausländischen Teilnehmern Friedensbotschaften auszuhändigen."

Klaus Huhn




Bluttag in Rathenow - Vor 60 Jahren wurde der Kommunist Wilhelm Hagedorn bestialisch ermordet

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Am 17. Juni 1953 war die DDR noch nicht einmal vier Jahre alt. Und doch war sie politisch bereits am Ende.« So beginnt die Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel am 17. Juni 2013 auf der offiziellen Gedenkveranstaltung in Berlin. Was sie nicht sagt: Daß es das Dritte Reich der Hitlerfaschisten war, das da seit noch nicht einmal neun Jahren zu Ende war. Allerdings nicht politisch: Diejenigen, die Konzentrationslager und Verfolgung überlebten, sollten nun mit denen, die beim großen Völkermorden geschwiegen oder mitgemacht haben, ein neues Deutschland aufbauen. Im Westen wurde mit Care-Paketen und Marshall- Plänen rasch das kapitalistische System restauriert, das sich bewußt in die Rechtsnachfolge des Dritten Reiches stellte. Im Osten sollte aus den Ruinen ein anderes, ein sozialistisches Deutschland auferstehen, trotz gewaltiger Reparationszahlungen und Kaltem Krieg. In nicht einmal vier Jahren?

»Die Bilder vom Volksaufstand in der DDR blieben unvergessen«, sagt Frau Merkel auf der Gedenkveranstaltung. Dieses Bild meint sie nicht: Das schwer zerbombte brandenburgische Rathenow, eines der Zentren der Unruhen vom 17. Juni 1953. Tausende auf den Straßen, der friedliche Teil der Kundgebung ist beendet. »Du Schwein, Du Verräter, Dich müßte man aufhängen«, wird gerufen, als der Arbeiter und Kommunist Wilhelm Hagedorn dort seinen Arbeitsplatz bei der HO verläßt, »hängt ihn auf, den Hund! Schlagt ihn tot!« Dabei wird Hagedorn bespuckt, geschlagen, getreten. »Ein älterer Mann (…) sollte an einem Blitzableiter erhängt werden.

Er schrie und wehrte sich. Er blutete am Schädel. Ein Auge schien aus der Kopfhöhle zu hängen«, berichtet ein Augenzeuge später. Als Tatort wählt man das Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft. Es erscheint aber »zu aufwendig«, Hagedorn kann sich losreißen. Er wird von Genossen in eine Molkerei gezogen, sie holen einen Krankenwagen für den Schwerverletzten.

Doch der Krankenwagen wird von der Menge nicht durchgelassen. Hagedorn wird herausgezogen. Unter ständigen Schlägen und Tritten treibt man den blutüberströmten Mann Richtung Havelschleuse. »Ertränkt das Schwein!«, wird gerufen. Hagedorn bricht zusammen, Männer schleifen ihn trotz gebrochener Rippen und Schädelverletzungen zum Hafen. Dort will man ihn zwingen, sich selbst zu richten, ins Wasser zu springen. Er fällt in die Tiefe. Aber Hagedorn taucht immer wieder auf, schreit, holt Luft. Da setzen zwei junge Männer mit einem Ruderboot nach, schlagen ihn mit dem Ruder auf den Kopf, tauchen ihn lange unter Wasser. Halbtot gelangt Hagedorn trotzdem an das andere Ufer, Volkspolizisten ziehen ihn an Land. »Russenknechte, Russenknechte«, skandiert die gaffende Menge. Die Rettung kommt zu spät, im Krankenhaus erliegt Wilhelm Hagedorn nur kurz danach den schweren Verletzungen: Rippenbrüche, Schädelbasisbruch, Gehirnerschütterung, gebrochene Nase, Schlüsselbeinbruch… (Verlauf zusammengestellt aus diversen Aussagen und Berichten).

Man tat einiges dafür, solche Bilder vom 17. Juni 1953 vergessen zu machen. Auf dem Rathenower Friedhof gab es ein Familiengrab der Hagedorns. Auf dem schlichten Grabstein stand neben Familiendaten nur: »Menschen, ich hatte euch lieb. Seid wachsam! « Ein Zitat aus der »Reportage unter dem Strang geschrieben« des tschechischen Kommunisten Julius Fucík, der von den Nazis 1943 in Berlin- Plötzensee umgebracht wurde. Das sei ein Stein des Anstoßes, hieß es.

Deshalb wurde er 1997 von den Behörden entfernt, das Grab eingeebnet. Der verantwortliche Denkmalschützer verband die Entscheidung mit der Empfehlung, in Schulen und Medien über »Totalitarismus und Gewaltherrschaft« zu diskutieren. Ein zuvor befragter Experte meinte, die Gedenkfunktion würde wegfallen, weil Hagedorn offensichtlich ein politischer Verbrecher sei. Ähnliches erfährt man aus einer den Tätern wohlgesonnenen Reportage des Deutschlandradios vom 17. Juni 2003, wo kommentarlos aus der Niederschrift eines Zeitzeugen zitiert wird: »Dieser ›Mensch‹ Hagedorn war nachweislich ein Denunziant«. Der Mensch in Anführungszeichen gesetzt: Hagedorn ist nur scheinbar einer, die Tat wiegt also nicht schwer. Auch die meisten anderen der wenigen Medienberichte finden für die Lynchmörder viel Verständnis. Hagedorn war seit 1920 Kommunist, im Rotfrontkämpferbund, 1933 im KZ und nach 1945 SED-Mitglied, für die Volkspolizei tätig und aktiv bei der Entnazifizierung in Rathenow, arbeitete dabei mit den Sowjetbehörden zusammen. Er habe damit geprahlt, über 300 Menschen denunziert zu haben, wird behauptet; mal sei das in einer Kneipe gewesen in angetrunkenem Zustand, mal bei einer Parteiversammlung. Der politische Verbrecher war jedenfalls er. Denn der Westberliner Hetzsender RIAS hatte Wilhelm Hagedorn schon vor dem 17. Juni 1953 über den Äther als »Spitzel « gebrandmarkt.

Die DDR war an jenem Junitag im Sommer 1953 nicht am Ende, sondern stand politisch wie wirtschaftlich am Anfang. Das Schicksal des Genossen Wilhelm Hagedorn wie alle widersprüchlichen Umstände dieses Tages erinnern daran, unter welch harten Bedingungen das andere Deutschland aufgebaut werden mußte. Am Ende war die DDR erst im November 1989. Da war es nicht mehr nötig, zum Totschlagen der Kommunisten aufzurufen.
 
 Dietmar Koschmieder in junge Welt 22.06.2013
 
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Ein Kommentar aus:
Neues Deutschland 23. Februar 1954 , Seite 3
 

Wem Verbrecher am Herzen liegen



Die Vorschläge W M. Molotows zur friedlichen Lösung der deutschen Frage haben nicht nur in der ganzen Welt, sondern vor allem — was ist natürlicher — beim deutschen Volk einen starken Widerhall gefunden. Wie könnten auch Vorschläge auf Abschluß eines Friedensvertrages, auf wirklich freie Wahlen und den schnellen Abzug der Besatzungstruppen, die sämtlich auf die Herstellung eines einheitlichen, friedliebenden, demokratischen und souveränen deutschen Staates hinzielen, nicht den vollen Beifall aller Deutschen finden!
 
Einigen Leuten in Bonn und Westberlin paßt das jedoch nicht in ihren Kram. Um die Deutschen von diesen Vorschlägen abzulenken, versuchen sie wieder einmal, eine Hetzkampagne gegen unsere Republik vom Stapel zu lassen. Sie fordern Aktionen zur Freilassung der sogenannten „politischen Gefangenen" in der DDR!
Darf man etwa annehmen, die Adenauer und Schreiber in Bonn und Westberlin wüßten nicht, für wen sie sich einsetzen? Natürlich wissen sie es. Sie wissen es sogar sehr genau, fordern sie doch gerade die Freilassung derjenigen Verbrecher, die sie selbst — ausgerüstet mit Mord- und Sabotageaufträgen, mit Giftampullen und Sprengstoffladungen — gegen die DDR losgeschickt haben, um das friedliche Schaffen und Leben unserer Bürger zu zerstören.
Sie fordern, daß man solchen Verbrechern wie den Bandenführer Otto Schulze, der im Bezirk Cottbus Eisen bahn Waggons zum Entgleisen brachte, wieder Gelegenheit zu neuen Verbrechen gegen die Menschheit gibt. Sie setzen sich für Mörder vom Schlage eines Reinelt und Sieberling ein, die am 17. Juni den Rathenower HO-Angestellten WilhelmHagedorn sadistisch zu Tode quälten. Sie denken an die Mitglieder der Agentengruppe „Grüner Kreis", die die Eisenbahnbrücke bei Caputh-Potsdam sprengen wollten.
 
Anstatt nach der Viererkonferenz sich der Forderungen anzunehmen, die das ganze deutsche Volk bewegen und seinen elementaren Interessen entsprechen — wir denken an den baldigen Abschluß eines Friedensvertrages, an die Annullierung der Kriegsverträge von Bonn und Paris, an den Abzug der Besatzungstruppen innerhalb der nächsten sechs Monate, an die Bildung einer Provisorischen Gesamtdeutschen Regierung zur Vorbereitung wirklich freier, wirklich deutscher Wahlen — statt dessen setzen sich die amerikanisch gesteuerten Regierer in Bonn und Westberlin für Spione, Agenten, Gangster und Mörder ein, die die gemeinsten Untaten gegen unser Volk auf dem Gewissen haben.
Die Frechheit dieser Bonner Herren wird nur noch übertroffen durch ihre Heuchelei! Denn sie, die Krokodilstränen über die verurteilten Banditen vergießen — sie werfen zur gleichen Zeit in Westdeutschland und Westberlin Hunderte von ehrlichen deutschen Patrioten und Friedenskämpfern hinter Kerkermauern, einzig und allein deshalb, weil diese Menschen für die Interessen des deutschen Volkes eintreten. Wir erinnern nur an Hugo Paul, Jupp Angenfort, an Manfred von Brauchitsch und viele andere.
Einmal mehr entlarven sich so die Herren in Bonn und Westberlin als die Beauftragten der amerikanischen Rüstungsmilliardäre, die nicht einmal den Schein eines deutschen Politikers für sich in Anspruch nehmen können.
J. N.

Aktion "Ein Barkas für das DDR-Kabinett-Bochum"-9

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...einBarkasfür das DDR-Kabinett-Bochum?Ja!


Es hat sich wieder einiges bei unserem Barkas getan:

 
Das fehlende Barkas-Symbol konnte im Frontbereich ersetzt werden....
 
 
......Lenkrad und Armaturenbrett wurden erneuert, eine zusätzliche Standheizung mit eigener Energieversorgung eingebaut.....
 
 
......Bodenraum wurde neu verkleidet, teilweise Sitze erneuert.....
 
 
........auch unter dem B1000 sieht es nun erheblich besser aus....
 
 
.....zum Vergleich ein Foto von der Abholung im letzten Jahr.
 
 
Es geht also weiter und wenn keine unvorhergesehenen Probleme auftauchen, wird der B1000 wie geplant zum 5.Oktober seine erste Fahrt in der Öffentlichkeit antreten können.
 
Wer uns unterstützen möchte, kann das weiterhin gerne tun. Bei allen die uns bisher mit Ratschlägen, Spenden, Ersatzteilen oder auch praktischer Arbeit vor Ort unterstützt haben bedanken wir uns ganz herzlich!
 
 

DDR-Kabinett-Bochum e.V.
Verwendungszweck “Barkas”
Kto-Nr.: 100 540 400
BLZ 430 400 36
Commerzbank Bochum

Walter Ulbricht: Planer und Verwirklicher eines neuen Deutschlands

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Auf den 30. Juni dieses Jahres fällt der 120. Geburtstag von Walter Ulbricht, dem ehemaligen Staatsratsvorsitzenden der DDR. Am 1. August 2013 ist sein 40. Todestag. Wir befinden uns in einem Ulbricht-Jahr. Im Verlag Das Neue Berlin erscheint am 27. Juni aus diesem Anlaß ein Buch von Egon Krenz, dem letzten Staatsratsvorsitzenden der DDR. Er sprach mit 70 Weggefährten und Zeitzeugen über Ulbricht. jW veröffentlicht – um die Anfangs- und Schlußpassage sowie um Anmerkungen gekürzt – das Vorwort des Herausgebers.

 
Ulbricht hat dreiviertel des 20. Jahrhunderts durchlebt. Mit Höhen und Tiefen, Siegen und Niederlagen, Irrungen und Wirrungen. Mit den Widersprüchen einer Epoche, die oft »Zeitalter der Extreme« genannt wird. Er stellte sich ihr als Kommunist. Kapitulierte nicht vor Schwierigkeiten, nicht vor seinen politischen Gegnern, nicht vor Verleumdungen. Wenn er irrte, war er fähig, sich zu korrigieren. Ich erwarte nicht, daß seine politischen Gegner ihn lobpreisen. Respekt aber vor dem Leben eines deutschen Antifaschisten mit kommunistischer Gesinnung würde sich angesichts seiner Biografie schon geziemen.

Zwei Weltkriege griffen in Ulbrichts Leben ein. Den Ersten erlitt er als unfreiwilliger Soldat des Kaisers. Am Ende war er Mitglied eines Arbeiter- und Soldatenrates. In seiner Heimatstadt Leipzig wurde er Mitbegründer der KPD. Den Zweiten bekämpfte er lange vor dem ersten Schuß. Schon als bürgerliche Politiker noch darauf setzten, die Nazis würden von allein abwirtschaften. Seine Partei hatte vorausgesagt: Wer Hitler wählt, wählt den Krieg. Zwei Revolutionen prägten seinen politischen Werdegang: die russische Oktober- und die deutsche Novemberrevolution. Lehren aus der Geschichte zu ziehen war ihm immer wichtig. Es heißt, Historiker sei sein dritter Beruf gewesen.

Aktiv war er an den fundamentalen Umwälzungen auf deutschem Boden beteiligt: Die Enteignung der Nazi- und Kriegsverbrecher, die Boden-, Schul- und Justizreform, die Beseitigung des Bildungsprivilegs der Reichen, die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie die politische Mitbestimmung der Jugend, ihre Rechte auf Arbeit, Bildung und Urlaub gehörten zum Programm der 1946 gegründeten SED. Ulbricht war an der Seite von Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl einer der Ideengeber und Organisatoren dieser revolutionären Umgestaltungen.

Mit dem sozialistischen Aufbau, so die Hoffnung vieler Menschen, sollte die von Friedrich Engels aufgeworfene und von Ulbrichts Kampfgefährtin Rosa Luxemburg 1915 erneut gestellte Frage »Sozialismus oder Barbarei?« zugunsten der Menschlichkeit entschieden werden. Die bittere Niederlage von 1989/90 erlebte Ulbricht nicht mehr. Er hätte sie vermutlich auch als seine eigene empfunden. Geraten hätte er wahrscheinlich: Analysiert genau, was falsch gemacht wurde. Lernt aus den Fehlern. Laßt aber nicht miesmachen, was an Gutem und Einmaligem in der DDR erreicht wurde. Nur wer selbstbewußt verteidigt, was an den sozialistischen Werten verteidigungswürdig ist, wird als Zeitzeuge auch ernstgenommen.

Für die Einheit Deutschlands

 

Ulbricht war Patriot. Damit auch überzeugter Gegner einer Teilung Deutschlands. Das schreibe ich im Wissen um den Vorwurf seiner Gegner, er sei ein Spalter gewesen. Er wollte immer das ganze Deutschland. Nicht nur in einem halben sollte es antifaschistisch, demokratisch und sozial gerecht zugehen. Es entsprach seiner inneren Überzeugung, was sein Freund, der Dichter Johannes R. Becher, in die DDR-Nationalhymne schrieb: »Laß uns dir zum Guten dienen, Deutschland, einig Vaterland.«

Die sowjetischen Deutschlandnoten von 1952, die den Weg für ein einheitliches Deutschland hätten freimachen können, fanden seine Zustimmung.1 Als der Westen das Angebot ignorierte, machte er sich für eine Konföderation beider deutscher Staaten stark. Er forderte »Deutsche an einen Tisch!« Nachdem sich diese Ideen nicht mehr realisieren ließen – sie waren mit den Vorstellungen der Führungsmächte in den beiden politischen und militärischen Bündnissen nicht kompatibel – sah Ulbricht in der DDR den »sozialistischen Staat deutscher Nation«, der offen bleiben sollte für eine linke Option der deutschen Frage.

Als die SPD ihre Neue Ostpolitik2 verkündete, mahnte Ulbricht in Richtung der östlichen Bündnispartner: Man dürfe den Stoß nicht gegen Kanzler Brandt richten, sondern gegen Strauß und von Thadden.3 Gemeinsam müsse man die westdeutsche Bevölkerung für eine Politik des demokratischen Fortschritts gewinnen. Moskau kritisierte diese Strategie als Illusion und ging auf Distanz zu ihm.

Ulbricht sah sich nicht selten Widersachern in den eigenen Reihen gegenüber. Wo immer er »Fraktionen« zu erkennen meinte, kämpfte er für die Einheit seiner Partei. Als er Ende der 60er Jahre noch glaubte, seine Mitstreiter würden ihm folgen, isolierte er sich zunehmend im Politbüro. Er war alt geworden. National und international waren zudem Probleme entstanden, die ihn überforderten. Auch darum läßt sich der Wechsel an der Parteispitze 1971 nicht auf Honeckers Machtanspruch oder Moskaus Dominanz reduzieren. Das wäre eine Simplifizierung komplexer politischer Vorgänge.

Es macht für mich keinen Sinn zu spekulieren, ob die DDR 1989/90 mit einem Politiker vom Format Ulbrichts sich hätte behaupten können. Als Marxist weiß ich um die starke Rolle von Persönlichkeiten in der Geschichte. Mir ist aber auch klar, daß das Ende der DDR nicht nur dem Versagen einzelner Personen zuzuschreiben ist. Vielmehr wirkte ein ganzes Ensemble von objektiven und subjektiven, von internationalen und nationalen Faktoren, die auch Walter Ulbricht nicht hätte ignorieren können. Nicht nur Marxisten, auch viele bürgerliche Historiker lehnen eine spekulative Beantwortung der Frage »Was wäre gewesen, wenn …« als unwissenschaftlich ab.

Ich kenne die antikommunistischen Vorurteile, die über Ulbricht existieren. Die Vokabeln sind die gleichen wie zu Hochzeiten des Kalten Krieges: »Statthalter Stalins in Ostberlin« oder »Verlängerter Arm des Kreml«, »Pankows erster Mann« oder der »Zonenchef«. Man amüsiert sich unverändert über seine Stimme und seinen sächsischen Akzent. Die Anfeindungen haben sich weder mit seinem noch dem Ende der DDR erledigt.

Gern lasten Politiker und Medien allein der DDR das Unrecht, die Härten und Herzlosigkeiten des Kalten Krieges zwischen beiden Weltsystemen an. So, als hätte sie mit sich selbst Krieg geführt und die Bundesrepublik wäre aufrechter Friedensstifter gewesen. Üblicherweise gibt es bei Auseinandersetzungen immer zwei Seiten. Stets lautet die Abfolge Aktion und Reaktion. Keine Seite ist ausschließlich auf »gut« und keine nur auf »böse« abonniert. Keiner verläßt am Ende mit weißer Weste das Feld. Die Bundesrepublik Deutschland, ihre Institutionen und deren politisches Personal natürlich ausgenommen: Sie waren und sind stets ohne Fehl und Tadel. So jedenfalls ist die gängige Lesart des vom Deutschen Bundestag verordneten Geschichtsbildes über die DDR.

Wenn es dieser Geschichtsinterpretation dient, wird die tatsächliche historische Rolle der DDR sogar überhöht. Aus dem kleineren deutschen Staat, von Adenauer abschätzig als »Soffjetzone« gescholten, wird nachträglich eine Übermacht konstruiert, die angeblich diktiert habe, was Moskau zu tun oder zu lassen habe. So soll Ulbricht Stalin zur Gründung der »ungeliebten DDR« sowie zum Aufbau des Sozialismus genötigt und ­Chruschtschow zum Mauerbau gezwungen haben. Die vermeintliche Ostberliner Vormundschaft wurde sogar gerichtsnotorisch. Das Bundesverfassungsgericht stellte wahrheitswidrig fest, der Einfluß der UdSSR auf die DDR-Grenzsicherung »sei eher gering gewesen«.
 

Ulbricht und Adenauer

 

2003 ermittelte ein Fernsehsender mit Hilfe seiner Zuschauer den »größten Deutschen«. Konrad Adenauer soll es sein. Karl Marx belegte hinter Martin Luther den dritten Platz. Die Ostdeutschen hätten in ihrer Mehrheit, so hieß es, Marx sogar auf Platz 1 gesehen, was für deren realistisches Geschichtsverständnis spricht. Wenn Adenauer Spitzenreiter war, sollte man ruhig auch an eine Feststellung Sebastian Haffners aus dem Jahre 1966 erinnern. Der bürgerliche Publizist und Historiker ging der Frage nach, warum Ulbricht nach Bismarck und neben Adenauer zum erfolgreichsten deutschen Politiker wurde.

Daß Adenauer und Ulbricht von kundigen Personen in einem Atemzug genannt wurden, halte ich für bemerkenswert. Allerdings: Sie waren nie politische Brüder. Antipoden waren sie. Erbitterte Widersacher. Jeder im Interesse seiner Klasse. Als Adenauer schon im Dienst des Deutschen Kaiserreiches stand, schloß sich der junge Sozialdemokrat Ulbricht dem politischen Credo von August Bebel und Wilhelm Liebknecht an: »Diesem System keinen Mann und keinen Groschen.« Als Adenauer nach dem Ersten Weltkrieg separatistische Gedanken über die Bildung eines westdeutschen Staates im Rheinland umtrieben, stellte sich Ulbricht auf die Seite von Karl Liebknecht, der am 9. November 1918 vom Balkon des Berliner Schlosses aus die sozialistische Republik proklamierte. Dieser Balkon wurde 1964 in das Staatsratsgebäude der DDR integriert, den Amtssitz des DDR-Staatsoberhauptes.

Bei meinen Recherchen zu diesem Buch stieß ich auf einen Spitzelbericht eines Landesjägerkorps aus Leipzig vom 27. Mai 1919. Darin heißt es, daß »der Kommunist Ulbricht, Mitarbeiter der Roten Fahne, überwacht werden« müsse. Bei besonderen Feststellungen: »Sofort Meldung.« Ulbricht blieb über Jahrzehnte der »vaterlandslose Geselle« – wie Sozialisten, Sozialdemokraten und Kommunisten einst genannt wurden. Er wurde der Gehetzte, der Verfolgte, der Inhaftierte, der Geächtete und später außer Landes Getriebene. Zusammen mit Ernst Thälmann, Wilhelm ­Pieck und anderen stritt er im Deutschen Reichstag für die sozialen Interessen der Arbeitenden und gegen die drohende faschistische Gefahr. Der öffentliche Disput des Berliner Kommunistenchefs Ulbricht mit dem Berliner Nazigauleiter Goebbels im Berliner Saalbau Friedrichshain bewies den Mut des gebürtigen Leipzigers im antifaschistischen Kampf.

Als die Nazis im März 1933 den 81 Reichstagsabgeordneten der KPD, darunter Walter Ulbricht, das Mandat entzogen, erklärte in Köln Adenauers Zentrumsfraktion zu jenem Ermächtigungsgesetz: »Die vom Herrn Reichspräsidenten berufene, durch den erfolgreichen Verlauf der nationalen Revolution bestätigte Regierung darf nicht gefährdet werden, da sonst die Folgen unabsehbar sind. (…) Wir begrüßen die Vernichtung des Kommunismus und die Bekämpfung des Marxismus.«

Als Ulbricht schon von Hitlers Schergen steckbrieflich gesucht wurde, schrieb Adenauer am 10. August 1934 an den preußischen Innenminister einen zehnseitigen Brief. Darin reklamierte er für sich, die NSDAP »immer durchaus korrekt behandelt« zu haben. Er habe sich einer Anordnung des preußischen Staatsministeriums widersetzt, nationalsozialistische Beamte »zwecks Disziplinierung« namhaft zu machen, da er eine solche Maßregelung »für unberechtigt und für ungerecht hielt«. Er habe bereits 1932 erklärt, daß »eine so große Partei wie die NSDAP unbedingt führend in der Regierung vertreten sein müsse«.

Auch wenn Adenauer später einige Male kurzzeitig interniert wurde und die Nazis ihn als Kölner Oberbürgermeister absetzten, Not litt er nicht. Ulbricht hingegen mußte ins Exil und kämpfte um seine Existenz. Vor allem jedoch gegen die Nazidiktatur.

An der Leningrader Blockade, 4 der 1,1 Millionen Leningrader zum Opfer fielen, waren auch deutsche Offiziere beteiligt, die später in der Bundesrepublik Deutschland Spitzenämter bekleiden durften. Auch Ulbricht lag im Schützengraben. Vor Stalingrad und auf der Antikriegsseite. Unter Einsatz seines Lebens trug er dazu bei, das Leben deutscher Soldaten zu retten. Gemeinsam mit den Dichtern Erich Weinert und Willi Bredel rief er über Lautsprecher: »Ob ihr fallt oder durch Kapitulation euer Leben rettet, das ändert nichts mehr am Ausgang des Krieges. Euer Tod zerstört nur eure Familie und die Zukunft eurer Kinder. Unser Volk braucht nicht euren sinnlosen Tod, sondern euer Leben für die Arbeit im künftigen Deutschland!«

Ulbricht gehörte zu jenen Deutschen, die mit ihrem Tun bewiesen, daß man nicht zwangsläufig mit den Nazis marschieren oder ihre Verbrechen billigend in Kauf nehmen mußte. Gewiß, Mut gehörte dazu. Ulbricht hatte ihn.
 

Im Kalten Krieg

 

Aus der sowjetischen Emigration kehrte er mit einer Gruppe deutscher Kommunisten am 30. April 1945 zurück. Die Schlacht um die deutsche Hauptstadt tobte noch. Ihm war wichtig, daß das Leben im verwüsteten Berlin so schnell wie möglich wieder in Gang kam. Dazu suchte er vorurteilsfrei Kontakt zu Persönlichkeiten auch aus dem bürgerlichen Lager, etwa zu dem Schauspieler Heinz Rühmann oder dem Mediziner Ferdinand Sauerbruch. Erster Oberbürgermeister von Berlin wurde der Parteilose Arthur Werner. In einem Aufruf der KPD an das deutsche Volk, der mit Stalin abgestimmt war, wurden vier Wochen nach dem Ende der Nazidiktatur und des Krieges Ziele für ganz Deutschland gesetzt. Die Spaltung des Landes war darin nicht vorgesehen. Die Kommunisten wollten mit allen den »Weg der Aufrichtung eines antifaschistischen, demokratischen Regimes, einer parlamentarischen Republik mit allen demokratischen Rechten und Freiheiten für das Volk« beschreiten. Mit Moskau waren sie sich einig, daß es falsch wäre, »Deutschland das Sowjetsystem aufzuzwingen«.

Ulbricht und seine Genossen setzten sich für eine konsequente Bestrafung der Nazi- und Kriegsverbrecher ein. Den Mitläufern des Systems gaben sie eine Chance zum Neubeginn. Undenkbar jedoch, daß Leute wie Globke, Filbinger5 und viele andere belastete Nazis in der DDR ein Amt hätten bekleiden dürfen. Der Mitautor und Kommentator der Nürnberger Rassengesetze, Globke, wurde in der DDR zu lebenslanger Haft verurteilt, während er in der Bundesrepublik der mächtigste Mann hinter Adenauer wurde.

Die ablehnende Haltung der Westmächte, besonders der Bundesrepublik, gegenüber den sowjetischen Deutschlandnoten von 1952 verbaute für Jahrzehnte den Weg zur deutschen Einheit. Der Rheinische Merkur zitierte am 20. Juli 1952 Adenauer mit der erhellenden Aussage: »Was östlich von Werra und Elbe liegt, sind Deutschlands unerlöste Provinzen. Daher heißt die Aufgabe nicht Wiedervereinigung, sondern Befreiung. Das Wort ›Wiedervereinigung‹ soll endlich verschwinden. Es hat schon zu viel Unheil gebracht. Befreiung sei die Parole.«

In der Folge wurde der Kalte Krieg de facto zum dritten Weltkrieg. Ein kalter zwar, aber immer am Rande eines möglichen Atomkrieges. Walter Ulbricht kam das Verdienst zu, in äußerst komplizierter Zeit starke Nerven bewiesen zu haben. 1968 erreichte er, daß sich die Nationale Volksarmee der DDR nicht an den militärischen Maßnahmen der Warschauer Vertragsstaaten in der Tschechoslowakei beteiligte. Die Nationale Volksarmee der DDR bleibt bisher die einzige deutsche Armee, die weder Kriege führte noch an Militäraktionen gegen andere Völker teilnahm.

Daß die DDR von ihren Gegnern gemeinhin eine Diktatur genannt wird, sei ihnen nachgesehen. Sie wollen nicht wahrhaben, daß jeder Staat ein Machtinstrument der jeweils herrschenden Klasse ist. In der Verfassung von 1968, die unter Ulbrichts Vorsitz ausgearbeitet wurde, ist das so formuliert: »Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern.« Unverschämt jedoch ist, die DDR als »zweite deutsche Diktatur« zu bezeichnen, womit sie in eine Reihe mit der Nazidiktatur gestellt wird. Das verharmlost nicht nur den Faschismus. Es beleidigt jene Menschen, die sich aus antifaschistischer Gesinnung für die DDR entschieden. Es ist zugleich Verfälschung historischer Tatsachen. Von den 300000 Parteimitgliedern, die die KPD 1933 hatte, wurden von den Nazis 150000 verfolgt, eingekerkert oder ermordet. Ein bitteres Zeugnis des opferreichen Kampfes der KPD gegen Faschismus und Krieg, der im heutigen Deutschland kaum gewürdigt wird.

Seit es die DDR nicht mehr gibt, wiederholen Politiker und Medien gebetsmühlenartig ein unvollständiges Zitat Ulbrichts von einer Pressekonferenz am 15. Juni 1961. »Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten«, geht der halbe Satz. Ulbricht fügte aber an: »wir sind für vertragliche Beziehungen zwischen Westberlin und der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik.« Daß er eine vertragliche Lösung favorisierte, wird absichtlich verschwiegen. Schließlich soll mit der Zitatenverstümmelung nachgewiesen werden, daß Ulbricht ein Lügner war. Die politische Logik wird völlig ausgeblendet: Wenn der Stratege Ulbricht zwei Monate vor dem 13. August 1961 eine »Mauer« geplant oder bereits deren Bau beschlossen hätte, wäre er wohl nicht so töricht gewesen, dies auf einer internationalen Pressekonferenz auch noch zu bestreiten. So etwas widersprach seinem Charakter.

In jener Zeit gingen Moskau und Berlin noch von einem Friedensvertrag aus, den Chru­schtschow anderthalb Wochen zuvor bei seinem Gipfeltreffen mit Kennedy in Wien mit der DDR abzuschließen angekündigt hatte – für den Fall, daß keiner mit »Gesamtdeutschland« zustande käme. Die Auseinandersetzungen zwischen den USA und der UdSSR spitzten sich in der Folgezeit dramatisch zu. Die Achillesferse war die offene Grenze zwischen NATO und Warschauer Vertrag in Berlin. Es ging um die Lebensfrage: Krieg oder Frieden. Die Staats- und Parteichefs der Warschauer Vertragsstaaten beschlossen erst auf ihrer Zusammenkunft vom 3. bis 5. August 1961 in Moskau jene Maßnahmen, die dann am 13. August 1961 verwirklicht wurden.
 

Im Alter eigensinnig

 

Gern wird Ulbricht mit Etiketten versehen. Für die einen ist er ein Dogmatiker, für die anderen ein Reformer. Beides wird ihm nicht wirklich gerecht. Zweifellos war auch er nicht frei von dogmatischen Ansichten, die es unter Stalins Einfluß in der kommunistischen Weltbewegung gab. Das hat auch in der DDR zu Fehleinschätzungen und falschen Entscheidungen beigetragen. Doch er war ein schöpferischer Mensch. Stellte stets die Frage, was besser zu machen sei. So kam in den 60er Jahren ein umfassendes sozialistisches Reformprogramm zustande. Vom Jugendkommuniqué bis zu grundlegenden Staats- und Rechtsfragen. Ob die DDR damit besser vorangekommen wäre, läßt sich nachträglich insofern schwer beurteilen, weil beispielsweise wichtige Dinge, wie das Neue Ökonomische System der Leitung und Planung, praktisch nicht richtig in Gang kamen.

Ulbricht war ein überzeugter Freund der Sowjetunion. Gerade wegen seiner internationalistischen Haltung setzte er sich für die nationalen Interessen der Deutschen ein. Ob bei Stalin, Chruschtschow oder Breshnew – er war kein Speichellecker. Er sprach auch heikle Themen an. Er war ihnen kein bequemer, immer aber ein aufrichtiger Partner.

Nachdem Gorbatschow, seine Neben- und Hintermänner fast 20 Jahre nach Ulbrichts Tod die UdSSR von oben zerstört und zuvor die DDR auf dem Silbertablett an Helmut Kohl übergeben hatten, bewegte viele die Frage (und sie tut es noch): War unser großer Bruder immer ehrlich zu uns? Wie souverän war die DDR eigentlich?

Ich trenne beide Fragen nicht vom 8. Mai 1945. Auch nicht von der Last, die die Sowjetunion weltweit für die Erhaltung des Friedens trug. Die DDR war gegenüber der UdSSR nicht mehr und nicht weniger souverän als die Bundesrepublik gegenüber ihren Besatzungsmächten auch. Beide waren Mitglied des jeweiligen Militärbündnisses. Mir ist in Erinnerung, wie Leonid Breshnew im Juli 1970 Erich Honecker mahnte: »Die DDR ist das Ergebnis des Zweiten Weltkrieges, unsere Errungenschaft, die mit dem Blut des Sowjetvolkes erzielt wurde. (…) Wir haben doch Truppen bei euch. Erich, ich sage dir offen, vergiß das nie: Die DDR kann ohne uns, ohne die Sowjetunion, ihre Macht und Stärke, nicht existieren. Ohne uns gibt es keine DDR.«

Niemand aus der DDR-Führung stellte diesen Grundsatz jemals in Frage. Er gehörte zu unseren politischen Lebensregeln. Er wurde auf schicksalhafte Art und in diametral gegensätzlicher Bedeutung sogar von Gorbatschow bestätigt. Als nämlich die Stärke und die Macht der Sowjetunion verspielt waren, traf dies auch ihren kleinen Bruder, die DDR. Sie bezahlte es mit ihrem Untergang. Das darf aber kein Grund sein zu vergessen, was die Völker der Sowjetunion für den gesellschaftlichen Fortschritt geleistet haben. Es gäbe heute keine einigermaßen normalen Beziehungen zwischen Deutschen und Russen, wenn die UdSSR und die DDR dafür nicht den Grundstein gelegt hätten. Ich wünsche mir in der heutigen Bundesrepublik mehr Respekt gegenüber Rußland, seinen Menschen und vor allem den Millionen Opfern deutscher Grausamkeit im Zweiten Weltkrieg.

Zu den Defiziten des gewesenen Sozialismus gehörte, daß es keine festen Regeln für die Ablösung des ersten Mannes in Partei und Staat gab. Das wirkte sich negativ aus, als Ulbricht ein Alter erreicht hatte, das einen Rückzug aus der aktuellen Politik nahegelegt hätte. Als er seinen Rücktritt Ende der 60er Jahre anbot, riet Breshnew ab. Gomulka in Polen säße nicht mehr fest im Sattel und Husák in der CSSR noch nicht sicher genug6. In dieser politischen Situation, so Breshnew, sei ein Rückzug Ulbrichts ein falsches politisches Signal. Ulbricht zeigte Disziplin und blieb. Allerdings wurde er zunehmend eigensinniger. In Moskau war man darüber besorgt wie auch über Meinungsverschiedenheiten im SED-Politbüro bezüglich der Konzeption Ulbrichts zur Unterstützung der Ostpolitik der SPD.

Am 28. Juli 1970 sprachen Breshnew und Honecker miteinander über Ulbricht hinter dessen Rücken. Der KPdSU-Generalsekretär beklagte eine »gewisse Überheblichkeit« gegenüber der Sowjetunion. Ihm mißfiel, daß Ulbricht angeblich so tue, als habe die DDR das »beste Modell des Sozialismus«. Er tadelte auch Ulbrichts Absicht, der Brandt-Regierung entgegenzukommen. Breshnew meinte, vor Illusionen über Brandt warnen zu müssen. Es dürfe zu »keinem Prozeß der Annäherung zwischen der BRD und der DDR kommen«. Einen solchen Prozeß würden nämlich Brandt und Strauß wollen. In dieser Beziehung gebe es zwischen beiden keinen Unterschied. Westdeutschland, so Breshnew, sei im Verhältnis zur DDR wie jeder andere Staat Ausland. Über Ulbricht sagte der KPdSU-Chef: Er habe seine Verdienste, man könne ihn nicht einfach zur Seite schieben. Aber er sei alt. Selbst der Gegner würde damit rechnen, daß Honecker die Partei leite und »Walter als Vorsitzender des Staatsrates wirkt«. Damit wurde der Prozeß eingeleitet, der Anfang Mai 1971 schließlich dazu führte, daß Ulbricht die Funktion als Erster Sekretär des ZK der SED verlor.

Egon Krenz

Anmerkungen der Redaktion

1 Am 10. März 1952 bot Stalin den Westalliierten in einer Note Verhandlungen über die Wiedervereinigung Deutschlands an.

2 Gemeint ist die seit Juli 1963 von Willy Brandt mitentwickelte und dann in seiner Regierung in den frühen 70er Jahren praktizierte Politik der friedlichen Koexistenz und Annäherung beider deutscher Staaten.

3 Franz Josef Strauß (CSU) gehörte im Bundestag zu den entschiedensten Kritikern der Neuen Ostpolitik. Adolf von Thadden war Vorsitzender der NPD.

4 Vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 wurde Leningrad von der faschistischen Wehrmacht belagert und von jeder Versorgung abgeschnitten.

5 Das NSDAP-Mitglied Hans Filbinger war Marinerichter und fällte in dieser Position Todesurteile. In der BRD war er von 1966 bis 1978 Ministerpräsident von Baden-Württemberg.

6 Wladislaw Gomulka war bis 1971 das Staatsoberhaupt Polens, Gustáv Husák seit 1969 Generalsekretär der KP der Tschechoslowakei.


Egon Krenz (Hg.): Walter Ulbricht. Zeitzeugen und Zeugnisse, 
Verlag Das Neue Leben, 608 Seiten, mit Abbildungen, geb. mit Schutzumschlag, 24,99 Euro

Buchpräsentationen mit Egon Krenz

– am 26.6. in der jW-Ladengalerie (Torstraße 6, Berlin-Mitte) um 19 Uhr. Anmeldung, über 030/53635556

– am 28.6. in der Alten Börse Leipzig, Naschmarkt 1, um 19.00 Uhr

– am 29.6. beim Volkssolidarität-Stadtverband Chemnitz e. V., Clausstraße 27, um 10.30 Uhr

Spanisches Gericht ordnet Schleifung eines Denkmals für die Internationalen Brigaden auf dem Gelände der Madrider Universität an.

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!No pasarán! bleibt aktuell

Spanisches Gericht ordnet Schleifung eines Denkmals für die Internationalen Brigaden auf dem Gelände der Madrider Universität an. Weltweit regt sich Protest
 
Von Carmela Negrete und Peter Rau in jungeWelt

 

Gerade einmal einen halben Quadratmeter besetzt das Denkmal für die Internationalen Brigaden im Garten der Universidad Complutense in Madrid (UCM), genau dort, wo einst, im November 1936, Freiwillige aus vielen Ländern die spanische Republik gegen die anrückenden Truppen Francos verteidigten. Nach dem Urteil eines Verwaltungsgerichts der spanischen Hauptstadt wurde die Aufstellung des Mahnmals für »illegal« erklärt, da keine »Baugenehmigung« vorliegen würde. Demnach soll die Universität das Denkmal nun innerhalb von zwei Monaten abreißen lassen.
Anders als von den hinter diesen Angriffen stehenden Rechtskräften behauptet, entstand diese Erinnerungsstätte nicht aus Mitteln der Universität, sondern wurde aus Spenden von in aller Welt tätigen Freunden der Interbrigaden finanziert. Die schlichte Stele trägt den Ausspruch von Dolores Ibarruri, der legendären »Pasionara«, die als Repräsentantin der Kommunistischen Partei des Landes und Präsidentin der Cortes namens der spanischen Volksfront zum Abschied der Brigaden im Oktober 1938 ausrief: »Ihr seid die Geschichte, ihr seid die Legende, ihr seid das heroische Beispiel der Solidarität und der Universalität der Demokratie«.
Der spanischen Rechten, die bis heute Franco und der faschistischen Diktatur treu ergeben ist, war diese Stätte der Erinnerung seit ihrer Einweihung im Oktober 2011 ein Ärgernis. Folglich wurde Strafanzeige gestellt. »Was aber entscheidend ist, daß die Gerichte, anstatt nach einer juristischen Lösung für den Erhalt des Mahnmals zu suchen, die Klage zugelassen haben«, hieß es dazu bei der »Asociación de amigos de las Brigadas Internacionales« (AABI), der spanischen Vereinigung der Freunde der Internationalen Brigaden. Ihr ist es zu verdanken daß das Denkmal mit Zustimmung der Universitätsleitung aufgestellt worden war. »Auf dem Campus gibt es mehrere Denkmäler, die ohne Baugenehmigung errichtet wurden. Niemand hat bisher gegen diese Praxis geklagt.« Die AABI hat vom zuständigen Amt inzwischen mehrmals eine Baugenehmigung eingefordert, ohne jemals eine Reaktion zu erhalten.

Am 15. Juni dieses Jahres demonstrierten Freunde des Mahnmals gegen dessen Schleifung. An der Kundgebung nahmen neben Mitgliedern der AABI auch Vertreter der Universität, darunter der Rektor, teil. Araceli Manjon Cabeza, Generalsekretärin der Universität, sagte gegenüber jW, daß andere Denkmäler sowie Gebäude wie Hotelanlagen heute noch stünden, obwohl sie ohne Baugenehmigung errichtet wurden. UCM-Rektor José Carrillo kündigte dabei an, das Denkmal zu verteidigen: »Wir werden weiter die juristische Auseinandersetzung suchen, und ja, ich denke, daß wir am Ende gewinnen werden.«

Im Januar 2013 erinnerte der Vorsitzende des deutschen Vereins »Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936–1939« (KFSR), Harald Wittstock, in einer Protesterklärung an die zuständigen Behörden in Madrid daran, daß »in vielen Ländern … die Aufstellung und Pflege von Denkmälern zur Erinnerung an den opferreichen Kampf des spanischen Volkes und ihrer antifaschistischen Mitstreiter aus 53 Ländern der Erde eine Normalität« sei. »Ein Vorgehen gegen das Denkmal wäre ein fatales Zeichen gegen die Demokratie und die Aufarbeitung der Geschichte.« Namens des KFSR wurde von den Verantwortlichen in Spanien gefordert, »alles dafür zu tun, daß dem Ansehen der Kämpfer, die für die Verteidigung Madrids ihr Leben einsetzten und auch verloren, durch ein Vorgehen gegen das Denkmal auf dem Gelände der Madrider Universität kein Schaden entsteht«.
Wittstock, der gemeinsam mit ehemaligen Interbrigadisten und anderen KFSR-Mitgliedern am 22. Oktober 2011 an der Einweihung des Denkmals teilgenommen hatte, hat sich mittlerweile auch an den Botschafter des Königreiches Spanien in der Bundesrepublik, Pablo Garcia-Berdoy, gewandt. In seinem Schreiben vom 7. Juni bekräftigt er die auch international vielfach artikulierte Hoffnung, »daß die Entscheidung zum Abriß des Denkmals nicht umgesetzt wird und das Andenken an die Kämpfer für Demokratie und Frieden und gegen den europäischen Faschismus so auch in Madrid erhalten bleibt«.

Inzwischen haben sich den Protesten neben dem KFSR auch die Veteranenorganisationen aus Großbritannien, den USA, Frankreich, Rußland und anderen Ländern angeschlossen. Für den britischen »International Brigade Memorial Trust« unterzeichneten zum Beispiel deren Generalsekretär Jim Jump, der frühere Londoner Bürgermeister Ken Livingstone und der bekannte Historiker Paul Preston ein entsprechendes Schreiben. Weltweit signierten bereits mehr als 13000 Menschen eine diesbezügliche Petition der AABI. Die Losung der Brigadisten von einst gilt auch heute: »No pasarán« – sie kommen nicht durch!


Hier bitte die Petition unterschreiben! 
 
KFSR

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In der DDR entstand im Berliner Volkspark Friedrichshain schon 1968 die ,Gedenkstätte der 3000 Interbrigadisten‘. Die 6 m hohe Bronzefigur eines Spanienkämpfers schuf Fritz Cremer.
Das DDR-Kabinett-Bochum e.V. wird sich demnächst auch noch intensiver mit der Geschichte der Spanienkämpfer in unserer Stadt (Bochum und Wattenscheid) beschäftigen und Überlegungen für die Errichtung eine Gedenktafel anstellen.



 

1. Juli - Tag der Volkspolizei

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Lied der Volkspolizei
Wir dienen der Arbeiterklasse,
Dem Volk, das so fleißig sich müht,
Daß endlich für immer die Erde
Vom Unheil befreit voll erblüht.
In Straßen und Betrieben,
Auf Schienen und am Kai,
Beseelt vom Friedenswillen,
Geführt von der Partei.
Beauftragt, das Leben zu schützen,
Für Recht und Gesetz da zu sein,
Stehen wir jederzeit für die Heimat,
Für Ordnung und Sicherheit ein.

In Straßen und Betrieben,
Auf Schienen und am Kai,
Beseelt vom Friedenswillen,
Geführt von der Partei.

Gemeinsam mit unseren Helfern,
Verwirklichen wir Tag und Nacht,
Die Sehnsucht nach Ruhe und Frieden
Und damit ein Stück unsrer Macht.

 In Straßen und Betrieben,
Auf Schienen und am Kai,
Beseelt vom Friedenswillen,
Geführt von der Partei.
Im Kampf mit den Feinden erfahren
Und nie uns zu beugen bereit,
Erfüllen wir treu auch in Zukunft;
Den von uns geleisteten Eid.

 In Straßen und Betrieben,
Auf Schienen und am Kai,
Beseelt vom Friedenswillen,
Geführt von der Partei.

In Gedenken an Helmut Just

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Unterwachtmeister
Helmut Just

02.07.1933 - 30.12.1952


Nicht vergessen 
 
Gedenkfeier für Helmut Just - Von Florian Osuch in junge Welt


Am Dienstag abend versammelten sich knapp einhundert Menschen in Berlin zu einer Gedenkkundgebung für Helmut Just. Er war Angehöriger der kasernierten Volkspolizei der DDR und wurde am 30. Dezember 1952 während seiner Tätigkeit an der Berliner Sektorengrenze erschossen. Der damals 19jährige Just war gelernte Maler und begeisterter Boxer. Er wurde während der Ausübung seines Dienstes an der Behmbrücke im Ortsteil Prenzlauer Berg durch Schüsse getötet. Seine Mörder wurden nie gefaßt.

Bei der Bundesstiftung Aufarbeitung heißt es, Just sei von »zwei West-Berlinern aus nächster Nähe erschossen« worden. Der Mord fiel in eine Zeit, in der es massive Angriffe gegen die junge DDR gab. Gruppierungen wie die sogenannte Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU) verübten Anschläge gegen Einrichtungen und Anlagen, vergifteten Lebensmittel und legten Brandbomben in Kaufhäuser. Finanziell unterstützt wurde die KgU damals insbesondere vom US-Geheimdienst. Auch der Senat in Westberlin sowie die Bundeszentrale für politische Bildung – damals noch unter der Bezeichnung Bundeszentrale für Heimatdienst – kooperierten mit der KgU und stellten Geld zur Verfügung.

Karl-Heinz Schmalfuß, Generalleutnant a. D. und ehemaliger stellvertretender Innenminister der DDR, nannte Helmut Just in seiner Gedenkrede ein »Opfer des Kalten Krieges«. Viele Teilnehmer legten Blumen am Gedenkstein nieder. Eingeladen zur Ehrung auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde hatte die Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung e.V. (GRH).

Helmut Just wäre am 2. Juli 80 Jahre alt geworden. Die heutige Behmbrücke in Berlin und mehrere Straßen waren zu DDR-Zeiten nach ihm benannt.

Sonderausstellung "Kostbarkeiten aus Porzellan" im DDR-Kabinett-Bochum

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Noch bis zum 11. Oktober 2013 präsentiert das DDR-Kabinett-Bochum in seinen Räumen die Sonderausstellung "Kostbarkeiten aus Porzellan" - Ausgewählte Stücke aus den Porzellanmanufakturen der DDR.
 
 




 
 

Schöne Ferien in der DDR.....und Heute?

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Im RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg)rief ein Pfarrer der Stadtmission auf, u. a. 150 Euro zu spenden, damit ein Kind sinnvolle Ferien verbringen könne. Der Nachrichtensprecher hatte zuvor bekanntgegeben, daß viele Kinder nicht verreisen und sinnvolle Ferienerlebnisse, ihnen mangels Geld der Eltern versagt bleiben. Ich hatte eine Kindheit, wo man zwar nicht um die Welt reiste, aber sinvoll gestaltete Ferien verleben, lernen und glücklich sein konnte - so einst erlebt in der heute gesetzlich verfemten Deutschen Demokratischen Republik.
 
E.Rasmus
 
 
Wegen der Aktualität des Mangels heute
 
Es war einmal … ich konnt’ es selbst genießen,
Was gegenwärtig wie ein Märchen klingt.
Und ob, da in ihm doch das Gute winkt,
Zum Guten endend, Böses niederzwingt?
Wahr ist es wie des Sommers Blumenwiesen.
 
Ein Wandern, Spielen, Fröhlichsein und Singen,
Erkunden der Natur und frührer Zeit
War Kindern dereinst Selbstverständlichkeit.
Der Staat hielt auch die Mittel stets bereit,
Gesund erholt, die Ferien zu verbringen.
 
Zwölf Mark, der Aufenthalt im Ferienlager,
Drei Wochen Kinderglückserlebniswelt.
Die Ferienspiele kosteten noch wen’ger Geld.
Zu Hause –  nun warum, sei hier dahingestellt –
War die Gestaltung auch ein Ferienschlager.
 
E.Rasmus

Die humanitäre Hilfe der DDR für Vietnam

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Aus dem Bestand des DDR-Kabinett-Bochum e.V.

Die Solidarität mit dem leidenden und kämpfenden Vietnam war für Millionen Menschen in der DDR eine Herzensangelegenheit.

Diese solidarische Hilfe war von Anfang an eine Bewegung von unten, spontan und nicht stabsmäßig geplant, die von allen Schichten der Bevölkerung getragen wurde. Sie blieb der Kristallisationspunkt aller Aktionen auch dann noch, als auch in diesem bereich feste politische und organisatorische Strukturen bestimmende waren.
In der noch jungen DDR haben die Bürger bereits in den 50er Jahren auf vielfältige Art und Weise ihre Solidarität mit dem um seine Existenz, Freiheit und Unabhängigkeit kämpfenden vietnamesischen Volk zum Ausdruck gebracht. Sie forderten die Beendigung des Krieges Frankreichs gegen Vietnam, das wider kolonisiert werden sollte. Nach dem Sieg der Vietnamesischen Volksarmee über die französischen Kolonialtruppen in der Schlacht bei Dien Bien Phu und der Unterzeichnung des Genfer Abkommens vor genau 55 Jahren war es dann möglich, auch konkrete materielle Hilfe zu organisieren. Zu dieser Zeit wurden alle orhaben vom bereits bestehenden Solidaritätsausschuss für Korea koordiniert, der auf Vietnam erweitert wurde. Es ist schier unglaublich, was die DDR-Bevölkerung bereits ein Jahrzehnt nach Ende des Zweiten Weltkrieges geleistet hat. Aus Zusammenstellungen des Solidaritätskomitees der DDR über Spendenleistungen seit 1956 sind für die ersten Jahre vor allem zu nennen:
Die Errichtung eines Fernsprechamtes und einer Druckerei, die Ausrüstung eines Filmstudios in Hanoi, der Aufbau einer Glasfabrik in Haiphong sowie die Lieferung von 20 Fischkuttern. Parallel dazu bildeten DDR-Spezialisten vor Ort Vietnamesen für die Wartung und den Einsatz der für sie neuen Technik aus.
Natürlich stand die Hilfe bei der medizinischen Versorgung ganz oben auf der Prioritätenliste. Das damals 50 Jahre alte und armselige Phu-Doan-Krankenhaus in Hanoi mit 400 Betten erhielt aus Spenden über den Solidaritätsausschuss dringend benötigte medizinische Ausrüstungen, Medikamente und Verbrauchsmaterialien. Die Ausrüstungen umfassten: Neuausstattung der Operations- und Krankensäle, der Röntgenabteilung, der Stomatologie und des Zentrallabors sowie den Aufbau einer orthopädischen Werkstatt. Auch hierbei stand die Weiterbildung des medizinischen Personals im Mittelpunkt. Als dank für die überragende Unterstützung seitens der DDR wurde diese große Klinik schon 1956 in "Krankenhaus der deutsch-vietnamesischen Freundschaft umbenannt. Es war ein Symbol der Solidarität und der Zusammenarbeit gerade auch während der militärischen Aggression der USA von 1964 bis 1973 sowie später in der Phase des Wiederaufbaus des zerstörten Landes bis zum Jahre 1989.
Niemand konnte damals ahnen, dass der Weh zu Frieden, Freiheit und Einheit für das vietnamesische Volk noch so viele opferreiche Jahre dauern würde.
In diesem Zusammenhang darf ich Sie an folgendes erinnern:
Am 5. August 1964 begannen die USA ihre Bombardements gegen fünf Städte im Norden des Landes, darunter auch die Stadt Vinh. Unsere Antwort war die Bildung eines speziellen Vietnam-Ausschusses beim damaligen Afro-Asiatischen Solidaritätskomitee der DDR, um die spontan ansteigende Flut von Hilfsaktionen aus der Bevölkerung für Vietnam zu koordinieren und effektiv zu gestalten. Parallel dazu weitete sich die Solidaritätsbewegung in der DDR auch für andere Länder weiter aus und führte dazu, dass die vielschichtigen Aktivitäten im Lande und deren Umsetzung durch das im Jahr 1973 gegründete Solidaritätskomitee der DDR gebündelt wurden.
Die Hilfsleistungen aus Spenden der Bevölkerung für Vietnam waren riesengroß. Sie beliefen sich von 1965 bis 1989 auf insgesamt 1,3 Milliarden Mark der DDR. Hinter dieser Zahl verbirgt sich eine Opferbereitschaft von vielen Millionen Menschen. Solidarität mit den Ärmsten der Armen und um ihre politische und ökonomische Unabhängigkeit kämpfenden Völker auch in Mittel- und Südamerika war zu einem inneren Bedürfnis geworden. Die Spendengelder sowie spezifische Aktionen kamen von Mitgliedern und Verbänden wie den Gewerkschaften und Bauern, von Organisationen der Frauen, der Kinder und der Jugendlichen, von Handwerkern und Gewerbetreibenden sowie von Kleintierzüchtern, aber auch von Angehörigen der Armee und der Polizei.
Um die finanziellen Mittel in dieser Höhe in konkrete materielle Hilfe für Vietnam umsetzen zu können, war eine enge Zusammenarbeit des Soli-Komitees mit den zuständigen Ministerien und der Staatlichen Plankommission nötig. Da die Währung der DDR nicht konvertierbar war, mussten alle Güter bei uns im Lande gekauft und per Schiff von Rostock nach Haiphong im Norden und ab 1975 auch nach Da Nang und Na Thrang sowie nach Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden transportiert werden.
In den 60er Jahren gab es viele Aktionen, an denen unzählige DDR-Bürger beteiligt waren - darunter Blutspenden für Kriegsopfer, 4.000 mechanische Nähmaschinen aus Spenden von Frauen, drei von Eisenbahnern voll ausgerüstete und bezahlte Züge zur Reparatur von Brücken und Gleisen, Spenden von Bergarbeitern für 9.000 Tonnen Kali als Düngemittel, 10.000 Fahrräder bezahlt durch eine Aktion der Schriftsteller, 22.000 Pflanzenschutz-Sprühgeräte finanziert durch Spenden der Genossenschaftsbauern - um nur einige zu nennen.
Ein Projekt, welches uns im Solidaritätskomitee all die Jahre besonders am Herzen lag, war die fortschreitende Rekonstruktion, Erweiterung und Neueinrichtung des "Krankenhauses der deutsch-vietnamesischen Freundschaft". Dadurch war es stets auf dem neuesten Stand und konnte vielen Menschen helfen sowie seinen Aufgaben als Universitätsklinik gerecht werden. Jahr für Jahr aufs Neue erfolgte die Versorgung mit medizinischen Geräten, Instrumenten, Verbrauchsmaterialien, Medikamenten und technischen Ersatzteilen. 1993 besuchte ich den Direktor des Krankenhauses, um ihm mitzuteilen, dass eine weitere Unterstützung nun nicht mehr möglich sei. Darauf antwortete er mir: "Die DDR und das Solidaritätskomitee haben uns in den schwersten Zeiten bis zum Ende der DDR treu zur Seite gestanden. Das werden wir nie vergessen. Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um das Geschaffene zum Wohle der Patienten zu erhalten." Dann fügte er noch hinzu, es sei nun an Vietnam, den Freunden in Deutschland ihre Solidarität zu erwidern.
Erlauben Sie mir, nun gleichsam in Stichworten auf weitere Projekte in Vietnam hinzuweisen, die das Solidaritätskomitee zu verantworten hatte:
Zum einen das Zentrum für Orthopädie und Rehabilitation in Ba Vi, das erste dieser Art in Vietnam mit allem, was dazu gehört, z.B. Herstellung von Prothesen und Rollstühlen sowie eine Ausbildungsstätte für Lehrlinge. Pro Jahr konnten 6.000 Patienten versorgt werden. Hier arbeiteten im Laufe des Jahres mehr als 120 Spezialisten aus der DDR. 54 Vietnamesen wurden zu entsprechenden Spezialisten in unserem Lande ausgebildet.
Zum anderen die Einrichtung von nicht weniger als 153 Werkstätten mit insgesamt 6.500 Arbeitsplätzen, darunter solche für Metallverarbeitung, für Leder- und Holzbearbeitung, für die Reparatur von Elektromotoren und Fahrrädern sowie Scheiderwerkstätten.
Und was hier auf gar keinen Fall unerwähnt bleiben darf: Die Stadt Vinh, Hauptstadt der Provinz Nghe An, wurde zur Partnerstadt der DDR erklärt. Am Wiederaufbau der völlig zerstörten Stadt beteiligte sich die DDR mit staatlichen Mitteln beim Bau von 1.600 Wohnungen und der dazu gehörigen Infrastruktur. Das Solidaritätskomitee finanzierte aus Spendenmitteln den Bau und die Einrichtung einer Schule, von zwei Kinderkrippen und eines Kindergartens sowie der Berufsschule für Bauwesen.
Bestandteil aller realisierten Vorhanden war die Entsendung von DDR-Fachkräften (z.B. im Werkstattprogramm von 800 Handwerkern) sowie die projektbezogene Ausbildung und Qualifizierung von Vietnamesen sowohl vor Ort als auch in der DDR - und das auch noch viele Jahre nach Fertigstellung der jeweiligen Objekte.
Gestatten Sie mir, an dieser Stelle auch auf ein ernstes Problem hinzuweisen, vor dem wir in den 80er Jahren standen: Es ging um das kritische Verhältnis zwischen dem enormen Spendenaufkommen einerseits und den ökonomischen Möglichkeiten der DDR andererseits. Die wirtschaftliche Kraft und die wirtschaftlichen Ressourcen unseres Landes waren begrenzt. Somit wurde es zunehmend schwieriger, die Spendenbereitschaft auch in konkrete materielle Unterstützung z.B. für Vietnam umzusetzen. Große Projekte standen nun nicht mehr auf der Tagesordnung. Dennoch konnten unter großen Anstrengungen umfangreiche jährliche Lieferungen von dringend benötigten Gütern für das Orthopädiezentrum und das Krankenhaus fortgesetzt werden. Außerdem gingen Jahr für Jahr vor allem Schulmaterialien, medizinisches Verbrauchsmaterial, Nähmaschinen, Fahrräder, Waschpulver, Bekleidungsstoffe sowie Waren des täglichen Bedarfs per Schiff nach Vietnam.
Die materiellen Engpässe in der DDR führten dazu, dass von 1983 bis 1989 die Finanzierung des Studiums von jungen Menschen aus Entwicklungsländern an unseren Universitäten, Hoch- und Fachschulen und für die Berufsausbildung zu einem neuen Schwerpunkt der Solidaritätsarbeit wurde. In diesem Zeitraum trug das Solidaritätskomitee der DDR die gesamten Studiums- und Ausbildungskosten von Vietnamesen. Die jährliche Aufnahmekapazität betrug 165 Plätze zum Studium und 250 Plätze für die Berufsausbildung. Das war auf jeden Fall eine wichtige Investition in die Zukunft Vietnams. Insgesamt absolvierten in der DDR mehr als 3.000 Vietnamesen Universitäten, Hoch- und Fachschulen, 11.000 Vietnamesen erhielten eine Facharbeiterausbildung.
Summe summarum wäre festzustellen: Die DDR und ihre Bevölkerung haben eine riesige Leistung zur Unterstützung Vietnams vollbracht, auch wenn das aus der Sicht der enormen Bedürfnisse dieses Landes zu relativieren wäre. Die moralische Wirkung dieser Hilfe auf die Menschen in Vietnam kann dagegen nicht hoch genug gewertet werden. Sie stärke den Mut und den Willen, die Feinde militärisch zu besiegen, die Hinterlassenschaften des Krieges zu überwinden sowie mit großem Fleiß und zielbewusst ein neues Leben aufzubauen.
Den Blick zurück auf die DDR zu richten, um Antworten für die Zukunft zu finden, wäre bei meinem Thema unvollständig, ohne der Frage nachzugehen, wie es heute bei uns um die Solidarität bestellt ist.
Ohne lange Erklärungen ist festzustellen: Mein Verein, der "Solidaritätsdienst - international e.V." (SODI), wurde 1990 gegründet und verstand sich in gewisser Weise als Nachfolger des Solidaritätskomitees der DDR. Er setzte die Tradition der solidarischen Hilfe auch in Vietnam fort, um den Menschen zu helfen, die Kriegsfolgen und die daraus entstandene Armut zu überwinden. SODI knüpft nahtlos an die tief verwurzelten Gefühle der humanitären Hilfe und der Solidarität an. Allerdings gab es beim Spendenaufkommen dramatische Einbrüche, weil die Wirtschaft in unserem Teil Deutschlands und damit auch die Existenzgrundlagen vieler Menschen in kurzer Zeit zunichte gemacht wurden. Aber die systematische Präsenz von SODI hat dazu beigetragen, den Solidaritätsgedanken wach zu halten und ihm eine neue Orientierung zu geben. Somit konnte auch neue Menschengruppen erreicht werden. Das Ergebnis ist: Trotz aller Widrigkeiten stieg das Spendenaufkommen nach und nach wieder an. Die Leistungen für Vietnam wurden sowohl aus steigenden Spendeneinnahmen als auch durch ergänzende finanzielle Zuwendungen ermöglicht.
Es war auch kein Zufall, dass SODI in Vinh, der Partnerstadt der DDR, die neue Projektarbeit begann und bis heute fortsetzt. Dabei nutzten wir die Erfahrungen aus der DDR-Zeit und brachten einen neuen, äußerst wichtigen Faktor zum Tragen. SODI konnte und kann nun im Unterschied zu früher die D-Mark bzw. den Euro als konvertierbare Währung einsetzen. Die Hilfsprojekte werden direkt vor Ort in enger Zusammenarbeit mit vietnamesischen Kräften und Organisationen sowie gemeinsam mit der Bevölkerung geplant, vorbereitet und realisiert. Dadurch ist unser Verein immer in der Lage, auch für die kleinste Geldspende einen konkreten Empfänger und ein konkretes Projekt zu benennen. Das war eine der Voraussetzungen für den ständigen Anstieg der Spenden auf dem Konto von SODI.
Außerdem haben wir aus der Not eine Tugend gemacht und nach 1990 funktionstüchtige medizinische Geräte und sehr gut erhaltene Ausrüstungen gesammelt und in großen Containern auch nach Vietnam geschickt. Bekanntlich wurden damals ganze Krankenhäuser geschlossen bzw. völlig neu ausgestattet auch dann, wenn es sich um nagelneue und hochwertige Aggregate und Einrichtungsgegenstände handelte.
SODI hat sich durch seine Aktionen und Dank der Spenden aus der Bevölkerung vor allem der so genannten neuen Bundesländer eine feste Position erarbeitet und zwar sowohl in Gesamtdeutschland als auch in Ländern Asiens und Afrikas sowie mit Abstrichen auch in Lateinamerika. Das Kürzel SODI ist in Vietnam im Laufe der vergangenen 20 Jahre sozusagen zu einem Markenzeichen für die solidarische und humanitäre Hilfe aus Deutschland geworden.

Monika van der Meer
(1980-1990 Mitarbeiterin für Asien im Solidaritätskomitee der DDR, bis 2002 Projektmanagerin beim Solidaritätsdienst-international (SODI) für Vietnam, Laos und Kambodscha. Mitglied im Solidaritätsdienst-international e.V. -SODI-)

Auszüge aus dem Vortrag auf der wissenschaftlichen Konferenz  vom 10./11. Oktober 2009 in Berlin anlässlich des 60. Gründungstages der Gründung der DDR, veranstaltet durch offen-siv.

Vor 70 Jahren wurde bei Moskau das Nationalkomitee »Freies Deutschland« gegründet

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Zum Abschluß der Gründungskonferenz unterzeichneten die gewählten Komiteemitglieder am 13. Juli 1943, hier der spätere Beauftragte an der ­Leningrader Front, Leutnant Ernst Kehler, das Manifest des Nationalkomitees

Manifest des Gewissens

Geschichte. Vor 70 Jahren wurde bei Moskau das Nationalkomitee »Freies Deutschland« gegründet. Aus kriegsgefangenen Wehrmachts-angehörigen entwickelte sich eine ­schlagkräftige antifaschistische Widerstandsbewegung
 
Von Peter Rau in junge Welt
 
 
An der Bewertung des 12./13. Juli 1943 durch die offizielle Bundesrepublik hat sich bis heute nichts Wesentliches geändert. So bietet der anstehende 70. Jahrestag der Gründung des Nationalkomitees »Freies Deutschland« einmal mehr Gelegenheit, kräftig gegen den Strich der einseitigen bürgerlichen Geschichtsschreibung zu bürsten. Denn in Sachen Ausgrenzung aus dem antifaschistischen Widerstand gilt nach wie vor das schon vor zehn Jahren bekräftigte Verdikt aus dem Bundesministerium der Verteidigung. Danach würden NKFD und »Bund Deutscher Offiziere« (BDO) erstens dem aus dem Grundgesetz der BRD abgeleiteten Traditionsverständnis der Bundeswehr zuwiderlaufen, zweitens sei wirklicher Widerstand aus der Kriegsgefangenschaft heraus nicht möglich gewesen, und drittens stehe dessen »starke kommunistische Prägung« einer umfangreichen Würdigung im Wege.

Damit folgt man – abgesehen von der einst üblichen antisemitischen Attitüde – der Sichtweise der faschistischen Wehrmachtsführung. Aber das ficht die heutigen Apologeten mitnichten an. Immerhin hatte der hochdekorierte Panzerkommandeur und Generaloberst Heinz Guderian 1944 als Generalstabschef des Heeres die Angehörigen des Nationalkomitees als feige Überläufer und Verräter sowie »willenlose Werkzeuge in der Hand Stalins« diffamiert. Schon die Sondernummer der vom Oberkommando der Wehrmacht herausgegebenen »Mitteilungen für das Offizierskorps zum Moskauer Komitee ›Freies Deutschland‹« vom Oktober 1943 hatte die Richtung vorgegeben: »Diese ganze Sippe steht im Solde Moskaus, sie stellt nichts anderes dar als einen Bestandteil der deutschen Sektion der formell ›aufgelösten‹ Komintern. Kein deutscher Soldat wird auf sie hineinfallen.« Verunglimpft wird etwa die Forderung des Nationalkomitees nach Beseitigung aller »auf Völker- und Rassenhaß beruhenden Gesetze«: »Damit würde also der Jude in Deutschland wieder freie Hand bekommen.« Bezogen auf die Gründung des im September 1943 entstandenen Offiziersbundes heißt es weiter, »daß es ganz und gar unwahrscheinlich ist, daß sich deutsche Offiziere und Soldaten, die sich so heldenhaft geschlagen haben, aus freien Stücken zu einem derartigen Schritt entschlossen haben« und »hochverdiente deutsche Offiziere, die z.T. aus berühmten alten Soldatengeschlechtern stammen, nach einer Dienstzeit von 25 bis 30 Jahren ihre Überzeugung innerhalb eines halben Jahres wie einen Handschuh wechseln. (…) Was aber wissen wir darüber? Wissen wir, ob alle diese Männer überhaupt noch leben? Ob ihre Namen und Unterschriften nicht einfach gefälscht sind? (…) Aus allen diesen Gründen muß man auch die ›Deutsche Offiziers-Union‹ als einen plumpen bolschewistischen Schwindel bezeichnen, bei dem Juden, Emigranten und die Agitatoren Moskaus Pate gestanden haben.«

Die in den folgenden Wochen und Monaten von den beiden genannten Organisationen präsentierten Fakten und Aktionen sprachen jedoch eine andere Sprache als dieses im Stil der Goebbels-Propaganda abgefaßte Pamphlet.
 

Zur Vorgeschichte des NKFD

 
 
In der Tat handelte es sich bei der Gründung des Nationalkomitees wie des zwei Monate später entstandenen »Bundes Deutscher Offiziere« (BDO), der sich umgehend dem NKFD angeschlossen hatte, um eine neue Qualität in der deutschen Widerstandsbewegung gegen Hitler und Konsorten. Denn erstmals wurde damit der 1935 von der Kommunistischen Internationale, kurz Komintern, auf ihrem VII. Weltkongreß beschlossene Kurs der Volks- und Einheitsfront aller antifaschistischen Kräfte in einem größeren Rahmen in die Praxis umgesetzt. Doch anders als nach dem Krieg jahrzehntelang von der SED propagiert, war die Initiative dazu keineswegs allein von der KPD ausgegangen. Zwar hatte sich bereits Ende 1941 in Mexiko eine maßgeblich von kommunistischen Emigranten inspirierte überparteiliche Bewegung Freies Deutschland konstituiert. Doch in der Sowjetunion wurde eine solche Gründung erst im Verlauf des Jahres 1942 spruchreif. Auch wenn es da schon – im Spätherbst 1941 etwa mit dem Appell von 158 Kriegsgefangenen »An das deutsche Volk« im Durchgangslager 58 in Temnikow in der Mordwinischen ASSR – eine erste gewichtige Wortmeldung zur raschen Beendigung des Krieges gegeben hatte.
 

Vom Manneswort …

 
 
Unterstützt von Beauftragten der Komintern und Emigranten vor allem aus den Reihen der KPD, kam es auch in anderen Lagern zu entsprechenden Willensbekundungen, so im Mai 1942 im Lager Jelabuga an der Kama, einem Nebenfluß der Wolga. Dort machte der Reservehauptmann Dr. Ernst Hadermann, bereits am 18. Juli 1941 schwerverwundet in Gefangenschaft geraten, mit einer Rede auf sich aufmerksam, die wenig später in einer Auflage von 500000 Exemplaren gedruckt wurde. Die mit einem Vorwort des kommunistischen Schriftstellers Erich Weinert versehene Broschüre »Wie der Krieg zu beenden ist. Manneswort eines deutschen Hauptmanns« wurde über den deutschen Linien abgeworfen und in den Gefangenenlagern verteilt. Der damals 46jährige Studien­rat aus Kassel hatte mit seinen darin geäußerten Gedanken um Vaterlandsverrat und den einst auf Hitler geleisteten Treueeid vielen Mitgefangenen Denkanstöße vermittelt. Aber deren überwiegende Mehrheit setzte weiterhin – verblendet von faschistischem Gedankengut und großdeutschem Größenwahn – in treuer »Führer«-Gefolgschaft auf den versprochenen Blitzkrieg nebst Endsieg.

Allerdings war die Zahl der in sowjetische Kriegsgefangenschaft geratenen Wehrmachtsangehörigen erst mit der vernichtenden Niederlage in der Schlacht um Stalingrad Ende Januar, Anfang Februar 1943 nennenswert angewachsen. Waren 1941 lediglich 32500 Gefangene registriert worden, so stieg ihre Zahl im Verlauf des folgenden Jahres um 140000 an. Bis zum Februar 1943 kamen 170000 weitere Soldaten und Offiziere hinzu, darunter vor allem die im Umfeld der Metropole an der Wolga eingekesselten und zur bedingungslosen Kapitulation gezwungenen Überlebenden der von Generalfeldmarschall Friedrich Paulus nach Stalingrad geführten 6.Armee. Deren Zahl lag verschiedenen Quellen zufolge zwischen 91000 und 123000 Mann.

Insbesondere ihre Erfahrungen machten die überlebenden »Stalingrader« empfänglich für das Werben Moskaus. Immerhin hatten sie sowohl den aufopferungsvollen Kampf der Rotarmisten erlebt als auch das Scheitern der großspurig versprochenenen Versuche zum Ausbruch aus dem Kessel. Und sie mußten die bornierte Ablehnung der fairen sowjetischen Kapitulationsangebote hinnehmen wie ihren von Berlin in Kauf genommenen und entsprechend gefeierten »Heldentod«. Andererseits hatte Stalin in seiner Funktion als Volkskommissar für Verteidigung schon im Februar 1942 den faschistischen Weltanschauungskriegern ins Stammbuch geschrieben: »Die Rote Armee nimmt deutsche Soldaten und Offiziere, wenn sie sich ergeben, gefangen und schont ihr Leben. Die Rote Armee vernichtet deutsche Soldaten und Offiziere, wenn sie es ablehnen, die Waffen zu strecken, und wenn sie mit der Waffe in der Hand unsere Heimat zu unterjochen suchen.« An anderer Stelle seiner Rede zum 24. Jahrestag der sowjetischen Streitkräfte hob er prophetisch hervor: »Es ist sehr wahrscheinlich, daß der Krieg für die Befreiung des Sowjetbodens zur Vertreibung oder Vernichtung der Hitlerclique führen wird. Wir würden einen solchen Ausgang begrüßen. Es wäre aber lächerlich, die Hitlerclique mit dem deutschen Volk, mit dem deutschen Staat gleichzusetzen. Die Erfahrungen der Geschichte besagen, daß die Hitler kommen und gehen, aber das deutsche Volk, der deutsche Staat bleibt.«

Getreu dieser Maximen handelte die sowjetische Parteispitze in den folgenden Monaten. Unter der Federführung von Dmitri Manuilski, damals noch Sekretär im Exekutivkomitee der Komintern und Verantwortlicher der KPdSU für die politische Aufklärungsarbeit unter den Kriegsgefangenen, nahm die Idee rasch Gestalt an, Vertreter der deutschen Emigration mit (inzwischen) antifaschistisch gesinnten ehemaligen Wehrmachtsangehörigen zusammenzubringen, um ein entsprechendes überparteiliches Gremium zu schaffen. Es sollte – anders als die in der Roten Armee bestehenden Abteilungen zur Zersetzung des Gegners – die Frontpropaganda gezielter auf die schnellstmögliche Beendigung des Krieges orientieren und die antifaschistische Aufklärungsarbeit in den Lagern koordinieren und intensivieren.

Inzwischen hatten neben der im Frühjahr 1942 in Oranki bei Gorki eingerichteten ersten zentralen Antifaschule, die Anfang 1943 nach Krasnogorsk verlegt worden war, weitere vergleichbare Einrichtungen ihre Arbeit aufgenommen. In denen konnten sich ehemalige Wehrmachtsangehörige auf freiwilliger Basis in mehrmonatigen Lehrgängen das für die bevorstehenden Kämpfe erforderliche Rüstzeug aneignen. Als Lehrer an diesen Schulen waren gleichermaßen sowjetische Spezialisten wie deutsche Emigranten tätig. Im Mai und Juni 1943 erörterten Vertreter des ZK der KPD in Moskau die Grundfragen der Bildung eines nationalen Komitees »Freies Deutschland«. Ende Juni wurde ein »Vorbereitender Ausschuß für die Bildung eines deutschen Nationalkomitees« geschaffen. Unter dem Vorsitz von Erich Weinert, der nach seinem Einsatz in Spanien in der Sowjetunion Aufnahme gefunden hatte, gehörten dazu neben Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht noch der Schriftsteller Johannes R. Becher und der frühere KJVD-Funktionär Hans Mahle sowie vier Kriegsgefangene: Hauptmann Ernst Hadermann, Leutnant Bernt von Kügelgen, Feldwebel Herbert Stresow und Gefreiter Jakob Eschborn. Sie sollten den Ablauf der Gründungskonferenz und die Zusammensetzung des künftigen Komitees beraten und den Entwurf eines Manifests erörtern, der der Konferenz zur Beschlußfassung vorgelegt werden sollte. Stalin selbst, der sich wiederholt vom Fortgang der Arbeiten berichten ließ, hatte schließlich die Order erteilt, wonach es höchste Zeit sei, »daß die Deutschen eine antifaschistische Front auf breitester Grundlage bilden«.
 
… zum Manifest
 
Mit dem Entwurf dieses Manifestes hatte Dmitri Manuilski indes die für die Politische Hauptverwaltung der Roten Armee (Glawpurka) tätigen KPD-Funktionäre Rudolf Herrnstadt und Alfred Kurella beauftragt. Anfang Juni 1943 informierte er die beiden sowie Oberst Josef Braginski, den stellvertretenden Chef der für die Frontpropaganda zuständigen 7. Abteilung der Glawpurka, darüber, daß er soeben vom Kreml die Genehmigung zur Gründung eines deutschen Nationalkomitees erhalten habe. Wie sich Herrnstadt später erinnerte, erklärte Manuilski dabei: »Seit Stalingrad befinden sich Massen von Deutschen in der Sowjetunion. Das gibt die Möglichkeit, aus deutschen Kreisen heraus eine organisierte Massenbewegung gegen Hitler erwachsen zu lassen. Wot wam, nemezkije towarischtschi, jetzt zeigen Sie, was Sie können! Wenn wir gut arbeiten, treffen wir mit einem Schuß fünfmal ins Schwarze. 1. Hitler wird durch seine Truppen gestürzt. 2. Der Roten Armee werden Ströme von Blut erspart. 3. Deutschland kommt zu einer echten, fortschrittlichen Repräsentation. 4. Die deutsche Arbeiterklasse spielt wieder die ihr gebührende Rolle und 5. allen Beneschs wird das Handwerk gelegt.« Gemeint waren damit Pläne zur Zerstückelung Deutschlands, wie sie von westlichen Alliierten und auch dem tschechoslowakischen Exilpolitiker Edvard Beneš verfochten wurden.
»Das ist ja bereits ein ganzes Aktionsprogramm«, konstatierte Braginski. »Eben«, erwiderte Manuilski und äußerte nun den Wunsch, dessentwegen er die drei zu sich gerufen hatte. »Schreiben Sie mir gleich das Manifest. Denn mit einem Manifest muß sich das Nationalkomitee natürlich vorstellen.« Nach den ersten, allerdings noch ziemlich mißlungenen Versuchen – zu sehr Flugblatt, zu sehr Agitation – war Herrnstadts Entwurf dran. Manuilski: »Wot! Das ist der Ton, um den es geht! Hier spricht die kommende Regierung! Boshe moj, was rede ich. Ob aus dem Nationalkomitee jemals eine Regierung wird, darüber werden die Deutschen selber entscheiden. Durch das, was sie tun nämlich. Aber auftreten muß das Nationalkomitee mit der Sprache der Macht. Was Sie da haben, Genosse Gerrnstadt, ist zwar (noch) nicht die Sprache der Macht, sondern ein mächtiges Gestammel. Aber man sieht: Sie stammeln in die richtige Richtung.«

Herrnstadt weiter: »Der zweite Entwurf, den wir zwei Tage später vorlegten, war bereits die Grundlage für die spätere Endfassung des Manifests. Er enthielt die mit Manuilski vereinbarten Losungen: Für die Truppe – Rückführung an die Reichsgrenzen und Freigabe aller eroberten Gebiete; für die spätere deutsche Regierung: restlose Beseitigung aller auf Völker- und Rassenhaß beruhenden Gesetze, Freiheit des Wortes, der Presse, der Organisation, des Gewissens und der Religion, Sicherung des Rechts auf Arbeit und des rechtmäßig erworbenen Eigentums, Beschlagnahme des Vermögens der Kriegsschuldigen und der Kriegsgewinnler usw.«

Die so entstandene Fassung des Manifests wurde Stalin vorgelegt und von diesem ohne Korrektur bestätigt. Nach einer stilistischen Überarbeitung unter anderem durch Anton Ackermann von der KPD-Führung wurde dieser Entwurf dem »Vorbereitenden Ausschuß« übergeben. Dort wurden noch einige Veränderungen vorgenommen, die laut Herrnstadt »geeignet waren, das Manifest in den Augen des Offizierskorps der Wehrmacht glaubhafter zu machen. Die wesentlichste dieser Änderungen war die Umstilisierung des ganzen Absatzes über die Lage an den Fronten.« Diese habe von den Offizieren viel sachgerechter beurteilt werden können.

Während sich der Ruf an die Wehrmacht zur sofortigen Einstellung der Kampfhandlungen im Entwurf nur an die einfachen Soldaten gerichtet hatte, wurden nun auch die Offiziere einbezogen: »Deutsche Soldaten und Offiziere an allen Fronten! Ihr habt die Waffen! Bleibt unter den Waffen! Bahnt Euch mutig unter verantwortungsbewußten Führern, die eins sind mit Euch im Kampf gegen Hitler, den Weg zur Heimat, zum Frieden!«
 

Die Konferenz von Krasnogorsk

 
 
Am 12. Juli 1943 versammelten sich die rund 300 Teilnehmer der Gründungskonferenz des Nationalkomitees »Freies Deutschland« in einem Gewerkschaftshaus des nordwestlich von Moskau gelegenen kleinen Städtchens Krasnogorsk. Die mehr als 250 Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere der Wehrmacht waren zuvor in den Gefangenenlagern und Antifaschulen mehr oder weniger demokratisch als Delegierte gewählt worden. Inwieweit sich auch die Vertreter der vieltausendköpfigen politischen Emigration – ehemalige Reichs- bzw. Landtagsabgeordnete der KPD, weitere Parteifunktionäre wie frühere Spanienkämpfer, Intellektuelle wie Schriftsteller – einer Wahl stellen mußten, ist nicht klar. In das Präsidium der Tagung – sie stand unter der Losung »Für ein freies unabhängiges Deutschland!« – wurden neben dem früheren Reichstagsabgeordneten und derzeitigen KPD-Vorsitzenden Wilhelm Pieck sowie dem Schriftsteller Erich Weinert sechs Vertreter der Kriegsgefangenen gewählt: die Majore Karl Hetz und Herbert Stößlein, Hauptmann Ernst Hadermann, der Unteroffizier Matthäus Klein, Gefreiter Hans Zippel und Soldat Max Emendörfer.

In der von Erich Weinert eröffneten Aussprache ergriffen an den beiden Konferenztagen insgesamt 22 Teilnehmer das Wort. Außer Weinert selbst und Wilhelm Pieck sowie dem Schriftsteller Willi Bredel waren es ausschließlich Kriegsgefangene, die dabei ihre Absage an das Naziregime begründeten. Da sprachen der Berufssoldat und der Wehrmachtsdeserteur, der Arbeiter und der Studienrat, der Diplomingenieur und der Pastor, der kaufmännische Angestellte und der Postbeamte, der Volkswirtschaftler und der Theologiestudent, der Graf, der Bauer und der Verleger – Menschen also, »die nach Herkunft, Weltanschauung und Bekenntnis nicht verschiedener« hätten sein können (Weinert). Nachzulesen ist all das im 164 Seiten umfassenden Protokoll der Gründungstagung des NKFD.

Einstimmig von der Konferenz gewählt wurden zum Ende des zweiten Tages die 38 Mitglieder des Nationalkomitees, in dem die Kriegsgefangenen mit 25 Soldaten, Unteroffizieren und Offizieren die Mehrheit stellten. Auf der zivilen Seite gehörten dazu u.a. fünf Reichstagsabgeordnete der KPD, darunter Pieck und Ulbricht, deren Mandate 1933 von den Nazis annulliert worden waren. Zum Präsidenten des NKFD wurde Erich Weinert, zu Vizepräsidenten wurden Major Karl Hetz und Leutnant Heinrich Graf von Einsiedel, ein Urenkel Otto von Bismarcks, gewählt. Walter Ulbricht wurde mit der Leitung der operativen Arbeit beauftragt. Eine bedeutsame Erweiterung um zusätzliche 18 Mitglieder sollte dieses Komitee bereits zwei Monate später in Lunjowo, nach der Gründung des »Bundes Deutscher Offiziere« und dessen umgehend erklärtem Anschluß an das NKFD erfahren. Trotz Beibehaltung seiner organisatorischen Selbständigkeit wurden vier Generale und sieben Offiziere des BDO, vier Mannschaftsdienstgrade und drei Zivilisten als neue Mitglieder in das Nationalkomitee gewählt. Als weitere Vizepräsidenten traten der Präsident des BDO, General der Artillerie Walther von Seydlitz, und Generalleutnant Alexander Edler von Daniels sowie Soldat Max Emendörfer, einer von drei Wehrmachtsdeserteuren im Komitee, in diese Funktionen ein.

Zum Abschluß der Konferenz von Krasnogorsk unterzeichneten die gewählten NKFD-Mitglieder das »Manifest des Nationalkomitees Freies Deutschland an die Wehrmacht und an das deutsche Volk«. »Der Tag des Zusammenbruchs naht«, heißt es in diesem Dokument, das übrigens frei war von althergebrachter kommunistischer Agitation und Propaganda. »Der Krieg ist verloren. Deutschland kann ihn nur noch hinschleppen um den Preis unermeßlicher Opfer und Entbehrungen. Die Weiterführung des aussichtslosen Krieges würde das Ende der Nation bedeuten. (…) Wenn das deutsche Volk sich weiter willenlos und widerstandslos ins Verderben führen läßt, dann wird es mit jedem Tag nicht nur schwächer, ohnmächtiger, sondern auch schuldiger. Dann wird Hitler nur durch die Waffen der Koalition gestürzt. Das wäre das Ende unserer nationalen Freiheit und unseres Staates, das wäre die Zerstückelung unseres Vaterlandes.« Wenn das Volk jedoch rechtzeitig durch Taten seine Entschlossenheit beweise, Deutschland von Hitler zu befreien, erobere es sich das Recht, über sein künftiges Schicksal selbst zu bestimmen. »Mit Hitler schließt niemand Frieden. Niemand wird auch nur mit ihm verhandeln.« Daraus leitete das NKFD die Notwendigkeit ab, eine wahrhaft demokratische Regierung zu bilden, die sofort den Krieg beendet, die Truppen an die Reichsgrenzen zurückführt und unter Verzicht auf alle eroberten Gebiete Friedensverhandlungen einleitet. Gefordert wird die Schaffung einer »starken demokratischen Staatsmacht, eine Demokratie, die jeden Versuch des Wiederauflebens von Verschwörungen gegen die Freiheitsrechte des Volkes oder gegen den Frieden Europas rücksichtslos schon im Keim erstickt«. Und weiter: »Gerechtes, schonungsloses Gericht über die Kriegsverbrecher, über die Anführer, ihre Hintermänner und Helfer, die Deutschland ins Verderben, in Schuld und Schande stürzten. Amnestie jedoch für alle, die sich rechtzeitig durch ihre Taten von Hitler lossagen und sich der Bewegung für ein freies Deutschland anschließen.«

Lange vor dem »Aufstand des Gewissens«, der den Männern des 20. Juli 1944 in der Bundesrepublik zugestanden wurde, hatte sich mit diesem Dokument das Verantwortungsgefühl aufrechter Deutscher manifestiert. Dieser Appell konnte alle einigen, die sich vom Naziregime distanzierten. »Was vor kurzem noch unmöglich schien, Deutsche aller Klassen und Bekenntnisse zu einer umfassenden nationalen Kampffront zur Befreiung Deutschlands vom Hitlerjoch zu sammeln, ist hier Wirklichkeit geworden: So ist das Nationalkomitee, dem Vertreter aller deutschen Stände, aller politischen und religiösen Bekenntnisse angehören, legitimiert, im Namen des ganzen deutschen Volkes zu sprechen.« Soweit ein späteres Resümee des Präsidenten des Nationalkomitees.
 

Von wegen »Proklamationen«

 
 
Von »Proklamationen aus der Gefangenschaft« oder einem »Widerstand hinter Stacheldraht«, der den Angehörigen der Bewegung namentlich in Westen geringschätzend nachgesagt wurde, konnte indes keine Rede sein. Zu den ersten Ergebnissen der Krasnogorsker Tagung gehörten etwa die Herausgabe der Wochenzeitung Freies Deutschland und die Einrichtung eines gleichnamigen Radiosenders mit großer Reichweite, der bis nach Deutschland hinein wirken konnte. In beiden Redaktionen waren ebenso freie wie kriegsgefangene Angehörige der Bewegung tätig. Allein das Manifest wurde neben der Veröffentlichung in der Zeitung millionenfach als Flugblatt für die unmittelbare Frontpropaganda gedruckt.

Größtes Gewicht kam der sogenannten Frontorganisation des NKFD zu. Noch in dessen Gründungsmonat nahmen die ersten Bevollmächtigten beider Gruppierungen ihre Arbeit in den vordersten Linien auf. Binnen Jahresfrist waren es bereits über tausend und bis zum Kriegsende rund 4000 ehemalige Wehrmachtsangehörige aus den Reihen des NKFD und des BDO, die in den Stäben der – einer deutschen Heeresgruppe vergleichbaren – sowjetischen Fronten, als Armeebeauftragte oder Divisionshelfer fern von Moskau und damit der Zentrale des Nationalkomitees wirksam wurden. Nicht zu vergessen die im Hinterland des Gegners, meist bei Partisanenverbänden eingesetzten oder auch mit besonderen Aufklärungsmissionen selbst in Deutschland betrauten Soldaten und Offiziere. In der Organisa­tionsstruktur des NKFD spielten darüber hinaus die verschiedenen Kommissionen, Arbeitskreise und Fachgruppen – etwa für wirtschaftliche, so­zialpolitische, kulturelle, rechtliche, kirchliche oder (militär)historische Fragen – eine weit in die Zukunft weisende Rolle.

Hinzu kamen schließlich die beträchtlichen, wenn auch meist indirekten Außenwirkungen des Nationalkomitees, die sich mit den noch im Jahr 1943 entstandenen Bewegungen »Freies Deutschland«, so in Frankreich, Großbritannien, der Schweiz, Schweden, auf dem Balkan und selbst in den USA, gewissermaßen weltweit Gehör verschafften. Doch das wäre schon wieder, ebenso wie die Geschichte der 1941/1942 in Mexiko ins Leben gerufenen Bewegung »Alemania Libre«, ein Thema für sich.

Festzuhalten bleibt, daß das NKFD seine im und mit dem Manifest gesetzten Ziele letztlich nicht erreichte. Als Komitee und BDO im November 1945 ihre Tätigkeit einstellten und ihre Selbstauflösung beschlossen, war eingetreten, was sie eigentlich verhindern wollten: Deutschland lag in Trümmern und war von den siegreichen Alliierten in Besatzungszonen aufgeteilt. Trotz aller Erfolge beim Zusammenschluß unterschiedlichster politischer Kräfte war es nicht gelungen, Volk und Wehrmacht zum Bruch mit dem Hitlerregime zu bewegen.

Das hatte allerdings auch keine andere deutsche Widerstandsbewegung zuwege gebracht, selbst die Militärverschwörer um Oberst Graf Schenk von Stauffenberg nicht. Der im Manifest empfohlene Rückzug der Truppen auf die Reichsgrenzen gestaltete sich unfreiwillig und vollzog sich vielmehr nach den Regeln einer Taktik der verbrannten Erde. Andererseits hat insbesondere die Front­organisation des NKFD Zehn-, wenn nicht gar Hunderttausenden Wehrmachtsangehörigen den Weg in die Gefangenschaft gewiesen. Die Flugblätter mit dem Signum der Bewegung erwiesen sich zigtausendfach als Passierschein in ein Leben nach dem Krieg. Keine andere deutsche Widerstandsorganisation hat eine solche Breite und Tiefenwirkung erzielt und dem Naziregime einen solch unmittelbaren Schaden zugefügt.

Täve Schur - Die Radsportlegende der DDR im Gespräch

Wir gratulieren Hans Bauer zum Preis für Solidarität und Menschenwürde 2013 !

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Am 16. Juni 2013 erhielt unser Freund, Genosse und Mitglied im DDR-Kabinett-Bochum e.V., Hans Bauer, den Preis für Solidarität und Menschenwürde 2013. Dieser wird alljährlich vom Bündnis für Soziale Gerechtigkeit und Menschenwürde e.V. (BÜSGM) vergeben. Neben Hans Bauer, als Vorsitzender der GRH e.V., wurde in diesem Jahr auch der Chefredakteur der Tageszeitung junge Welt, Dr. Arnold Schötzel, im Münzbergsaal des ND-Gebäudes in Berlin ausgezeichnet.
 
Als Vorstand des DDR-Kabinett-Bochum e.V. gratulieren wir Dir, lieber Hans, ganz herzlich zu dieser Auszeichnung!
 
Im folgenden dokumentieren wir die Laudatio von Renate Schönfeld:
 

Lieber Hans, lieber Arnold, liebe Genossen und Freunde, verehrte Anwesende!
 
Zunächst möchte ich Euch, den beiden Preisträgern zu Eurer Auszeichnung mit dem Preis für Solidarität und Menschenwürde der BÜSGM herzlich gratulieren. Es ist mir eine Freude, zu den ersten Gratulanten zu gehören. Arnold, wir kennen uns schon sehr lange, genau gesagt seit 1970, als Du der Verantwortliche der FDJ-Kreisleitung der Humboldtuniversität für die Theologen warst. Das war sicher eine Aufgabe, die ihren eigenen Reiz hatte.

Für mich sind seit Jahren Deine Beiträge in der Jungen Welt, in denen Du die jeweilige Sache zuweilen politisch kabarettistisch auf den Punkt bringst, oft ein Genuss zu lesen.

Auch mit Dir, Hans, waren politische Gemeinsamkeiten der Ausgangspunkt für unsere Freundschaft, die sich im Laufe der letzten 20 Jahre entwickelt hat. Als wir uns kennenlernten, gab es die DDR nicht mehr. Das Kapital hatte die Macht in unserem Land ergriffen - und nicht nur dort!
Wir gehörten zu denen, die nach Gleichgesinnten und Verbündeten suchten. Frühere gewachsene Beziehungen in Beruf und Gesellschaft und auch in Familien waren häufig zerbrochen. Den jungen Menschen wurden abrupt die Ziele und die Orientierung genommen. Viele Menschen, die weiterhin im Sozialismus die Zukunft für die Menschheit sehen, wurden und werden bis heute ausgegrenzt und verfolgt. In dieser Situation hatten wir, deren Land die DDR war, ein besonderes Gespür für die Menschen entwickelt, die ebenso dachten.
Von dieser Vorrede komme ich nun dazu, Dich mit der Laudatio zu ehren, worum Du mich gebeten hast. Nach der Übersetzung aus dem Lateinischen ist sie im juristischen Sinn ein lobendes Zeugnis vor Gericht. Ein solches Zeugnis möchte ich nun nicht vor Gericht, - dort würde ich es übrigens auch tun - sondern vor den Menschen ablegen, die Deinet- und Arnolds- wegen hierher gekommen sind. Ich tue das sehr gern als Genossin, als Mitglied der GRH und aus Freundschaft.
Zuerst nenne ich Wichtiges in Deinem ersten Leben. Du wurdest am 14. März 1941 in Bad Langensalza geboren. Dort, wo Du aufgewachsen bist, sind noch heute einige Deiner Wurzeln. Da Dein Vater - ein Eisenbahner - krank aus dem faschistischen Krieg an der Ostfront nach Hause kam und 1948 starb, war Deine Mutter Deine Bezugsperson. Sie war eine Arbeiterin – eine Spinnerin, die zunächst an einem Spinnrad und später an Maschinen arbeitete. In ihrem Betrieb war sie anerkannt und wurde mehrfach ausgezeichnet - auch als Aktivistin. Den Vorschlag, Bürgermeisterin zu werden, lehnte sie aber ab. Sie war keine politische Frau. Ihre wichtigste Aufgabe sah sie darin, für Deine Schwester Hannelore und Dich zu sorgen und dazu beizutragen, dass Ihr verantwortungsbewusste Menschen wurdet. In der DDR war es ihr möglich, das als Alleinerziehende zu bewältigen. Sicher war das für sie auch damals nicht leicht, aber sie brauchte keine Existenzängste zu haben.
Du konntest die Oberschule besuchen und das Abitur ablegen und das erlebten, was es heißt, in einem Arbeiter- und Bauernstaat aufzuwachsen, der auch den Bruch mit dem bürgerlichen Bildungsprivileg vollzogen hatte.
Nach der Schulzeit im Jahr 1959 meldetest Du Dich für zwei Jahre zum Dienst in der NVA, die damals noch eine Freiwilligenarmee war. Bekanntlich war die Nationale Volksarmee eine Reaktion auf die Gründung der Bundeswehr im Jahr 1955. Die allgemeine Wehrpflicht wurde im Frühjahr 1962 in der DDR eingeführt, in der BRD bereits im Juni 1956!
Wichtig war für Dich, dass Du in dieser Zeit die Berührung zum Leben mit seiner Vielfalt gesucht und gefunden hast. Die beiden Jahre bei der Armee, in denen Du mit den unterschiedlichsten Menschen in direktem Kontakt warst, nennst Danach hast Du das Jurastudium in Berlin begonnen. Einer Deiner Lehrer war der berühmte und von uns sehr geschätzte Strafrechtler Erich Buchholz.
Nach fünf Jahren warst Du ein junger Staatsanwalt im Kreis Oranienburg und später in Potsdam. 1971 wurde die Kriminalitätsforschung bei der Generalstaatsanwaltschaft der DDR Dein neuer Arbeitsbereich. Du wurdest UNO-Kader zum Thema Menschenrechte und Kriminalitätsvorbeugung und studiertest gleichzeitig 5 Jahre an der Parteihochschule mit dem Diplomabschluss. Und Deine Familie mit Gisela und Jean und Oliver waren ein wichtiger Teil Deines Lebens geworden. Gisela war selbst Juristin. Nach einem Jahr im Außenministerium, in dem Du auch öfter ins Ausland gereist bis, unter anderem auch nach Venezuela, wurdest Du Regierungsberater für Entwicklungsländer. In dieser Funktion hast Du dreieinhalb Jahre in der Volksdemokratischen Republik Jemen die Regierung auf dem Gebiet der Justiz und beim Aufbau einer Generalstaatsanwaltschaft beraten. Durch die politischen Veränderungen seit 1989 kam es dort zu keinem zweiten Aufenthalt mehr. Selbstverständlich hattest Du durch Deine Arbeit Kontakt zum MfS, und Du betonst, dass Du darauf stolz bist.
Das letzte Jahr der DDR hatte für Eure Dienststelle seine eigene Problematik. Es war, denke ich, eine schwierige Zeit für Dich. Dein zweites Leben begann mit dem Herbst 1989, der Zeit, die für den Beginn der Liquidierung des Sozialismus steht. Was der Imperialismus mit dem faschistischen Krieg nicht geschafft hatte, setzte er nach 1945 fort. Erneute Versuche auf anderer Ebene – morgen ist der 17. Juni - misslangen in der DDR, in Ungarn und der CSSR. Aber der Kalte Krieg wurde fortgesetzt.
Mit dem Sieg des Kapitals erstarkte der Antikommunismus in rasantem Tempo. Damit verbunden wurde ungeniert mit der Ausgrenzung, den Verteufelungen und Diffamierungen von führenden Genossen des Parteiapparates, der Sicherheit, also des MfS und der NVA, der Vertreter der Justiz begonnen. Im Laufe der Entwicklungen hast Du die Beseitigung des gesellschaftlichen Fortschritts als Konterrevolution erkannt. Du nennst diese Vorgänge auch die „Verdammung der gesamten Gesellschaft“. Nach etwa zweieinhalb Jahren der eigenen Arbeitslosigkeit erhieltest Du die Zulassung zum Anwalt. Du wurdest von da an zum juristischen, solidarischen und menschlichen Berater für viele, die verfolgt, ausgegrenzt und diffamiert wurden, aber auch für die, die sich bis heute dagegen zur Wehr setzen. In Dir und anderen Genossen, die nicht einfach tatenlos zusehen wollten, reifte die Erkenntnis, dass die persönliche und anwaltliche Beratung nicht ausreichend waren, um den Verdammten, Ausgegrenzten und denen vor die Gerichte Gezerrten wirksam zu helfen. Zu ihnen gehörten die Genossen Erich Honecker, Heinz Keßler und Fritz Strelez, Egon Krenz und Klaus Dieter Baumgarten. Sie wurden von den Vertretern der Siegerjustiz dem Land und der Welt als Verbrecher vorgeführt. Gegen viele Angehörige des MfS wurden zur Einschüchterung Ermittlungsverfahren eröffnet, und Juristen, besonders die Richter, denen mit ihren Urteilen Rechtsbeugung vorgeworfen wurde, stellte man vor die Gerichte. Ich möchte Irmgard Jendretzky und Gerda Klabuhn stellvertretend für sie nennen. Die meisten, die vor Gericht standen, zahlen Zeit ihres Lebens an den Prozesskosten und bekommen zudem eine „Strafrente“. Mitglieder linker Parteien, besonders der PDS, heute der Linkspartei, und Kommunisten beschlossen, sich zusammenschließen und gründeten am 19. Mai 1993 die Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung, die GRH. Siegfried Mechler war der jahrelange Vorsitzende, Du warst von Anfang an im Vorstand. Als Siegfried der Präsident des OKV wurde, hast Du ihn 2005 abgelöst. Anlässlich ihres 20- jährigen Bestehens hast Du in den Mitteilungen vom Mai dieses Jahres Deinen Leitartikel mit den Worten überschrieben:

„20 Jahre GRH – kämpferisch und solidarisch“ und Du bringst die wesentlichen Inhalte und Aufgaben der Gesellschaft auf den Punkt, wenn Du schreibst: „Seit ihrer Gründung im Jahr 1993 fühlt sich die GRH allen Bürgern verpflichtet, die für ihre Treue zur DDR politisch diskriminiert und politisch verfolgt werden und in der heutigen BRD ihre Grundrechte einfordern. Tausende von Strafverfahren, Hunderte rechtswidriger Verurteilungen, öffentliche Diffamierung und Verunglimpfung sowie Fälschung und Leugnung geschichtlicher Tatsachen haben Zusammenhalt und Solidarität gestärkt und zum Widerstand herausgefordert. Zur Gründungsversammlung am 19. Mai 1993 waren es 61 Mitglieder, heute ist die GRH eine starke und geachtete antifaschistische Widerstands-, Solidar- und Opferorganisation, die gemeinsam mit Verbündeten für Recht und Wahrheit streitet.“

In der politischen Öffentlichkeit des Landes wurde und wird der Gesellschaft der Stempel „Stasiverein“ aufgedrückt, und seine Mitglieder sind die ewig Gestrigen. Solche und andere Vorwürfe hat die GRH eher gestärkt als geschwächt. Um sie in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, hast Du des Öfteren auch uns nicht wohlgesonnen Journalisten Interviews gegeben. Du warst und bist immer wieder erfreut, wenn sich trotz bösartiger Berichterstattung ehrlich Interessierte melden. Ein besonderes Anliegen von Dir ist, der Verfolgung von Kommunisten von Linken mit und ohne Parteibuch und anderen fortschrittlichen Kräften entgegenzutreten. Du betonst dabei immer, dass die Diskriminierung und Verfolgung auf dem Gebiet der DDR nach 1989 die Fortsetzung der Kommunistenverfolgung in der BRD ist, besonders nach dem KPD-Verbot im Jahr 1956. Du gehörst zu denen, die dessen Aufhebung fordern. Genosse Karl Stiffel stand Dir in dem Zusammenhang besonders nah.

In vielen Fragen gibt es Berührungspunkte mit Genossen und Zielen der DKP und auch der KPD. Du selbst bist als Marxist - Leninist Mitglied der KPF in der Linkspartei. Jetzt werde ich mal agitatorisch: Wir würden es auch sehr gern sehen, wenn Du Mitglied der DKP wärst – das besonders nach dem letzten Parteitag. Aber die Frage der Parteizugehörigkeit steht nicht im Vordergrund. Wichtig ist, dass wir für unsere gemeinsamen Ziele an einem Strang ziehen. Zugleich möchte ich betonen, daß wir in der DKP sehr froh sind über die Solidarität der GRH, dass sich einige Parteigruppen im Raum 341 treffen können. In den Jahren unter Deiner Leitung ist die GRH weitere Schritte in der Bündnispolitik gegangen. Du arbeitest selbst in verschiedenen anderen Zusammenschlüssen mit und bist bekannt und geachtet – beim OKV, bei ISOR, der GBM, dem BÜSGM, dem Rotfuchs, den Freidenkern, dem DDR-Kabinett in Bochum und dem antifaschistischen Ferienheim Heideruh. Durch Deine vielen Verbindungen, die Dich sicher viel Zeit kosten, hast Du einen Überblick über inhaltliche und andere Zusammenhänge. Auch die GRH ist vielschichtig.

Bei all Deinen Aufgaben wärst Du überfordert, wenn Du alle Fäden in der Hand hättest. Aber auch hier brauchst Du natürlich den Überblick. Die GRH unterteilt sich in verschiedenen Arbeitsgruppen – die AG Grenze, die AG Sport, die zur Betreuung der Mitglieder, die AG Sicherheit und die Arbeitsgruppe Recht, die Du selbst leitest. Alle sind im Vorstand vertreten, natürlich auch Dieter Stiebert, der die Geschäftsstelle leitet. Für alle bist Du der kompetente und menschliche Ansprechpartner - man kann sagen rund um die Uhr.
Eine besondere Gruppe bilden die Kundschafter des Friedens, die sich jährlich treffen und die 2007 zu einem Kolloquium ins dänische Odense gereist waren. Zu den Kundschaftern im weiteren Sinn gehören auch Kurt Stand und seine frühere Frau Theresa Squillacote, die wegen ihrer Gesinnung zu langen Haftstrafen in den USA verurteilt wurden. Sie konnten wie auch andere mit der Solidarität der GRH rechnen.
Über das alles hinaus bist Du häufig unterwegs, um sowohl zu juristischen Fragen als auch zu politischen und gesellschaftlichen Problemen zu referieren und mit Gleichgesinnten im Gespräch zu sein. Auch an der Entstehung von Büchern und Artikeln bist Du beteiligt. Im Mittelpunkt stehen die gegenwärtige Geschichtsfälschung und damit verbunden die Auswüchse des Antikommunismus, der in dem Maße an Stärke zunimmt, wie der Sozialabbau voranschreitet. Bekanntlich ist der Antikommunismus einer der Pfeiler des Faschismus.
Aktuelle Publikationen sind die Broschüre der GRH zum 17. Juni 1953 die Mitarbeit an einem neuen Buch über den gegenwärtigen Bundespräsidenten.

Schließlich muss ich unbedingt betonen, dass Du eine besondere Aufgabe der GRH und für Dich selbst darin siehst, alte, kranke und dadurch isolierte Genossen, zu besuchen und zu unterstützen. Das solidarische Klima in der GRH ist im Spektrum der linken Kräfte ein Vorbild. Um das Bild abzurunden möchte ich Deinen freundlichen und verbindlichen Umgang mit Deinen Genossen und Mitmenschen hervorheben. Und – wer Dich kennt schätzt auch Deinen Humor.
Ich schließe mit dem großen Dank an Dich für Dein Engagement und Deinen Einsatz und hoffe, dass Du noch lange die Kräfte hast, diese Aufgaben für unsere Sache wahrzunehmen. Danke.

GRH e.V.
 
 
 

Auf der Spur Störtebekers - Schon in der DDR gab es seit 1959 Festspiele auf Rügen vor großem Publikum

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Aus dem Postkartenarchiv des DDR-Kabinett-Bochum e.V.
 
Die Zeit der Sommerferien ist die große Zeit der Festspiele und Veranstaltungsreihen an der Ostsee. So wurden Ende Juni auf Rügen die Störtebeker-Festspiele eröffnet. Es seien die 21. Festspiele, hörte ich im Radio. Kurz nachgerechnet: 1993 ging es also los mit diesen Festspielen. Doch hatte ich nicht schon mal irgendwo gelesen, dass es bereits zu DDR-Zeiten Störtebeker-Festspiele gab? Wird das vielleicht absichtlich verschwiegen? 
 
Tatsächlich: Bereits von 1959 bis 1961 sowie 1980 und 1981 wurde „Klaus Störtebeker“ auf Rügen aufgeführt. In diesen fünf Sommern waren es insgesamt 670 000 Besucher, die das Stück gesehen haben. „1959 entstand Kubas dramatische Ballade ‚Klaus Störtebeker‘“, steht in der „Geschichte der deutschen Literatur“ (Volk und Wissen, Berlin 1977). „In dem Bemühen, die Volkskunst und die Traditionen des proletarisch-revolutionären Theaters stärker zu beleben, wurde dieses Stück als Festspiel geschrieben und zwischen 1959 und 1961 unter Beteiligung Hunderter Mitwirkender in Ralswiek auf Rügen, am Ufer des Jasmunder Bodden jeweils in der Urlaubszeit aufgeführt. Der legendäre Volksheld und die Volksmassen selbst sind die agierenden Gestalten des Stückes, in dem dramatische Handlung und lyrische Gesänge wirkungsvoll vereinigt sind.“
 
Kuba? Es ist der Schriftsteller Kurt Barthel (1914–1967), den Anna Seghers einen „Arbeiterjungen mit einem heißen Herzen und großen Talent“ nannte. Kuba traf sich Ende der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts mit dem Theatermann Hanns Anselm Perten. Sie gestalteten unter anderem das Eröffnungsprogramm der neugeschaffenen Ostseewoche in Rostock.
„Doch die eigentliche Kraftprobe dieser Freundschaft stand noch aus“, heißt es im Buch „Klaus Störtebeker in Ralswiek“ aus dem Hinstorff Verlag. „Kuba wollte wie vor ihm Theodor Fontane, Ehm Welk, Willi Bredel und andere die dramatische Geschichte eines hier an der Küste tief verwurzelten Volkshelden schreiben, die Hanns Anselm Perten unter freiem Himmel mit Hunderten von Menschen, Volks- und Berufskünstlern, mit Schiffen und Pferden, mit allen und allem im Bunde für die Aufführung einrichten sollte.“Und weiter ist zu lesen: „Am 9. Oktober 1958 trafen sich im Putbuser Rosen-Café leitende Mitarbeiter der Partei und des Staates, Volks- und Berufskünstler zum Gespräch über den Beschluss der Bezirksleitung Rostock der SED, Rügenfestspiele zu schaffen.“ 
 
Damit wird es verständlich, warum diese Tradition heutzutage geleugnet wird – geleugnet werden muss. Die DDR als Staat warbeteiligt und natürlich auch die SED. Andererseits: Außer dieser großartigen Idee und der Spielstätte haben die heutigen Störtebeker-Festspiele auch nichts mehr gemein mit den einstigen Festspielen. „Beginn einer Legende“ heißen die diesjährigen Aufführungen. Es geht um Erpressung und Totschlag, skrupellose Drahtzieher, vernichten und niederbrennen, verschleppen, in Ketten legen, Rache vollziehen. All das also, was „Action“ verspricht und sich in aufregende Szenen verpacken lässt. Möglich macht das in gewisser Weise auch die Legende um Störtebeker, dessen wirkliches Leben ja weitgehend im Dunkeln liegt. Da lässt sich viel dazuspinnen. 
 
Kuba ließ sich übrigens nicht von „Action“ als Grundidee leiten. „Er wertete eine Vielzahl von Quellen aus, sowohl geschichtlich-chronikalischer als auch poetisch-erzählender Art“, heißt es in „Klaus Störtebeker in Ralswiek“. „Aber erwusste, dass es darauf ankam, den Klassencharakter in der Bewertung Störtebekers, der Likedeeler-Bewegung auf zudecken, die Einfärbungen, denen die sozialen Kämpfe dieser Zeit in der bürgerlichen Geschichtsschreibung unterlagen, zu beseitigen. Die bürgerliche Klasse denunzierte alles als Verbrechen, als Zeichen von Habgier, was Verstoß gegen in ihrem Interesse geschaffene Gesetze war.“ Die Uraufführung der Ballade war am 16. August 1959. Unter den Ehrengästen weilte DDR-Ministerpräsident Otto Grotewohl. Bei der Aufführung 1980 handelte es sich um eine Neuinszenierung zur Eröffnung der 18. Arbeiterfestspiele der DDR.
 
Paul Sielaff in UZ, 12. Juli 2013

Fiesta Moncada 2013 - Solidarität mit dem sozialistischen Cuba!

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Am 26. Juli 1953, erfolgte unter der Führung von Fidel Castro der historische Sturm auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba sowie die Kaserne “Carlos Manuel de Céspedes” in Bayamo, zwei damaligen Symbolen der brutalen Batista-Diktatur. Obwohl dieser Angriff militärisch fehlschlug, gilt er dennoch seither als Beginn der kubanischen Revolution, die am 1. Januar 1959 mit dem Einzug der Revolutionäre in Havanna den Sieg errang. Dieses Datum ist seither in Cuba ein Nationalfeiertag und wird auch in zahlreichen anderen Ländern der Welt von Freundinnen & Freunden Cubas begangen. Seit 1992 wird in der Bundesrepublik eine zentrale Fiesta Moncada von der Botschaft der Republik Cuba und regionalen Cuba-Solidaritätsgruppen veranstaltet. In diesem Jahr fand sie wieder, unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz, in Bochum statt. So fanden sich am 20. Juli zahlreiche in Deutschland lebende Cubanerinnen und Cubaner, Vertreter der cubanischen Botschaft sowie zahlreiche Freundinnen und Freunde Cubas im Falkenheim in der Akademiestraße ein. Neben politischen Diskussionsrunden und einem hochwertigen Kulturprogramm stand die Solidarität mit dem sozialistischen Cuba im Vordergrund. Zahlreiche Soli-Gruppen waren mit Informationsständen vertreten. Wir als DDR-Kabinett-Bochum e.V. hatten Gelegenheit, an unserem Infostand über die damalige Solidaritätsarbeit der DDR für Cuba zu informieren. Dabei entstanden interessante Gespräche auch über unsere Arbeit in Bochum. Für viele CunanerInnen ist diese praktische Solidarität der DDR bis heute ein Begriff und wird auch an die jüngere Generation weiter vermittelt.
 
Einige Fotoeindrücke dieses tollen Festes der Solidarität:
 
Eberhard Eick, 2. Vorsitzender des DDR-Kabinett-Bochum e.V.


Die "Geburtstagstorte" wird angeschnitten......




Nicolás Miquea, Gitarrensolist aus Chile....

im Duett mit Denis Cuní Rodríguez, Posaune

Theatergruppe Gestus aus Santiago de Cuba

Sonoc de Las Tunas, Cuba





 
 
 

Justizministerin lehnt Verbot von DDR-Symbolen ab!

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Trotz der durch die Nachrichtenagentur dpa verbreiteten Meldung werden wir weiter dazu aufrufen, unsere Online-Petition  VERBOT VON DDR SYMBOLEN?  WIR SAGEN NEIN! zu unterzeichnen und anhand der Unterschriftenlisten gegen die Gefahr eines Verbotsantrages in der neuen Legislaturperiode zu mobilisieren. Die Aussage von Frau Leutheusser-Schnarrenberger ist somit nur ein Teilerfolg unserer Kampagne. Wir bitten weiterhin um solidarische Unterstützung.
 
Vorstand des DDR-Kabinett-Bochum e.V.
 



24.07.2013 Berlin (RP).
Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat sich gegen ein Verbot von Symbolen und Organisationen der DDR ausgesprochen. Ziel der Aufarbeitung könne nicht sein, die Unrechtstaten des SED-Regimes mit den Gräueltaten der NS-Zeit gleichzusetzen, heißt es in einem Brief an den CDU-Bundestagsabgeordneten Kai Wegner. Er hatte ein Verbot angeregt, nachdem in Berlin im Mai frühere Stasi-Offiziere in Uniform öffentlich aufmarschiert waren.
 
Quelle:RP-Online
 
 
Da in den Pressemitteilungen immer wieder auf den "Aufmarsch von früheren Stasi-Offizieren" verwiesen wird und eine Richtigstellung durch den Traditionsverband der NVA e.V.  in der bürgerlichen Presse keine Beachtung findet, verweisen wir noch einmal auf die Darstellung des Traditionsverbandes.

Joachim Gauck - Der richtige Mann ?

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Klaus Blessing und Manfred Manteuffel decken auf: wie viele dunkle Schatten hat Joachim Gauck auf seiner angeblich weißen Weste?
Am 23. März 2012 wurde der ostdeutsche Ex-Pfarrer Joachim Gauck als elfter Bundespräsident vereidigt. Wenige Wochen zuvor war sein Vorgänger Christian Wulff von einer Phalanx höchst tugendhafter bundesdeutscher Medien aus dem Amt gejagt worden. Von den meisten Vertretern ebendieser Medienhäuser wird uns nun Joachim Gauck als charismatischer Bürgerrechtler, diplomatisch versierter Versöhner, erfolgreicher Stasi-Jäger und moralisch integrer Verfechter der Freiheit präsentiert. Klaus Blessing und Manfred Manteuffel melden an dieser Einschätzung deutliche Zweifel an. Unter Zuhilfenahme von Zitaten, Dokumenten und Zeitzeugen thematisieren sie neben anderem Gaucks fragwürdiges Verhältnis zum Faschismus, seine problematischen Äußerungen zur deutsch-polnischen Grenze wie auch seinen strittigen Umgang mit der eigenen Biographie. Es stellt sich die Frage: Ist der Neue der richtige Mann im Amt?
Klaus Blessing und Manfred Manteuffel decken auf: wie viele dunkle Schatten hat Joachim Gauck auf seiner angeblich weißen Weste?
Bestseller-Autor Klaus Blessing – „Die Schulden des Westens“ ist eines Ihrer Lieblingsbücher bei uns!
Eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und der Amtsführung des Bundespräsidenten!
Viele Dokumente, erstmals in Buchform veröffentlicht!
Ist Joachim Gauck der richtige Mann für das Amt? – Brisanter Inhalt, kundig recherchiert, packend formuliert!
 
Das Buch ist für 9,99 EUR zzgl. Versand hier erhältlich: Buchredaktion

Aufruf zur Ehrung von Walter Ulbricht am 1. August 2013

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Walter Ulbricht * 30. Juni 1893 in Leipzig; † 1. August 1973 in Groß Dölln
 
Im Jahre 2013 begehen wir den 120. Geburtstag und den 40. Todestag von Walter Ulbricht. Aus diesem Anlass erschien im Verlag edition Ost das Buch »Walter Ulbricht« (Herausgeber Egon Krenz), in dem in beeindruckender Weise an diesen bedeutenden sozialistischen Staatsmann und Parteiführer erinnert wird. Anlässlich dieser Jubiläen rufen wir alle Freunde sowie Genossinnen und Genossen zur Ehrung Walter Ulbrichts an seiner letzten Ruhestätte auf.

Wir treffen uns an seinem Todestag am 1. August 2013, 15 Uhr, im Rondell der Gedenkstätte der Sozialisten Berlin-Friedrichsfelde.

Worte des Gedenkens wird Egon Krenz sprechen.

Bringt Blumen mit!
 
 
GRH e.V.
 
 
 

In eigener Sache - Erholung an der Ostseeküste

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In den nächsten Tagen wird es im Blog des DDR-Kabinett-Bochum keine neuen Beiträge geben.
Ich benötige ein paar Tage Erholung und freue mich auf eine schöne Zeit an der Ostseeküste und interessante Ausflüge nach Rügen, Stralsund und Wismar.....

Das DDR-Kabinett-Bochum hat wie angegeben geöffnet. Bei Fragen zu unserer Arbeit und Absprachen steht in den nächsten Tagen
Eberhard Eick unter der Mobilnummer 0151- 20 738 349zur Verfügung.
Anfragen über e-mail werden ab dem 6. August schnellst möglichst beantwortet.


Bis bald in diesem Blog .........

Wir nehmen Abschied von Inge Lange

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Ingeburg („Inge“) Lange * 24. Juli 1927 in Leipzig; † 13. Juli 2013 in Berlin
(Foto aus dem Archivbestand des DDR-Kabinett-Bochum e.V.)
 
Schon am 13. Juli 2013 und nur wenige Tage vor ihrem 86. Geburtstag ist unsere Genossin Inge Lange in einem Berliner Krankenhaus verstorben. Sie gehörte von 1973 bis 1989 dem Politbüro des ZK der SED an und war seit Mitte der 60er Jahre für Frauenfragen in der Führung der SED zuständig. Inge Lange wurde in Leipzig geboren und war die Tochter des KPD-Funktionärs Alfred Rosch. Unmittelbar nach Kriegsende trat sie in die KPD ein und arbeitete zunächst in verschiedenen Funktionen des Jugendverbandes. Bis zu ihrem Wechsel in den Parteiapparat 1961 war sie 1. Sekretär der Gebietsleitung der FDJ in der Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft (SDAG) Wismut.
 
Genosse Egon Krenz konnte sie bewegen, sich als Autorin an dem von ihm herausgegebenen Band »Walter Ulbricht«, der im Juni zu dessen 120. Geburtstag im Verlag Das Neue Berlin erschienen ist, mit einem Beitrag zu beteiligen.
Darin berichtete Inge Lange unter anderem, wie in den 60er Jahren in der von Ulbricht begründeten Frauenkommission das Thema Selbstbestimmung der Frau über ihren Körper kontrovers diskutiert worden war. Am Ende stand das Gesetz zur Regelung des Schwangerschaftsabbruchs, das am 9. März 1972 gegen 14 Stimmen aus der CDU-Fraktion in der DDR-Volkskammer angenommen wurde. 
Damit wurde der Schwangerschaftsabbruch mit einer Fristenlösung legalisiert. Erstmals in der deutschen Rechtsgeschichte war Frauen das Recht zugestanden worden, daß sie binnen zwölf Wochen selbst über den Abbruch ihrer Schwangerschaft entscheiden durften.
 
Nach ihrem Ausschluß aus der SED-PDS im Januar 1990 hatte sie sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Kontakt hielt sie aber weiterhin zu ihren Genossinnen und Genossen. Auch für unsere Arbeit mit dem DDR-Kabinett-Bochum zeigte sich Inge Lange von Anbeginn aufgeschlossen. Wir denken gerne an so manches freundschaftliche Gespräch und private Begegnung mit ihr, einer bis zum Schluß aufrichtigen Kommunistin. Wir werden das Andenken an Inge Lange stets in Ehren halten.
 
Vorstand des DDR-Kabinett-Bochum e.V. 
 
 
 
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