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Die 21. Wanderausstellung des Palast der Republik ist eröffnet!

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Freundeskreis Palast der Republik
Mitglied im Ostdeutschen Kuratorium von Verbänden e.V.

 
Fotorechte: Freundeskreis Palast der Republik

 
Die 21. Wanderausstellung ist eröffnet!
 

Das Gemeinschaftsprojekt des Ostdeutschen Kuratoriums von Verbänden e.V., der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e.V. und des Freundeskreises „Palast der Republik“ wurde am 11. Oktober mit einer sehr gut besuchten Vernissage eröffnet.

Das Thema und Grundmotiv der Ausstellung lautet:
 
„Der Palast lebt – TROTZ ALLEDEM“


Dem Erbe verpflichtet - Erinnerung pflegen

Die Wahrheit erkennen - Symbolik gestalten

Gegen Geschichtsentsorgung und Verfälschung

Zur Eröffnung sprachen:

Karl Heinz Wendt,

Dr. Gesine Lötzsch, Mitglied des Deutschen Bundestages,

Rudolf Denner, Sprecher des Freundeskreises Palast der Republik
 
 
Fotorechte: Freundeskreis Palast der Republik
 
Diese Ausstellung in den Räumen der GBM, Berlin - Lichtenberg, Weitlingstr. 89 ist mit 67 Ausstellungstafeln, aktuellen Dokumentationen und Sachzeugnissen die bisher größte Ausstellung des Freundeskreises. Vorgestellt wurde erstmalig der Roman „Der Bundesrepublikpalast“ von Tino Schreiber.

Die Vernissage ist der Auftakt für weitere Veranstaltungen.

Die Ausstellung ist bis
zum 10. Dezember 2013 geöffnet.
 
Fotorechte: Freundeskreis Palast der Republik
 

Redebeitrag von Dr. Gesine Lötzsch bei der Eröffnung der 21. Wanderausstellung zum Palast der Republik am 11.10.13

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Dr. Gesine Lötzsch bei der Eröffnungsrede am 11.10.2013 -
Fotorechte beim Freundeskreis Palst der Republik
 
Ich bedanke mich herzlich  für die Einladung, zur Eröffnung dieser verdienstvollen Ausstellung zu sprechen.

Die über 20jährige Auseinandersetzung mit der Palastvernichtung – so steht in der Einladung - ist eine große Leistung.  Wie viel Ausdauer gehört dazu, wie viel Zusammenhalt, wie viel immer neu Beginnen.  .

Wir brauchen noch mehr solche verdienstvollen Vereine.

Nachfolgende Generationen werden wissen wollen, wie Polikliniken, Ferienlager, Hochwasserschutz, Wohnungsbauprogramme in der DDR funktioniert haben.
Ich wohne seit 20 Jahren, seit 1993,  im Wohngebiet Frankfurter Allee Süd. – Bei einem Vortrag anlässlich des 40jährigen Bestehens des Wohngebietes erfuhr ich: Auch am dunkelsten, das heißt am kürzesten Tag des Jahres musste die Sonne jedes  Zimmer eine Stunde erreichen können. Das war das Kriterium für den Abstand der Gebäude voneinander!  Das hat mich tief beeindruckt.

Enge Hinterhöfe sollten für immer der Vergangenheit angehören.  Wenn ich mich – auch hier in den angrenzenden Straßen – umschaue, werde wieder Hinterhäuser gebaut. Ich frage mich, wer so etwas genehmigt. Und die Mieten werden trotzdem für viele unbezahlbar sein.

Die Herrschenden in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wollen, dass von der DDR nur Stacheldraht und Mauer bleibt. Die Begriffe DDR und Unrechtsstaat sollen Synonyme sein, zwei Wörter mit gleicher Bedeutung also.

Ich habe bereits vor vielen Jahren den wissenschaftlichen Dienst des Bundestages gefragt, was ein Unrechtsstaat sei. Die Antwort:  ein Kampfbegriff . In der wissenschaftlichen Literatur gibt es diesen Begriff nicht.

Den damaligen Außenminister Steinmeier fragte ich, welcher Staat aus Sicht des Außenamtes ein Unrechtsstaat sei. Er konnte mir keinen Staat nennen.

Wir werden uns mit solchen ideologischen Kampfbegriffen nie abfinden.

Natürlich – es ist eigentlich überflüssig zu sagen – wissen  viele hier im Raum sehr genau, was in der DDR hätte anders, besser sein müssen und ringen seit Jahren mit der Frage, was sie selbst zu einer Verbesserung hätten beitragen können oder müssen.

Selbst Geschichte schreiben
 
Auf einer antifaschistischen Studien-Reise mit Jugendlichen nach Italien lernte ich von ehemaligen Partisanen, dass sie die Geschichtsschreibung nicht den Herrschenden überlassen hatten. Nach dem Krieg gründeten die Partisanen-organisationen  ein eigenes Geschichtsinstitut. So etwas brauchen wir auch in diesem Land.

Unsere Kinder und Enkel werden sich hoffentlich nicht mit der verordneten Geschichtsschreibung abfinden. Doch dafür müssen wir selbst etwas tun.
Ihr habt etwas getan. Dafür möchte ich mich bedanken. Ihr schreibt mit eurer Ausstellung Geschichte!

Ich kann mich noch gut erinnern, wie junge Architekten aus dem Westen für den Erhalt des PdR kämpften.

Sie waren begeistert von der Architektur und den Möglichkeiten, die dieses Haus bot. Der Verein „Zwischennutzung“ entstand.  Der Bundestag war wieder einmal aufgeschreckt.

In einer FAZ vom 5. Juli 2003 ist nachzulesen, dass Vera Lengsfeld, früher Bündnis90/Grüne, zu diesem Zeitpunkt bereits CDU, in scharfen Worten „verwunschene Palast-Nostalgie“ geißelte.

Im August 2004 wurde der Palast – bzw. die Palastruine wieder eröffnet.

Günter Nooke, früher Bündnis90/Grüne, damals auch bereits CDU, rief nach dem Bundesrechnungshof.
Zwischen nackten Palast-Stahlträgern forderte die Bolschewistische Kurkapelle Schwarz Rot „Keine Macht für niemand“. Anschließend  heulte die Kurkapelle sogar einen „Junimond“ an. Der Journalist Ulf Kalkreuth brachte die Stimmung auf den Punkt: „Es steht die Frage im Raum: Ist der Palast der Republik unkaputtbar?“

Wie die Situation heute ist, wissen wir.

Doch es ging CDU, SPD und Grünen nicht um die Architektur. Es wurde nicht nur ein Gebäude abgerissen.

Es wurde ein Haus des Volkes zerstört.

Das war ein Statement: Kein Haus des Volkes in der Hauptstadt Deutschlands.  Die Herrschenden wollten ein Schloß in der Mitte der Hauptstadt.

Das ist eine besondere Form der Nostalgie. Es ist eine politische Grundaussage .

Das Konzept, in einem Haus Abgeordnete und Bürger beraten, feiern, essen und Kunst genießen zu lassen, war und ist revolutionär.  Das wäre im Bundestag undenkbar. Der ist kein Haus des Volkes. Das Volk darf zwar den Bundestag besuchen und als Zaungast dem Politikbetrieb verfolgen, aber es darf den Bundestag nicht in Anspruch nehmen. 

Die dauernde Angst vor Terrorismus führt zu einer zunehmenden Abschottung des Parlaments vor dem eigenen Volk.  Das ist nicht nur sehr bedenklich,  sondern untergräbt die Demokratie.

Solidarisch geht’s besser
 
Nein, man will keine gemeinsamen Häuser. Keine Häuser des Volkes.

Im Gegenteil, wir erleben jeden Tag, dass die Gesellschaft in allen Bereichen mit perfiden Mittel auseinander dividiert und vereinzelt wird.

PISA hat es wieder gezeigt: In keinem anderen OECD-Land ist die Bildung  unserer Kinder so von der sozialen Herkunft abhängig. Und aus  Kindern werden Leute.

 Vorgestern ging die Meldung durch die Medien, dass erschreckend viele Erwachsene in Deutschland  nur auf dem Niveau von Grundschülern rechnen und lesen können. Gut jeder sechste Erwachsene kommt nicht über das Niveau eines Zehnjährigen hinaus und kann maximal kurze Texte mit einfachen Wörtern lesen und aus diesem Text zentrale Informationen herausfiltern. Man kann es auch zugespitzt formulieren: Ein Volk wird verdummt. Und das hat dramatische Auswirkungen auf unsere Gesellschaft.

Unser Gesundheitssystem, unser Rentensystem, unsere Arbeitslosen-versicherung waren einmal solidarisch konzipiert.

Wir erleben, wie jeden Tag uns ein Stück Solidarität genommen wird.

Im Wahlkampf war mein Wahlspruch: Solidarisch geht’s besser.  Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in der tagtäglichen Auseinandersetzung mit den Herrschenden Solidarität leben und zurückerobern können.

DIE LINKE wird auf jeden Fall den Freundeskreis weiter solidarisch unterstützen.

Die Idee, die Dauerausstellung im Humboldtforum mit zu gestalten,  finde ich überzeugend und gut. Auch da werden wir im Parlament dran bleiben.

Ich wünsche der 21. Wanderausstellung viel Erfolg und viele Besucherinnen und Besucher.
 
Dr. Gesine Lötzsch
MdB, Fraktion Die Linke

Ein Kommentar von E.Rasmus zur 21. Wanderausstellung Palast der Republik

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Relativ selten sprechen mich Beiträge aus den Reihen der Spitzenfunktionäre der Partei Die Linke an. Gesine Lötzsch macht hierbei eine bedeutsame Ausnahme, wie auch zum Beispiel ihre Anregung war, darüber nachzudenken, wie man auf die Wege zum Kommunismus gelangt. 
 
Und ihre Initiative, aufzufordern, ein eigenes Geschichtsinstitut nach dem Vorbild ehemaliger italienischer Partisanen zu schaffen, halte ich für ausgezeichnet. Ich selbst hatte in der zweiten Hälfte der 90er Jahre einen ähnlichen Gedanken, nämlich eine »Gesellschaft zur Verteidigung und Pflege der Geschichte der DDR-Kultur« zu gründen. Pate dazu stand übrigens ein Buch von Heinrich Mann unter dem Titel: »Verteidigung der Kultur – Antifaschistische Streitschriften und Essays«. aus dem Aufbau Verlag, Berlin und Weimar 1973, 2. Auflage. 
 
Hier schreibt der große Romancier: »Kultur ist kein geruhsamer Genuß, heute weniger als je. Auf ihre alleräußerste Verteidigung sei jeder bedacht.« Ein Widerhall auf meine Initiative zur DDR-Kultur fand damals leider kaum statt. Inzwischen existieren - und herausragend dabei ist das DDR-Kabinett Bochum neben anderen Vereinen - verschiedene Zusammenschlüsse.

Dabei will ich neben dem »Freundeskreis Palast der Republik« vor allem nicht unerwähnt lassen den »Freundeskreis Ernst Thälmann« wie den jüngst gegründeten »Arbeitskreis (AK) Freunde der Jugendhochschule „Wilhelm Pieck"«, in dessen Grußadresse zur Festveranstaltung des DDR-Kabinett-Bochum am 05. Oktober 2013 es abschließend heißt: »Laßt uns weiterhin gemeinsam dafür wirken, die Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik für künftige Generationen wahrheitsgetreu zu erhalten und zu bewahren.«

Tatsächlich beweist das alles , trotz der Verleumdungen, daß es sich um Nostalgie handele, gerade das Gegenteil. Denn die Verleumder rufen ihren Eigennamen. Bereits in großer Furcht, daß ihre Konterrevolution zum Schluß dennoch mißlingen könne, schrieben sie im öffentlichkeitsmanipulierten Wahlkampf 1990 auf ihre Transparente: »Nie wieder Sozialismus!« Was wird hier überaus deutlich? 
 
Ich darf mich auf das Kommunistischen Manifest berufen, wo der erste Abschnitt »Bourgeoisie und Proletarier« mit dem unerschütterlich elementaren Satz beginnt: »Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen.« Unwiderlegbar ist die Kultur hierin eingeschlossen.. Es gibt eine proletarische, sich im Klassenkampf zur sozialistischen entwickelnde Kultur. Den geschichtlichen wie ebenso täglichen Beweis des Klassenkampfes liefern die derzeit Herrschenden mit ihren Frontalangriffen, sei es auf die materielle Zerstörung des Palastes der Republik, und erst recht auf die Ernst-Thälmann-Gedenkstätte Sporthaus Ziegenhals. Aber den Geist der proletarisch sozialistischen Kultur vermögen sie niemals zu löschen. Was des Volkes Hände schufen, wird des Volkes Eigen sein in Bewahrung auch der fortschrittlichen, bürgerlichen Kulturleistungen. Letztere verraten und zertreten die Spätbourgeois, infolge der eben auf Ausbeutung beruhenden Produktionsverhältnisse und entlarven sich somit selbst; sie fürchten jegliche Entwicklung aus der Notwendigkeit in die wirkliche Freiheit des Bewußtwerdens zur gesellschaftlichen Menschheit jenseits der Macht des Geldes.

Im Palast der Republik ging es um Kultur und Kunst, um die Macht einer Mehrheit – also um sozialistische Demokratie, um die Belange des Volkes und nicht der Banken und Konzerne.

Auf Seite 128 meines im Wiljo Heinen Verlag erschienen Taschenbuches habe ich diesem zutiefst humanistischen Anliegen das folgende Gedicht gewidmet:

In memoriam Palast der Republik


Ein Haus des Volkes. Das mal war -
Hier boten Künste sich auch dar,
Gastronomie, kurz um, Kultur
Mit deutlicher Gesetzesspur
Für Menschenbildung und Genuß.
War das ein großer Musenfluß
Im Haus des Volkes – ein Palast !
Hier war der Arbeiter zu Gast.
Hier herrschte er
– nicht irgend wer ! -

Nahm gern zur Kenntnis seine Macht.
Wo ist sie heut’ ? wo ist die Pracht
Der Feste und der Würdigung ?
Das Wort heißt heut’ Demütigung.
Von Einheit konnt’ nie Rede sein.
Sehn das die Arbeitslosen ein ?
Selbst denen, die noch Arbeit haben,
Sind meist verwehrt der Musen Gaben.
Ein Haus der Musen – das mal war -

Wich alten Hohenzollern gar
Von mittelalterlichem Glanz
Mit Bourgeois’ zum Totentanz...
Im Weltkriegüberholungsbrauch
Schwelt schloßnostalgisch neuer Rauch.

E.Rasmus

Teilnahme des DDR-Kabinett-Bochum e.V. am Grenzertreffen der GRH 2013

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Nun schon zum dritten Mal in Folge konnte der Vorstand des DDR-Kabinett-Bochum e.V. am traditionsreichen Treffen der ehemaligen Angehörigen der Grenztruppen der DDR teilnehmen.
 
Am 26. Oktober 2013 trafen sich rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu dieser, von der Arbeitsgruppe Grenze in der GRH e.V. organisierten, Veranstaltung. Wie in den letzten Jahren fand die Zusammenkunft in Bestensee (Land Brandenburg) statt. Insgesamt war es schon das 28. Treffen dieser Art.
 
Wie gewohnt gab es sachlich fundierte Redebeiträge und interessante Video-Dokumentationen sowie Grußworte der internationalen Gäste aus Tschechien und Polen.
 
Das Hauptreferat hielt in diesem Jahr der Vorsitzende der GRH, Rechtsanwalt Hans Bauer anlässlich des 20. Jahrestages der Gründung der GRH.  Er berichtete über die erfolgreiche Arbeit in dieser Zeit, insbesondere für Bürger, die wegen der im Rahmen der Verfassung und Rechtsordnung der DDR ausgeübten Tätigkeit einer Strafverfolgung ausgesetzt oder von ihr bedroht waren und immer noch sind.

Rechtsanwalt Hans Bauer bei seinem Vortrag.
Als DDR-Kabinett-Bochum hatten wir wieder die Möglichkeit mit  einem gut ausgestatteten Informationsstand, über unsere Arbeit zu berichten und erstmalig einen Redebeitrag zu halten. In Anwesenheit von dem Minister für Nationale Verteidigung und Armeegeneral a.D., dem Genossen Heinz Keßler, war das eine besondere Freude und auch Auszeichnung für unsere Arbeit.

Informationsstand des DDR-Kabinett-Bochum e.V.

 
... weitere Momentaufnahmen der Veranstaltung:

Im Vordergrund mit Blumenstrauß: Armeegeneral a.D. Heinz Keßler.

Wie jedes Jahr, eine volle Veranstaltungshalle.

 
Ehrung der beim Grenzdienst getöteten Soldaten, am Beispiel von Siegfried Widera.

Admiral a.D. Theodor Hoffmann bei seinem Referat.

 
Erinnerungsfoto mit Generaloberst a.D. Fritz Streletz (links)
 
Oberst a.D. der Grenztruppen der DDR Günter Ganßauge am Rednerpult.

Gespräche am Stand des DDR-Kabinett-Bochum e.V.

Herbert Kierstein, Autor und ehemaliger Untersuchungsführer
im Bereich Spionagedelikte gegen die DDR, bei seinem Videovortrag

Wir danken unseren Freunden der GRH für ihre solidarische Unterstützung!

GRH e.V.

IGRA Interessengemeinschaft Grenzernachlässe und Archiv

Verband zur Pflege der Traditionen der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR

AktenFaktenArgumente - You Tube Kanal von Herbert Kierstein

 

Redebeitrag des DDR-Kabinett-Bochum e.V. beim GRH Grenzertreffen am 26. Oktober 2013

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Nachfolgend dokumentieren wir den Redebeitrag von Andreas Maluga, Vorsitzender des DDR-Kabinett-Bochum e.V., beim Grenzertreffen der GRH.
 
 
 
 

Wir stellen vor: Kundschafter der DDR ...ehemalige Aufklärer klären auf !

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Seit kurzer Zeit hat auch die Arbeitsgruppe Aufklärer in der GRH ihre eigene Internetseite mit aktuellen Einschätzungen zur Rolle der Geheimdienste, historischen Beiträgen, Buchbesprechungen und Veranstaltungshinweisen. In der Selbstbeschreibung heißt es:

"In der 1993 gegründeten „Gesellschaft für Humanitäre und Rechtliche Unterstützung e.V.“ (GRH) haben sich Angehörige früherer Staatsorgane der DDR zusammengeschlossen, um Verfolgten durch Rat und Tat Hilfe und Unterstützung zu gewähren. Die GRH wendet sich gegen politische und soziale Diskriminierung ehemaliger DDR-Bürger und leistet aktiven Widerstand bei Verletzung humanistischer, demokratischer und rechtsstaatlicher Grundsätze. Die Aktivitäten der GRH gehen von den im Vorstand bestehenden Arbeitsgruppen (AG) und den Territorialen Arbeitsgruppen (TAG) aus. Die AG Aufklärer ist eine dieser Arbeitsgruppen.

Die Kundschafter der Hauptverwaltung A des MfS und des Bereiches Aufklärung der NVA gehören zu jener Gruppe von Opfern, die vor und nach der Einverleibung der DDR durch die Bundesrepublik der Rache und Vergeltung der Bonner Politik in besonderem Maße ausgesetzt waren und sind. Das ist nicht verwunderlich, denn neben der Tatsache, dass sie sich in der überwiegenden Mehrzahl mit der DDR und ihrer Gesellschaft politisch und moralisch verbunden fühlten, kommt ein weiterer Umstand hinzu: Die Kundschafter trugen entsprechend ihrer Aufgabenstellung in hohem Maße dazu bei, Wesen und Struktur des Bonner Staates, seine Durchdringung mit Faschisten und Kriegsverbrechern, seine militärischen und aggressiven Ambitionen und seine volksfeindliche Politik aufzuklären und zu entlarven. Das ist an den Herrschern des Westens nicht vorübergegangen und nicht vergessen worden.

Bei aller Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung ist die damalige Position des früheren Bundesministers des Inneren, Wolfgang Schäuble, die Agenten beider Seiten straffrei zu stellen, eher als verlogen und als Täuschungsmanöver anzusehen. Jedoch war es der Fraktionsvorsitzende der SPD, Hans-Joachim Vogel, der mit seinem Veto im Bundestag Straffreiheit für die Kundschafter der DDR zu Fall brachte. Die CDU-Regierung hätte Kraft und Möglichkeiten zu einer anderen Entscheidung gehabt, wenn sie denn gewollt hätte.

Die besondere Rache und Vergeltung der Bonner Machthaber gegenüber den Kundschaftern fand in verschiedensten Facetten ihren Ausdruck. Es gab etwa 3.000 Ermittlungsverfahren, auch solche gegen DDR-Bürger, die als Werber oder im Verbindungswesen als Instrukteure oder Kuriere eingesetzt waren, davon ca. 400 Verfahren mit Anklagen und 250 Strafurteilen, davon wiederum ca. 50 Freiheitsstrafen. Registriert sind 3 Freiheitsstrafen mit 12 Jahren, 6 mit 8 bis 10 Jahren und 17 mit 5 bis 8 Jahren.

In diesem Zusammenhang muss auch an die hohen Strafen gegenüber den USA-Bürgern Theresa Squillacote, Kurt Stand und Jim Clark erinnert werden, die mit 21, 17 und 12 Jahren Freiheitsentzug bestraft wurden.
Es ist bemerkenswert, dass die Kundschafter in den SPD-regierten Ländern in der Regel 2/3 der Strafe, dagegen in CDU-regierten Ländern in der Regel eine Halbstrafe absitzen mussten.

Neben hohen Gerichtskosten, in einzelnen Vorgängen 100.000 DM und mehr, hatten sich die Staatsanwaltschaften und Gerichte eine weitere Grausamkeit ausgedacht, nämlich die Rückzahlung der ehemals vom MfS bzw. der Militäraufklärung erhaltenen Gelder. Es handelt sich dabei um persönliche Zuwendungen, aber auch um notwendige Auslagen, wie Reisekosten, Kosten für den Kauf notwendiger technischer Geräte und andere arbeitsbedingte Auslagen. Summen wie 820.000 DM, 692.000 DM, 300.000 DM, 160.000 DM usw. sind bekannt. Immobilien wurden enteignet, Zwangsversteigerungen von Wohnhäusern erfolgten.

Der Widerstand gegen Hetze und Verleumdung unserer Kundschafter begann unmittelbar nach der Zeitenwende. Im Mai 1992 wurde das „Insider-Komitee“ gegründet, das bis zu seiner Auflösung eine erfolgreiche Arbeit leistete. Thematische Diskussionsabende, Gesprächskreise, insgesamt 60 an der Zahl, fanden statt.

Ein erster Höhepunkt des Widerstands und der Gegenrede war die auf Initiative der „Alternativen Enquete-Kommission Deutsche Zeitgeschichte“ unter Leitung von Dr. Wolfgang Harich im Mai 1994 im Berliner Ensemble durchgeführte Veranstaltung mit dem Titel „Duell im Dunkeln – Spionage und Gegenspionage im geteilten Deutschland“. Markus Wolf, Werner Großmann, Heribert Hellenbroich (BND/BfV) und Elmar Schmähling (MAD) nahmen daran teil.

Noch während sich einige Kundschafter in Haft befanden, entwickelte sich in den Jahren 1994 bis 1996 die Initiative, den Verein „Kundschafter für den Frieden“ zu gründen, der heute noch in Bonn besteht und ein enger Partner der GRH und unserer Arbeitsgruppe ist.

Der 20. Jahrestag der GRH im Mai 2013 war Anlass, auf weitere Höhepunkte der Arbeit hinzuweisen:

-   Der 2003 bei edition ost erschienene Sammelband „Kundschafter im Westen“, in dem 33 Kundschafter über Zielsetzung und Motivation ihrer Kundschaftertätigkeit berichteten, war am Himmel der Geheimdienstliteratur eine kleine Sensation. So etwas gab es bis dato noch nicht und wird es wahrscheinlich auch künftig nicht geben.

-    Am 7. Mai 2004 fand in Berlin-Kreuzberg die internationale Konferenz „Spionage für den Frieden“ mit hochrangigen Teilnehmern und Akteuren auch von CIA und der sowjetischen Aufklärung, in Moderation von Prof. Dr. Gerhard Fischer vom Berliner Alternativen Geschichtsforum der GBM statt.

-    Im November 2007 beteiligten wir uns mit fast 100 Teilnehmern an der Konferenz an der Süddänischen Universität in Odense zum Thema „Hauptverwaltung A, Geschichte, Aufgaben, Einsichten“ und bestritten dort 12 grundsätzliche Referate.

-    Die Mitglieder der Arbeitsgruppe Kundschafter der GRH waren aktiv als Autoren, Mitautoren und Herausgeber an der Edition von bisher sieben Bänden zur Geschichte der HV A beteiligt, die auf über 80 Buchbesprechungen vorgestellt wurden.

-    Im Frühjahr dieses Jahres ist der erste Band, „Deckname Topas“ (Der Spion Rainer Rupp in Selbstzeugnissen), einer neu aufgelegten Porträtserie über bekannte Kundschafter erschienen. Im September 2013 folgte der Band „Die Topagentin“ (Johanna Olbrich alias Sonja Lüneburg), und im Frühjahr nächsten Jahres erscheint ein Porträt über Jochen Bamler. Weitere Editionen sind geplant.

Wichtige Ereignisse im Leben unserer Kundschafter stellen die im zweijährigen Abstand durchgeführten Kundschaftertreffen dar. In der Regel nehmen 40 bis 50 Kundschafter und ihre Führungsoffiziere aus der Hauptverwaltung A und des Bereiches Aufklärung der NVA daran teil. Diese Treffen haben eine wichtige Funktion für die Übermittlung neuester Erkenntnisse, vor allem jedoch für die Freundschaft und Solidarität unter und mit den Kundschaftern."
 

Wir nehmen Abschied von Ruth Keßler

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Ruth Keßler - 20. März 1922 - 10. Oktober 2013


Schon am 10. Oktober 2013 verstarb nach schwerer Erkrankung unsere Genossin Ruth Keßler im 91. Lebensjahr in Berlin. Ihr ganzes Leben kämpfte sie für die Ideen der revolutionären Arbeiterbewegung und leistete als Ökonomin ihren Beitrag beim Aufbau des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik.

Nach der Konterrevolution stellte die politische Strafverfolgung Ruth und Heinz Keßler vor immer neue Bewährungsproben. In den Zeiten des Prozesses gegen Heinz und der anschließenden Haft arbeitete Ruth im "Solidaritätskomitee für die Opfer der politischen Verfolgung in Deutschland" an vorderster Stelle mit.

Unsere privaten Begegnungen in den letzten Jahren, sei es bei Ruth und Heinz Keßler zu Hause, bei Veranstaltungen in Berlin oder auf den UZ-Pressefesten in Dortmund werden uns immer in dankbarer  Erinnerung bleiben.

Wir sind sehr traurig und werden das Andenken an Ruth stets in Ehren halten.

Vorstand des DDR-Kabinett-Bochum e.V.




Über DDR-Errungenschaften, die in der BRD unerfüllte Träume blieben...

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Plakat des Deutschen Volkskongreß aus dem Archivbestand des DDR-Kabinett-Bochum e.V.
 
Zwei Verfassungen und ein Grundgesetz
 
Am 3. Oktober 1990 wurde den Bürgern der DDR das Grundgesetz der BRD übergestülpt - mit allen bekannten Folgen. Um eine in diesem vorgesehene Volksabstimmung über eine gemeinsame neue Verfassung aller Deutschen nach Artikel 23 GG zu umgehen, wurde mit vielen juristischen Tricks ein "Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland" nach Artikel 146 GG fingiert. Allen Deutschen wurde damit diese Pseudo-Verfassung verordnet.
 
Erinnern wir uns: Schon bald nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges eröffneten die westlichen Siegermächte mit Churchills berüchtigter Fulton-Rede den Kalten Krieg gegen die Sowjetunion. Zwischen Februar und Juni 1948 fand in London eine Sechsmächtekonferenz unter Ausschluß der UdSSR statt. Dort ging es um die Zukunft der drei Westzonen Deutschlands. In den "Frankfurter Dokumenten" wurden die Ministerpräsidenten der Länder aufgefordert, bis zum 1. September 1948 eine Verfassunggebende Versammlung einzuberufen. Sie trafen sich im Juli 1948 in Koblenz und gaben dort ein Lippenbekenntnis zur deutschen Einheit ab. Bei einer Konferenz auf Schloß Niederwald legten sie fest, daß ein Parlamentarischer Rat ein Grundgesetz ausarbeiten solle, dessen Ratifizierung man lediglich den Landtagen überlassen wollte.

Eine Volksabstimmung war nicht vorgesehen.Vom 10. bis zum 23. August tagte auf Herrenchiemsee der "Verfassungskonvent" aus hohen Beamten. Der von ihnen ausgearbeitete Entwurf wurde dem Parlamentarischen Rat vorgelegt - einer Versammlung aus 65 Abgesandten der westlichen Bundesländer und fünf nicht stimmberechtigten Vertretern Westberlins. Am 8. Mai 1949 wurde das Grundgesetz dann mit 53 Jastimmen angenommen. Die 12 Gegenstimmen kamen von der KPD, der Deutschen Partei, der Zentrumspartei und - was heute schamhaft verschwiegen wird - der CSU. Das bayerische Landesparlament lehnte das Grundgesetz rundweg ab.
 
In der sowjetischen Besatzungszone ging man andere Wege. Als Reaktion auf die Londoner Konferenz trat der von der Bevölkerung gewählte 3. Deutsche Volkskongreß zusammen. Er bestimmte aus seiner Mitte den 400köpfigen Deutschen Volksrat. Dieser berief einen Verfassungsausschuß unter Leitung Otto Grotewohls, der den Entwurf für die Konstitution einer Deutschen Demokratischen Republik erarbeiten sollte. Angedacht war dabei ein einheitliches, friedliebendes und antifaschistisch-demokratisches Deutschland. Der Entwurf wurde nach seiner Bekanntgabe in Betrieben, Verwaltungen, Schulen und Universitäten, Parteien und Massenorganisationen von Millionen Menschen diskutiert. Mehr als 9000 öffentliche Versammlungen fanden statt, über 15.000 Zuschriften und Änderungsvorschläge gingen beim Deutschen Volksrat ein. 503 davon wurden dort erörtert, was zur Folge hatte, daß 52 der 144 Artikel des Verfassungsentwurfs Änderungen erfuhren.
 
Am 30. Mai 1949 bestätigte das Gremium das Dokument. Am 7. Oktober 1949 wurde es als "Gesetz über die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik" auf der konstituierenden Tagung des nun zur Provisorischen Volkskammer umgewandelten Volksrates beschlossen. Die erste Verfassung der DDR kam also unter absolut demokratischen Bedingungen zustande, von denen die verfassungsrechtliche Wirklichkeit der BRD bis heute Lichtjahre entfernt ist. In ihr waren Rechte und Grundsätze verankert, die man im Grundgesetz vergeblich sucht.
So kannte man bereits ein Asylrecht. Im Artikel 15 war das Recht auf Arbeit festgeschrieben, im Artikel 16 das Recht auf Erholung und Gesundheit. Im Artikel 18 wurde der Staat zur Schaffung eines einheitlichen Arbeitsrechts verpflichtet. Die Bodenschätze wurden in Volkseigentum überführt. Artikel 32 gewährleistete den Mutterschutz, Artikel 33 die Gleichberechtigung außerehelich geborener Kinder. Artikel 35 sicherte das Recht auf Bildung für alle Bürger. Diesbezügliche Privilegien wurden abgeschafft. Die Artikel 41 bis 48 regelten die Religionsfreiheit, aber auch die bis heute in der BRD nicht erreichte Trennung  von Staat und Kirche.
 
Ich hätte nie gedacht, daß es Spaß machen könnte, eine Verfassung von A bis Z zu lesen. Bei der Lektüre der DDR-Verfassung wurde ich indes anderen Sinnes. Alle Artikel entsprachen der Lebenswirklichkeit. Die sozialen und politischen Errungenschaften der DDR blieben für BRD-Bürger unerfüllte Träume. Warum weigert sich der Staat des deutschen Kapitals z. B. bis heute, ein Arbeitsgesetzbuch einzuführen? Das Grundgesetz wurde seit 1949 offiziell 59mal geändert und dadurch total verwässert. Anfangs aus 146 Artikeln bestehend, vermehrte sich deren Zahl bis 2010 auf 191.1968 wurde der Bevölkerung der DDR ein neuer Verfassungsentwurf unterbreitet. Im Vorfeld ihrer Annahme wurden abermals Tausende Vorschläge von Bürgern und Kollektiven eingereicht und viele von ihnen gründlich erörtert. Wiederum flossen etliche davon in den Text ein.

Nach monatelanger Debatte entschieden sich über 90 Prozent der DDR-Bürger in geheimer Abstimmung für die sozialistische Verfassung. In einem Internet-Lexikon erfährt man abwertend, das sei der einzige Volksentscheid in der Geschichte der DDR gewesen. Doch man müßte hinzufügen, daß diese Form direkter Demokratie in der BRD völlig unbekannt ist.
 
Das Grundgesetz sieht Volksentscheide und Volksbegehren auf Bundesebene erst gar nicht vor, während die erste DDR-Verfassung sie schon 1949 im Artikel 3 verankerte! Eine Verfassung ist immer auch eine Aufforderung an die Gesellschaft, den konstitutionellen Anspruch in die Wirklichkeit umzusetzen. Eingelöst werden kann dieser jedoch nur unter sozialistischen Bedingungen. Sie haben zur Voraussetzung, daß die arbeitenden Klassen die politische Macht ausüben und die Produktionsmittel Gemeinbesitz sind. Ein noch so wohlformuliertes Grundgesetz, dessen Verteidigung gegen den Ansturm faschistoider Kräfte unerläßlich ist, bleibt immer Herrschaftsinstrument der Bourgeoisie.
Demgegenüber waren die DDR-Verfassungen von 1949 und 1968 weit mehr als beschriebenes Papier, da Wort und Tat zusammenfielen.
 
Ulrich Guhl

Wir sagen DANKE...

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... für 10.150 Leserinnen und Leser im Monat Oktober 2013 !

Damit haben wir zum ersten Mal diese unglaubliche Monatsgrenze überschritten.

Vielen Dank !

Exponate aus dem DDR-Kabinett-Bochum: Leninorden

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Der Leninorden (russisch Орден Ленина) war die höchste Auszeichnung der Sowjetunion. Der Orden wurde am 6. April 1930 durch das sowjetische Zentralexekutivkomitee eingeführt. 




Verliehen wurde er an Funktionäre für herausragende Leistungen für den Staat, an Arbeiter für herausragende Arbeitsleistungen, an Angehörige der Streitkräfte für beispielhaften Einsatz im Dienst und an die Empfänger der Auszeichnungen Held der Sowjetunion und Held der sozialistischen Arbeit. 
Ebenso wurden mit dem Leninorden Menschen ausgezeichnet, die die Völkerfreundschaft und den Frieden förderten oder beim Aufbau der sowjetischen Gesellschaft herausragende Dienste leisteten. Mit dem Leninorden konnten auch gesellschaftliche Organisationen, Städte, autonome Regionen, militärische Einrichtungen und volkseigene Kombinate ausgezeichnet werden. Eine mehrfache Verleihung war möglich.

 

Während des Großen Vaterländischen Krieges, im Kampf gegen den Hitler-Faschismus, wurde er an etwa 36.000 Soldaten und Offiziere der Roten Armee, der alliierten Streitkräfte und weiteren 5.000 Zivilpersonen verliehen.

 
Das Ordenszeichen des einklassigen Ordens ist ein rundes Medaillon mit einem Porträt des nach links schauenden Lenin, über dem eine rot emaillierte Fahne mit der kyrillischen Inschrift „ЛЕНИН“ (LENIN) schwebt. Das Medaillon ist von einem goldenen Ährenkranz umgeben, der links einen kleinen roten Stern und unten das Hammer-und-Sichel-Symbol trägt. Der Orden wird an einer fünfeckigen Spange getragen. Das Ordensband ist rot mit beidseitig doppelten goldenen Randstreifen. Das Medaillon besteht aus reinem Gold und das Leninporträt ist in Platin ausgeführt.

 
Insgesamt unterscheidet man im Verleihungszeitraum 6 unterschiedliche Herstellungsvarianten  des Leninordens. Das im DDR-Kabinett-Bochum ausgestellte Exponat ist im Jahr 1949 verliehen worden und entspricht dem Typ 5 der Herstellung.


 











Träger des Leninordens waren unter anderem:





  • Bersarin, Nikolai Erastowitsch, Stadtkommandant von Berlin
  • Bykowski, Waleri Fjodorowitsch, Kosmonaut und Kommandant von Sigmund Jähns Weltraumflug
  • Dickel, Friedrich, Armeegeneral und Innenminister der DDR
  • Gagarin, Juri, der erste Mensch im Weltraum
  • Gorki, Maxim, Schriftsteller
  • Grotewohl, Otto, Ministerpräsident der DDR
  • Hikmet, Nazim, türkischer Literat
  • Honecker, Erich, Staatsratsvorsitzender der DDR
  • Jähn, Sigmund, Generalmajor der NVA und erster Deutscher im All
  • Prawda, Zentralorgan der KpdSU
  • Rodnina, Irina, erfolgreichste Paarläuferin der Eiskunstlaufgeschichte
  • Scholochow, Michail Alexandrowitsch, russischer Schriftsteller und Nobelpreisträger
  • Tereschkowa, Walentina Wladimirowna, erste Frau im Weltraum
  • Mielke, Erich, Armeegeneral, Minister für Staatssicherheit der DDR 
  • Philby, Kim, Britischer Kundschafter für die Sowjeunion
  • Toeplitz, Heinrich, Präsident des Obersten Gerichts der DDR und stellvertretender Vorsitzender der CDU 
  • Warnke, Herbert, langjähriger Vorsitzender des FDGB
  • Wenig, Sepp, langjähriger Arbeitsdirektor bei der Generaldirektion der SDAG Wismut in Karl-Marx-Stadt 
  • Thiessen, Peter Adolf, Chemiker und Direktor des Instituts für physikalische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR
  • Hoffmann, Heinz, Armeegeneral und langjähriger Minister für Nationale Verteidigung der DDR 
  • Ehrenburg, Ilja Grigorjewitsch, Journalist und Schriftsteller 
  • Andrésson, Kristinn Eyjólfur, isländischer Verleger und Literaturwissenschaftler








     

    Ein Lebenslauf in der DDR - Erinnerung an Prof. Dr. rer. oec. Alfred Dost

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    Biografisches zu meinem Vater, Alfred Dost,
     


    Der Aufstieg meines Vaters aus einer recht armen Arbeiterfamilie zum stellvertretenden Minister in der DDR hatte nichts mit der Illusion vom Tellerwäscher und dem Millionär zu tun. Er war den gesellschaftlichen Verhältnissen in der SBZ nach 1945 bzw. in der DDR ab 1949 geschuldet, in denen gleiche Bildungschancen für alle Schichten geschaffen wurden. Anfangs sogar eindeutig zugunsten von Arbeiter- und Bauernkindern, was zweifellos auch zu individuellen Ungerechtigkeiten gegenüber Kindern aus kleinbürgerlichen Familien wie Handwerkern - vielleicht auch gegenüber Kapitalistenkindern, wenn sie nicht schon im Westen waren - führte. Aber wie hätte man das Bildungsprivileg der Reichen sonst brechen sollen?
    Außerdem gab es eine Reihe von Bildungswegen. Wer kein Abitur machen konnte, ging z. B. nach der 10. Klasse für drei Jahre auf eine Fachschule und hatte neben einem Fachschulabschluß auch die Hochschulreife. Das verlängerte den Ausbildungsweg nur um ein Jahr.
     
    Mein Vater wuchs mit zwei rund zehn Jahre älteren Schwestern und einem neun Jahre jüngeren Bruder auf. Die Eltern arbeiteten beide in der Porzellanfabrik ihrer Heimatstadt Auma in Thüringen, einem Ort, in dem es außerdem Maschinenbau, eine Plastefabrik, ein Elektrizitätswerk, eine Dachpappenfabrik u.ä. gab. Zumindest bis zur „Wende“.
    Die älteren Schwestern gingen zeitig aus dem Haus, mit 13 Jahren, und zwar „in Stellung“. Zunächst bei Fleischern, später als Dienstmädchen nach (West-) Berlin. Auf diesem Niveau blieben sie bis zum Lebensende in den 80- er Jahren. Vornehme Sprache, besser gestellt durch Heirat, herabschauend auf die „Zone“, Bildzeitungsleserinnen.
     
    Meinem Vater brannten sich die langen, bitteren Jahre der Arbeitslosigkeit seines Vaters in den 20-er/30-er Jahren tief ins Gedächtnis. Als in den 70-er Jahren in der BRD die Werftenkrise begann, erzählte er oft aus dieser Zeit und konnte sich viel besser vorstellen als ich damals, was Arbeitslosigkeit für die Betroffenen bedeutet. Mittlerweile weiß ich das selber nur zu gut.
    Obwohl mein Großvater in der KPD war, reichte seine Bildung offenbar nicht aus, um seine Kinder politisch auf den richtigen Weg zu bringen, sozialistische Ideen zu vermitteln.
    Mein Vater war in der HJ bei den Segelfliegern. Er wollte Pilot werden, aber der Volksschulabschluß reichte dafür nicht. Bildungshunger war übrigens ein lebenslanger Zug von ihm. So meldete er sich freiwillig zur Wehrmacht, wohl auch, um den engen Verhältnissen zu Hause zu entfliehen. Außerdem erzählte mir sein Bruder, daß man auf junge Männer auch in der Dienststelle Druck ausübte, sich „freiwillig“ zu melden. Mein Vater hatte eine Lehre in der Stadtverwaltung Auma absolviert. Er ging also 1940 aus dem Haus, wurde Fallschirmjäger, war in der Sowjetunion, in Italien und Frankreich, wo er 1944 von den Amerikanern gefangen genommen wurde.

     
    Ausgerechnet in den USA , während der zweijährigen Gefangenschaft, kam er mit marxistischer Literatur in Berührung. Ob es während der folgenden Internierung in Großbritannien noch solche Bildungsangebote gab, weiß ich nicht. Jedenfalls sprach er sehr gut Englisch.
    1948 wurde er entlassen und kehrte nach Auma zurück. Er heiratete meine Mutter, die er schon aus Kinderzeiten kannte, und übernahm einen verantwortungsvollen Posten in der Wohnungsverwaltung der Stadt. Für die Aufteilung der vielen Flüchtlingsfamilien auf etwas wohlhabende Bauerngehöfte suchten diese schon den Baum aus, an dem sie ihn hängen wollten. Etwa zwei Jahre später wurde er kommissarischer stellvertretender Oberbürgermeister von Gera, unter Curt Böhme (1889 – 1968, u.a. SPD- Abgeordneter im Thüringer Landtag von 1924 – 1931, KZ- Häftling in Buchenwald, SED- Oberbürgermeister von Gera 1948 – 1956).

    Aus dem Archivbestand des DDR-Kabinett-Bochum e.V.
     
    1956 ging mein Vater zum Studium nach Berlin. Die Mutter mit mir als 3-jährigem Kind folgte, bewältigte den Umzug komplett allein, mein Vater war da in Bulgarien zu den Weltfestspielen. Gleichberechtigung gab es per Gesetz. In den Köpfen und Familien dauerte das noch.
    Jedenfalls studierte er Volkswirtschaft an der renommierten Hochschule für Ökonomie in Berlin- Karlshorst, schrieb dort auch seine Doktorarbeit (summa cum laude) zum Thema „Die Prinzipien und die Methodik der Planung der Senkung der Einzelhandelsverkaufspreise und der volkswirtschaftlichen Bilanzierung von Warenfonds und Kauffonds  mittels preispolitischer Maßnahmen“ (ein Exemplar liegt im DDR- Kabinett). Meine Mutter schob ihr eigenes Lehrerstudium auf, bis mein Vater mit der Ausbildung fertig war.
    Soweit ich weiß, war mein Vater bereits ab 1959 stellvertretender Minister im Amt für Preise, eine Funktion, die er bis kurz vor seinem frühen Tod mit nur 62 Jahren ausübte. Ich war ja damals Kind und erinnere mich vor allem an das endlos späte Nachhausekommen über die Jahre, später, als er schon ziemlich krank war, kam er pünktlich- also stets um 20:00 Uhr. Aber Wochenenden und Urlaub verbrachten wir immer zusammen. Wir gingen viel baden in der Berliner Umgebung, hatten ja auch zeitig einen „Trabbi“ und einen Fernseher, gute Bücher und Schallplatten. Wir waren im Urlaub fast nur in der DDR, anfangs bekamen wir die üblichen FDGB- Plätze an der Ostsee oder in Thüringen, wo man noch Bettwäsche mitbringen mußte, später waren wir in den etwas besseren, aber nicht sonderlich luxuriösen Ministerratsferienheimen. Ich habe die Freizeitgestaltung jedenfalls in sehr guter Erinnerung. Wir hatten auch Theateranrecht und einen interessanten Verwandten- und Bekanntenkreis, wo ständig Gespräche über Arbeit und Politik stattfanden. Das vermisse ich heute sehr. Ich lernte mit meinen Eltern auch die DDR recht gut kennen. Die DDR empfand ich als Heimat, Betriebe, Land, Wälder, Seen- das gehörte uns. Heute komme ich ja nicht mehr rum- durch Geldmangel wegen Langzeitarbeitslosigkeit. Und die BRD ist keineswegs meine Heimat, meinem Vater wäre das auch so gegangen.
     
    Zu dem Amt für Preise muß ich noch was erklären.
     
    In der DDR- Planwirtschaft waren auch Preise staatlich kontrolliert, die Prämissen für ihre Bildung vorgegeben. Eine politökonomische Erläuterung muß ich mir für später vorbehalten-das kostet richtig Zeit, hier nur so viel:
     
    Mein Vater war zuständig für die Konsumgüterpreise, ein heikles Gebiet in der DDR- „Mangelwirtschaft“. Konsumgüterpreise kann man nur im Zusammenhang mit dem Niveau der Löhne, Gehälter und Renten und mit den Subventionen sehen, der sogenannten zweiten Lohntüte. Alles, was wirklich wichtig war zum Leben, war in der DDR subventioniert, z. T. sehr kräftig. Dazu gehörten Mieten, Gas-, Strom-, Wasserpreise, Tarife für alle öffentlichen Verkehrsmittel, Theater-, Kino-, Kulturveranstaltungskarten, Gaststättenpreise, Bücher, Grundnahrungs-mittel, Waren des täglichen Bedarfs, Kinderkleidung, -schuhe-, Babynahrung, Essen für Schulspeisung, in Kinderkrippen und –gärten, auch mein Aquarell-papier, Künstlerfarben und Pinsel, die ich mir als Kind vom nicht üppigen Taschengeld leisten konnte. Auch Stoffe (ich habe zeitig genäht), und was man so brauchte, das konnte man sich auch kaufen. Nur für die großen Anschaffungen mußte man eben sparen, für Autos, Fernseher, Auslandsreisen (ja, es gibt andere Himmelsrichtungen neben der westlichen). Und es gab Großeltern, die beisteuerten. Dazu bekamen kinderreiche Familien die Schulspeisung umsonst, einmal im Jahr kostenlos Bettwäsche u.ä., Ferienlager vermutlich auch umsonst, aber das war ohnehin spottbillig. Es gab keine Zuzahlungen für Medikamente oder in Krankenhäusern, und ohne GEZ- Gebühren hatten wir richtig gutes Fernsehen. Filme, Bücher, Theaterstücke hatten oft was mit unserem Leben zu tun. Mit den Helden konnte man sich identifizieren oder man erfuhr Wichtiges aus der Geschichte. Bei uns gab es Kultur statt Events. Kultur vermisse ich auch sehr. Wie hatten richtig anspruchsvolle Bücher- auch wenn manche Lizenzausgabe unter den Buchhändlern schon verteilt wurde- irgendwie kam man doch ran. Ich wohnte mal ein Jahr im Studenteninternat für 11 DDR- Mark im Monat und 60 Mark Vollverpflegung, bei 180 Mark Stipendium, das mein Vater rausrückte (das staatliche Stipendium war etwas höher), mit dem Rest kam ich gut zurecht, konnte sparen und sogar FDGB- Ferienplätze bezahlen.
     
    Die Waren des Grundbedarfs waren z. B. Lebensmittel, Bettwäsche, Unterwäsche, Geschirr und ein Teil der Kosmetikartikel, aber auch Friseurpreise und Handwerkerleistungen (Kehrseite: irgendwann mußte man Handwerker mit Trinkgeldern schmieren, da sie in die Volkswirtschaftspläne zu stark einbezogen wurden, um Kapazitäten für anfallende Reparaturen frei zu haben). Ich kann nicht alles aufführen, will aber noch erwähnen, daß Waren  des Grundbedarfs wie Wäsche, Schuhe, Kleidung, Gardinen, Handtaschen, Werkzeuge, Eisenwaren (die Baumärkte waren zugegeben nicht so üppig wie heute)… in drei Preisgruppen vorhanden sein mussten, also für verschiedenen Einkommen. Im Laufe der Jahre wurden Renten und Einkommen in bestimmten Industriezweigen und anderen Bereichen schrittweise angehoben. In späteren Jahren, als es uns richtig gut ging, gab es viele Vorschläge, die Subventionen teilweise abzubauen. Denn mit wachsendem Wohlstand wuchs die Verschwendung- es kostete ja nicht viel. Das Bewusstsein wuchs nicht überall mit. Wir haben über den Rundfunk, wo ich in einer Wirtschaftsredaktion gearbeitet habe, oft zu Sparsamkeit mit Heizung, Strom und Wasser aufgerufen, berichteten über die Erzeugerbetriebe. Ich hielt mich daran, viele meiner Bekannten auch. Mir wäre in DDR- Zeiten nie eingefallen, schwarz zu fahren oder etwas aus einem Betrieb mitgehen zu lassen- war ja Volkseigentum, gehörte uns. Ich empfand das so und diese Haltung war in unserer Familie selbstverständlich.
     
    Es gab andere Arten von Verschwendung vor allem bei den Bauern und Kleintierzüchtern (ich habe aber nichts gegen die Klasse der Bauern als Verbündete der Arbeiterklasse): Sie verfütterten tonnenweise Brot, Milch, Haferflocken, für Devisen importierten Reis an ihr Viehzeug. Und dafür gab es eine Menge Geld. Die Aufkaufpreise für Geflügel, Kaninchen, Eier, Schweine und Bullen usw. waren höher als die Einzelhandelspreise. So brachten manche Leute ihre Eier hinten in den Dorfkonsum zum Verkauf, um sie vorne billiger wieder zu kaufen. Eine unangenehme Episode kann ich nicht vergessen, zumal ich heute in dem Dorf wohne, wo sie passierte: Wir waren am Wochenende auf dem Land und wollten zwei Flaschen Milch kaufen- es standen mehrere Kästen da. Da gab es einen heftigen Streit mit der Verkäuferin- angeblich waren die alle „bestellt“- siehe oben.

     
    Es gab viele Vorstöße, auch von Seiten meines Vaters und des Amtes für Preise, diese ehemals positiv wirkenden Subventionen abzubauen, als sie zum Hemmschuh wurden- leider vergebens. Honecker hatte wohl Angst, seine „Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik“ könnte bei der Bevölkerung in Misskredit geraten und er vertraute seinem Wirtschafts“fachmann“ Günter Mittag blind.

     
    Hätte man Subventionen abgebaut, wo es sinnvoll gewesen wäre (sicher nicht bei öffentlichen Verkehrsmitteln, im Gesundheitswesen, in Kultur und Bildung), dann hätte man die unteren und mittleren Einkommensgruppen anheben müssen. Das wäre von Vorteil gewesen, da man gleichzeitig das Prinzip der Bezahlung nach Leistung hätte in Ordnung bringen können. Denn mit der Förderung der Arbeiterklasse wurden z. B. Ingenieure und Technologen in den Betrieben zeitweise finanziell benachteiligt, auch die Meister, und die Löhne in  den typischen Frauenbereichen wie Textilindustrie- und Konfektion, Pädagogik und Pflege waren traditionell noch geringer als die Einkommen in männerbesetzten Bereichen wie Maschinenbau, und das obwohl die Frauenbetriebe mehr in drei  Schichten arbeiteten als die Männerbetriebe. Für die Unterbringung der Kinder, für „Halbtagsbänder“ u.ä. war gesorgt, auch für Verkehrsmittel im Berufsverkehr auf dem Lande, aber es gab genug Aufgaben, deren Bewältigung mit der Konterrevolution gestorben ist.

     
    Biografisches gibt es gar nicht mehr so viel zu sagen: Wir haben einfach alle gearbeitet, gefeiert, Urlaub gehabt. Meine Mutter war Lehrerin in der Unterstufe. Mein Vater wurde mit 60 Jahren aus gesundheitlichen Gründen berentet, sein Gehalt betrug 1700,- DDR- Mark netto, bis zum Ende, es wurde nie erhöht, dazu kam (später?) ein Aufwandsentschädigung von 1000,- Mark. Außerdem hatte er einen Dienstwagen mit Kraftfahrer, die nur aus Altersgründen wechselten und im Prinzip zur Familie gehörten.

     
    Wir wohnten in Berlin- Köpenick in einem Reihenendhaus mit einem kleinen Garten. Ich verdiente nach dem Studium als Ökonomin in der Konfektion 550,- Mark, ein halbes Jahr später schon 750,- Mark netto, bald um die 1100,- Mark (das war relativ viel) bei einer Miete in der späteren eigenen Wohnung von 110,- Mark. Beim Rundfunk verdiente ich etwa 400,- Mark weniger, da Angehörige des Staatsapparates etwa so leben sollten wie ein durchschnittlich verdienender Arbeiter. Ganz so war das in späteren DDR- Jahren nicht mehr, aber kein Vergleich zu heute…In unsrer patriarchalischen Redaktion „mussten aber vor allem die Männer eine Familie ernähren“, was Blödsinn war, aber diese Ausrede hielt sich. Der Lohnfonds wurde „gerecht“ aufgeteilt…Meine Tochter und ich, das war eben keine Familie und ich- noch als „brave Tochter“ erzogen, setzte mich damals auch nicht durch, wenn es um mich ging.
     
    Mein Vater hätte es gern gesehen, wenn ich bei ihm gearbeitet hätte. Ich wollte aber nicht die Tochter meines Vaters sein. Heute tut es mir leid, denn die „Tochter“ blieb ich für diverse Leute bis zu seinem Tod, es gibt in solchen Fällen immer Neider. Ich hätte bei ihm eine Menge lernen können. Ich war einige Male mit ihm in Kombinaten zu Problemberatungen, und er genoß da wirklich Achtung wegen seiner unbürokratischen und unkomplizierten Art, Probleme zu lösen, im Sinne der Volkswirtschaft und der Betriebe.
     
    Trotzdem, die Zeit beim Rundfunk war meine beste Zeit. Hier herrschte eine weltoffene Atmosphäre bei einer Konzentration intelligenter Menschen aus allen Wissensgebieten.
     
    Und so lange mein Vater noch lebte, war ich mit internen Informationen über die DDR- Wirtschaft besser versorgt als mein Redaktionsleiter- aber vielleicht filterte der die ZK- Infos auch nur für uns? Denn „natürlich“ durften wir über die angesprochenen Probleme nicht auf den Sender reden- wir redeten durch die Blume. Eine Zensur gab es nicht, aber wir hatten die Schere im Kopf.

     
    In den 80-er Jahren wuchs die Unzufriedenheit unter uns, nicht, weil es uns schlecht ging, sondern weil die Wirtschaft stagnierte, auch aufgrund von strategischen volkswirtschaftlichen Fehlentscheidungen (neben dem Wirtschaftsembargo gegenüber der DDR, neben dem Abbau von Demokratie an der Basis, neben der nicht ganz so brüderlichen Zusammenarbeit mit unseren Bruderländern im RGW- aber darüber weiß ich zu wenig). Eine offenherzige Diskussion und Erläuterung von Problemen und Zusammenhängen hätte vielleicht die „Wende“ verhindert?
     
    Mein Vater fehlt mir zwar als Gesprächspartner sehr, auch meinen wenigen Verwandten, aber vielleicht ist es gut, daß er die BRD nicht mehr als ihr Einwohner kennen lernen mußte. Als Reisender hätte er sie ja gern gesehen, wäre gern mit meiner Mutter auf ihren jährlichen Rentnerreisen mitgefahren in den „Westen“. Die Geheimnisträgerfrist war nicht rechtzeitig abgelaufen.

     
    Bleibt noch zu erwähnen, daß der Bruder meines Vaters erst Fachschul-, dann Diplomingenieur und Oberst bei der NVA wurde und jetzt wie seine Frau mit Strafrente lebt.
    Ein anderer Verwandter(Jahrgang 1932) wuchs in Auma als Bauer auf, studierte Landwirtschaft, leitete die LPG in Auma, promovierte als Ökonom und war später im Amt für Preise für Landwirtschaftspreise zuständig.
    Irgendwie hat meine ganze Verwandtschaft eine gewisse Karriere gemacht, ob in einfacheren oder intellektuellen Berufen. Manche hatten das Glück, bis zur Rente arbeiten zu dürfen. Wir anderen wurden aussortiert. Ich schon 1991. Ich bezog lange Hartz-IV, jetzt eine EU- Rente, die nur die festen Kosten deckt. D.h., ich bin abhängig von privaten Unterstützern. Das engt ein, rundum, auch psychisch. Viel schlimmer ist aber die Abhängigkeit von den „sozialen“ Ämtern und Gesetzen der BRD.
     

    Wie die UdSSR als gemeinsamer Staat zerschlagen wurde

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    Geplante Zerstückelung


    Vorabdruck. Mit der Souveränitätserklärung der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik wurde die UdSSR als gemeinsamer Staat zerschlagen Von Nikolai Ryschkow* in jungeWelt 14.11.2013

    Der Autor, ehemaliges Mitglied im ZK der ­KPdSU und Exvorsitzender des Ministerrates der UdSSR, erlebte die Zerschlagung der Sowjetunion unmittelbar mit. Im Jahr 2007 erschien von ihm in russischer Sprache »Tragedija welikoi strany« (Tragödie eines großen Landes). In ihm beschreibt Nikolai Ryschkow das Ende des Staats aus seiner Perspektive und unter Einbeziehung ihm zugänglicher Dokumente.

    Die gekürzte deutsche Fassung des Buches erscheint in diesen Tagen unter dem Titel »Mein Chef Gorbatschow. Die wahre Geschichte eines Untergangs« im Verlag Das Neue Berlin. Das E-Book ist bereits ab heute erhältlich.


    "Ich erinnere nochmals daran, daß die Sowjets in unserem Lande entstanden sind und zum charakteristischen Merkmal seiner politischen Organisation wurden. Auf natürliche Weise erwuchsen sie aus den jahrhundertealten Versammlungs- und kollektivistischen Traditionen des Volkes. In unserer Mentalität dominiert das »Wir« gegenüber dem »Ich«, und gerade das Sowjetsystem festigte diese Besonderheit in der Psyche der Bürger der UdSSR.

    Heute führen die herrschenden Kräfte im Lande gewaltsam den Kapitalismus ein. Aber der steht unseren Traditionen entgegen, weil er im Bewußtsein eines jeden Menschen unvermeidlich das ungeheuer hypertrophierte »Ich« an die erste Stelle rückt, welches dem jetzt auf die Hinterhöfe verbannten »Wir« entgegensteht. Aus dieser Sicht ist es nur natürlich, daß gerade die Räte das erste Opfer der einheimischen Götzendiener des ungezügelten Kapitalismus geworden sind. (…)

    Was Boris Jelzin betrifft, werde ich nur einige Fakten aus seiner »Ära« anführen. Die meisten Menschen haben seine clownesken Allüren, die er zur Schau stellte, auf dem Posten des Präsidenten Rußlands noch gut im Gedächtnis, den ungeheuerlichen kollektiven Diebstahl derer, die sich »die Familie« des Staatsoberhauptes nannten, und – was noch wichtiger ist – die Zerschlagung der Volkswirtschaft, die Ausraubung, Verarmung und das Aussterben der Bevölkerung, den Verfall aller Sphären des geistigen Lebens, das Aufblühen der Kriminalität bis hin zum Massenterror usw. usf. Es brauchte Jahre, bis das Volk gelernt hatte, die Spreu vom Weizen zu trennen. Und es mußte dafür teuer bezahlen.
    Nutznießer des Zusammenbruchs Im Herbst 1990 rollten die Massenmeetings durch das Land. Sie waren organisiert durch die Anführer des »Demokratischen Rußlands«, die davon ausgingen, daß der parlamentarische Kampf um die Macht sehr lange dauern würde und sein Ausgang nicht vorhersehbar sei. Auf ihre Fahnen schrieben sie daher eine im Vergleich zur normalen Abgeordnetentätigkeit radikalere Variante der Machteroberung durch Meetings, Streiks, Zerstörung des Versorgungssystems usw.

    Mit Schaudern erinnere ich mich an jenen Herbst. Die Regale in den Geschäften sind leer. In den Häfen und auf den Bahnhöfen stehen Waggons mit Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs, aber diejenigen, die bei der Entladung helfen wollen, bekommen Geld dafür, daß sie nach Hause gehen. Bei den Eisenbahnen bilden sich Staus, welche die Lebensadern des Landes unterbrechen. Auf den Feldern kommen Getreide und Gemüse um, in den Gärten verfault das Obst. Auf unser Land kam alles auf einmal zu: verschiedenste Defizite, Kriminalität, Verschärfung der interethnischen Konflikte, Streiks. Das wirtschaftliche und politische Leben war völlig destabilisiert. Im Ergebnis dessen war die Macht gelähmt.

    Wem war das von Nutzen? Jenen, die die Staatsmacht diskreditieren wollten, dabei auf nichts Rücksicht nahmen und selbst nach der Macht strebten. Um im nachhinein (…) die Machtergreifung der »Demokraten« zu rechtfertigen, zeigt man im Fernsehen immer wieder dieselben Szenen: leere Lebensmittelregale. Aber verschämt wird verschwiegen, warum die Läden damals leer waren. (…)

    Meetings wurden überall praktisch ohne jede Genehmigung durchgeführt. Die Macht im Lande lag in den Händen des Pöbels. Aber wer heizte die ohnehin komplizierte und schwierige Lage weiter an? Wer organisierte die Massendemonstrationen und verwandelte sie in ein Mittel zur Zerstörung der Leitungsstrukturen und damit unseres Staates? Bitte, hier haben Sie eine Liste der Hauptakteure im Spiel mit dem Schicksal ihres Volkes, die sich zum Beispiel auf dem Flugblatt findet, welches zum Meeting auf dem Manegeplatz am 16. September 1990 aufrief: »Es nehmen teil: Juri Afanasjew, Ilja Saslawski, Telman Gdljan, Arkadi Muraschow, Gawril Popow, Anatoli Sobtschak, Sergej Stankewitsch, Gleb Jakunin. Eingeladen: Boris Jelzin.« Nachdem dieses Publikum an die Macht gekommen war, wurde der Manegeplatz schnell umgewühlt und durch ein geschmacklos gestaltetes Einkaufszentrum entstellt, damit jetzt, in der »demokratischen« Zeit, dort niemand mehr Meetings abhalten kann.

    Einige dieser Namen geraten schon in Vergessenheit, aber zu Unrecht. Bildeten sie doch die erste Riege derer, die das taten, was Hitler nicht erreichte – sie führten das Land zum größten Bankrott in seiner Geschichte. Hier nur wenige Worte zu einigen von ihnen.

    Gawril Charitonowitsch Popow erklärte einmal, daß er die Kommunistische Partei der Sowjetunion vernichtet habe. Wie immer setzte er seine Selbsteinschätzung zu hoch an, aber seinen aktiven Beitrag in diesem für das Land verheerenden Prozeß sollte man nicht ignorieren. Später wurde er zwar von seinem Förderer Jelzin enttäuscht, aber bis dahin saß er im Sessel des Moskauer Bürgermeisters und nutzte diesen Posten bestmöglich für seine persönlichen Interessen. Er requirierte ein üppiges Stück vom Partei- und Staatseigentum, mit dem er eine große private Lehreinrichtung – eine internationale Universität mit sich selbst an der Spitze – gründete. Ich lese jetzt oft seine Artikel in wichtigen Zeitungen und erkenne den früheren Popow nicht wieder: Er ist zum Befürworter des Staates geworden, zum Interessenverfechter und Verteidiger des russischen Volkes. Früher oder später kommt jedoch die wahre Natur des Menschen zum Vorschein. Vor kurzem gab er ein kleines Buch heraus, in dem er aus verschiedenen Quellen nur das Übelste über die Rote Armee während des Großen Vaterländischen Kriegs zusammenstellte, über das Verhalten einiger Soldaten und Offiziere in Deutschland. Dabei verliert er kein Wort über das Ungeheuerliche, das die hitlerschen Unmenschen in unserem Land angerichtet haben.
    »Romantische Demokraten«

    In den Sitzungen des Obersten Sowjets der UdSSR trat in Diskussionen oft der junge, korrekte und gutgekleidete Abgeordnete Sergej Stankewitsch auf. Er und sein Kollege Anatoli Sobtschak erklärten sich selbst zu »Romantikern« der neuen Demokratie. Stankewitsch nutzte dieses »edle Image« als Moskauer Vizebürgermeister zur persönlichen Bereicherung. Rührende Beziehungen zu kriminellen Strukturen, Schmiergelder, Aneignung der Wohnung des ehemaligen sowjetischen Ministers Nikolai Patolitschew und sonstige »Kunststücke« kennzeichnen diesen »romantischen Demokraten«. Es verwundert nicht, daß er schon in seiner Abgeordnetenzeit in der ersten Duma durch die Rechtsschutzorgane der Annahme von Schmiergeldern beschuldigt wurde. Damals stimmten die Abgeordneten der Aufhebung seiner Immunität nicht zu. Aber er hatte zu Recht ein schlechtes Gewissen, und in der bis zum Auslauf der Deputiertenvollmacht verbleibenden Zeit reiste unser »Romantiker« still und heimlich mit Diplomatenpaß ins Ausland. Er trieb sich in den USA und in Deutschland herum und ging dann nach Polen, wo ihm Interpol auf die Spur kam. Und wieder erhoben die »liberalen« Medien ein Geschrei darüber, daß »dunkle Kräfte« angeblich eine Abrechnung mit diesem »romantischen Demokraten« der ersten Welle inszenieren.

    Ähnliches ließe sich über die meisten an der Macht befindlichen »Demokraten« und »Liberalen« sagen. Wenige, beschämend wenige widerstanden der Verführung durch die Macht. Ihre »demokratischen« Überzeugungen erwiesen sich als bloße politische Hülse. Hierzu nur ein Beispiel. Unter den »totalitären« Bedingungen der Sowjetmacht wurden Meetings über alle möglichen Fragen, zu jeder Zeit, an jedem Ort einschließlich des Moskauer Luschniki-Stadions durchgeführt. Unter der »demokratischen« Macht gab es hierfür jedoch strenge Einschränkungen, administrative Verbote, Gewaltanwendung, provozierte Zusammenstöße von Angehörigen der Rechtsschutzorgane mit Demonstranten. (…)

    Am 16. Mai 1990 trat im Großen Kremlpalast der erste Kongreß der Volksdeputierten der ­RSFSR (von 1917 bis 1991 Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik, Anm. d. Red.) zusammen. Entsprechend der Verfassung eröffnete ihn der Vorsitzende der Zentralen Wahlkommission, Wassili Iwanowitsch Kasakow. An jenem Tag wurden 1059 Abgeordnete gewählt, frei blieben neun Mandate. Kasakow teilte mit, daß beim Kongreß anwesend waren: Michail Gorbatschow, Nikolai Ryschkow und Anatoli Lukjanow, die Mitglieder des Präsidialrates, die Mitglieder und Kandidaten des Politbüros und die Sekretäre des ZK der KPdSU.

    Heftiger Streit entbrannte um die Tagesordnung des Kongresses und die Wahl des Vorsitzenden des Obersten Sowjets der RSFSR. Die Abgeordneten unterteilten sich in zwei offen feindliche Lager: eines orientiert auf die KPdSU, das andere auf den Block der gerade entstandenen Bewegung »Demokratisches Rußland«. Denkwürdig ist dieser Kongreß auch durch den Wahlmarathon des Vorsitzenden des Obersten Sowjets der RSFSR. Erst am 29. Mai wurde Jelzin dazu gewählt, mit 535 Stimmen bei einem erforderlichen Minimum von 531 Stimmen. Vier Stimmen, also ein halbes Prozent der gewählten Abgeordneten des Kongresses, bestimmten letzten Endes sein weiteres politisches Schicksal und damit auch das Schicksal Rußlands!
    Verhängnisvoller Beschluß Die Frage der Führung des Obersten Sowjets der RSFSR wurde im Stadium der Kongreßvorbereitung mehrfach im Politbüro diskutiert. Aus meiner Sicht hat das Politbüro, besonders die ZK-Sekretäre unter der Führung von Gorbatschow, in dieser hochwichtigen Kaderfrage riesige Fehler zugelassen. Sie empfahlen offensichtlich nicht durchzubringende Kandidaturen – Alexander Wlassow und Iwan Poloskow. Auf einer Sitzung des Politbüros sagte ich deutlich: Das sind keine schlechten Genossen, aber man wird sie auf dem Kongreß nicht unterstützen. Wir werden gezwungen sein, diesen Posten Jelzin zu überlassen, der sein Streben nach der Spitze des derzeit höchsten Machtorgans der Republik nicht verbirgt. Ich sagte weiter, daß wir einen der Unionsführer für diesen höchsten Posten Rußlands empfehlen sollten – Ryschkow, Jegor Ligatschow oder jemand anderen von den Politbüromitgliedern oder ZK-Sekretären. Ein konkreter Beschluß zu dieser Frage wurde aber nicht gefaßt.

    Gleich zu Beginn des Kongresses wurde die Frage nach der Souveränität der RSFSR laut. Die Diskussion war heiß und ging über drei Tage – den 22., 23. und 24. Mai.

    Nach heutiger Durchsicht der Diskussionsstenogramme muß ich feststellen: Die Abgeordneten befaßten sich hauptsächlich mit Detailfragen und mit der Formulierung von Verfassungsartikeln. Nicht einer von ihnen erhob prinzipielle Einwände gegen den schicksalhaften Plan, die Gesetze der RSFSR über die der Sowjetunion zu stellen – ein Schritt, der den Boden für den Zerfall der Sowjetunion bereitete.

    An der Diskussion beteiligten sich 40 Abgeordnete. Danach arbeitete die Redaktionskommission etwa zweieinhalb Wochen. Unterschiedliche Varianten einer Deklaration über die staatliche Souveränität der RSFSR mit zahlreichen Korrekturen, vor allem zum Vorrang der Republikgesetze gegenüber den Unionsgesetzen, wurden zwei Tage lang diskutiert – am 11. und 12. Juni 1990. Danach stimmten 907 Abgeordnete für die Annahme der Deklaration, 13 dagegen, neun enthielten sich. Politische Blindheit, die Unfähigkeit, die Folgen eines solchen Schrittes abzuschätzen, erfaßte sogar Kommunisten. Die Bilanz zog der dem Kongreß bereits vorsitzende Jelzin:

    »Der Beschluß ist angenommen. (Stürmischer, andauernder Beifall. Ausrufe: ›Hurra! Hurra!‹) Ich beglückwünsche alle Volksdeputierten und alle Völker der Russischen Föderation. (Beifall).«

    So wurde der erste Kongreß der Volksdeputierten Rußlands zum Totengräber unserer Großmacht. Und der 12. ni 1990, den die »Demokraten« auch noch zum großen Feiertag erklärten, wurde zu einem Tag der Schande.

    Wovon gingen die Deputierten des russischen Kongresses aus, als sie diesen Beschluß faßten? Bedeutet doch Souveränität – und das mußten sie wissen – die vollständige Unabhängigkeit des Staates von anderen Staaten. Folglich erklärte Rußland seine Unabhängigkeit von allen anderen Unionsrepubliken, das heißt, es lehnte seine staatsbildende Rolle ab und verurteilte allein damit die UdSSR zum Zerfall.

    Nach der sowjetischen Verfassung waren Rußland und jede Republik ohnehin prinzipiell souveräne Staaten, die aber einen Teil ihrer Machtfunktionen an die Union abgegeben hatten. Zur Bemäntelung ihrer wahren Ziele bedienten sich die Autoren der Souveränitätserklärung durchaus »edler Motive« – Sicherung eines »würdigen Lebens, freie Entwicklung und Gebrauch der Muttersprache« für die Bürger Rußlands, als wären diese Prinzipien nicht schon in der Unionsverfassung verankert und der Staat nicht bestrebt gewesen, diese und andere Grundsätze zu realisieren.

    Hinter schönen Worten standen, wie in der Politik üblich, handfeste Interessen. Diese waren verschieden, aber ihre Träger verband eine gemeinsame Zielsetzung: sich um jeden Preis von der »Vormundschaft« der Zentralmacht lösen – sowohl von der »Vormundschaft« der Partei als auch von der des Staates. Die Republik Rußland sollte dem Unionszentrum entgegengestellt und das sowjetische »Imperium« durch Zerstörung des Zentrums zerschlagen werden. Die Kommunisten, die gerade die neue Partei KP RSFSR gegründet hatten, hatten Bedenken, sich dem entgegenzustellen. Sie fürchteten, die Stimmen der aufgeputschten und desorganisierten Wähler zu verlieren, die dafür vielleicht kein Verständnis aufbringen würden. Hinzu kommt, daß auch die Führung der neuen KP nichts gegen eine faktisch »souveräne« Parteistruktur hatte, damit man sie nicht der automatischen Ausführung von Beschlüssen und Weisungen des ZK der KPdSU bezichtigen konnte.

    Vor mir liegt das Stenogramm dieser Sitzungen samt Ergebnisliste der offenen Abstimmung. Es enthält viele bekannte Namen von Genossen, die mit »Ja« gestimmt haben. Einigen von ihnen stellte ich mehrere Jahre später die Frage: Warum habt ihr damals die Deklaration über die Souveränität Rußlands unterstützt? Die einheitliche Antwort lautete: Wir haben nicht einmal geahnt, daß dies zur Zerstörung der UdSSR führen könnte.
    Untragbar für die Union Aber damit die russische Souveränität die ihr zugedachte Rolle bei der Vernichtung der UdSSR und ihrer Gesellschaftsordnung spielen konnte, mußte zu der Idee noch ein Mechanismus kommen. Und der wurde geschaffen in Form der aus Sicht des gesunden Menschenverstands völlig idiotischen These vom Vorrang der russischen Gesetzgebung gegenüber der Gesetzgebung der Union. Mit anderen Worten: Ein Teil wurde über das Ganze gestellt. Das bedeutete, daß organisatorische und damit auch materielle, finanzielle und andere Ressourcen aus der Leitungskompetenz der Union herausfielen, was faktisch ihre weitere Existenz sinnlos machte. Mit Verlaub, das hätte man doch sowohl vor als auch während und nach der Abstimmung unbedingt wissen müssen.

    Am frühen Morgen des 13. Juni 1990 brachte ich die Premierministerin Großbritanniens, Margaret Thatcher, zum Flughafen. Sie befand sich zum Staatsbesuch in Moskau und flog zur Eröffnung einer Schule, die von ihrem Land im erdbebenzerstörten Leninakan (heute Gjumri in Armenien) gebaut wurde. Wir saßen noch nicht im Auto, als sie das Gespräch begann:

    »Mr. Ryschkow, ich erfuhr gestern abend aus Ihrem Fernsehen, daß das russische Parlament ein Gesetz über die Souveränität angenommen hat, vor allem über den Vorrang russischer Gesetze gegenüber den föderalen Gesetzen. Kennen Sie das? Wie denken Sie darüber?«

    »Ja, natürlich weiß ich Bescheid«, antwortete ich. »Mit dem Begriff ›Souveränität‹ an sich hätte man einverstanden sein können, hatte doch Rußland praktisch weniger Rechte als die anderen Unions­republiken. Aber diese Steigerung, besonders der Vorrang der Republikgesetze gegenüber den Unionsgesetzen, ist durch nichts gerechtfertigt. Das ist der Beginn der Zerstörung des einigen Staates. Er kann unter diesen Bedingungen nicht funktionieren, umso mehr, als nach Rußland die anderen Republiken sofort dasselbe tun werden.«

    Dieses Gespräch fand einige Stunden nach Annahme des Gesetzes statt. Sogar der Premierministerin war klar: Etwas für die Union Untragbares war geschehen. Sicher übertrug sie diese Ereignisse auf ihr Land und zog die richtigen Schlüsse. Nebenbei hier noch eine eher an einen politischen Witz erinnernde Episode: Als Thatcher drei Jahre später, schon nicht mehr als Regierungschefin, noch einmal in Rußland war, schlug sie zur Beschleunigung der Reformen nicht mehr und nicht weniger vor, als unser Parlament aufzulösen. Würde ich im Gegenzug nach England fahren – unser Status ist ja jetzt derselbe: Wir beide sind Expremiers – und dort vorschlagen, deren Parlament sofort aufzulösen, was würde wohl passieren?

    So also wurde für die Zerstückelung des einheitlichen Staates der Punkt auf das »i« gesetzt. Der erste Kongreß der Volksdeputierten Sowjetrußlands besiegelte das Ende der Großmacht, und die neue Führung Rußlands übernahm die Rolle eines Trojanischen Pferdes. Wahrhaftig, große Staaten werden von großen Persönlichkeiten geschaffen, aber von Nichtswürdigen zugrunde gerichtet."


    * Nikolai Iwanowitsch Ryschkow, geboren 1929 in Dylijwka, ist russischer Politiker. Von 1985 bis 1991 war er unter Michail Sergejewitsch Gorbatschow Vorsitzender des Ministerrates der Sowjetunion. Seit 1996 ist er Vorsitzender der Patriotischen Russischen Volkspartei. Zur Zeit ist er Mitglied des Föderationsrates der Russischen Föderation für das Gebiet Belgorod.


    In diesen Tagen erscheint von Nikolai Iwanowitsch Ryschkow: Mein Chef Gorbatschow. Die wahre Geschichte eines Untergangs. Das Neue Berlin, Berlin 2013, 256 Seiten, 16,99 Euro – auch als E-Book erhältlich

    Zur Eröffnung des Kino International am 15. November 1963

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    Motivpostkarte aus den 70ziger Jahren aus dem Bestand des DDR-Kabinett-Bochum.
     

    Ein »sozialistischer Klotzbau, der von außen aussieht wie ein schiefstehender Schuhkarton« (FAZ)

     

    Heute vor 50 Jahren wurde in Berlin das Kino International eröffnet.

     
     
    Von Eike Stedefeldt in jungeWelt


    .....Ihr festlicher Theaterabend beginnt im gläsernen Windfang, wo Sie sich der rechten oder linken Kasse zuwenden; der Kartenpreis ist eher symbolisch. An der von Ihnen gewählten Seite: sagen wir links, nimmt Ihnen die Garderobiere den Paletot ab. Die ringförmige Bank, vom Architekten in die rechte hintere Ecke der Garderobenhalle positioniert, ist belegt. Ohnehin warten Sie lieber sechs Meter höher im Foyer – Sie nehmen auch dorthin die linke Treppe. Während Sie sich vom Buffet ein Glas Sekt holen, aus einer der verschiedenfarbigen Clubgarnituren durchs Panoramafenster den Blick auf die Allee genießen, fällt peu à peu der Streß des Arbeitstages von Ihnen ab. Durch eine Schallschleuse in den ranglosen, mit Sen­esche verblendeten Saal gelangt, strecken Sie in einem der 610 Sessel sitzend die Beine aus. Schon wird der Vorhang gezogen. Als er sich nach der Aufführung schließt, gehen Sie hinab zur Bühne und dort zum linken Ausgang. Der führt jetzt zur Rückseite »Ihrer« Garderobe, von wo aus das Gebäude Sie in die Nacht entläßt. Oben betreten, ungehindert von den Gehenden, die Besucher der Spätvorstellung den Saal.

    Minutiös waren die Publikumsströme berechnet, intuitiv folgten die Gäste den Wegen. Der bis weit vors Entree gelegte Kunststeinboden des Innenraums geleitete sie mit unsichtbarer Hand in die Kassen-, dann die Garderobenhalle des »Kino 600«. So lautete der Arbeitstitel des kleineren der beim Architektenkollektiv Josef Kaiser im VEB Berlin-Projekt für die Karl-Marx-Allee in Auftrag gegebenen Lichtspielhäuser. Das andere war das »Kino 1000« – die Zahlen verweisen auf die Zuschauerkapazität. Das »Kino 1000«, das größte der Republik, eröffnete am 5. Oktober 1962 als »Kosmos«. Der zunächst vorgesehene Name war somit frei für das 600er-Haus: »International«.

    Josef Kaiser (1910–1991) legte 1959 erste Entwürfe vor, das Grundprojekt stand 1960 und das Ausführungsprojekt des Bauingenieurs Heinz Aust 1961. Baubeginn war im August. Das um die drei fensterlosen Seiten laufende Wandrelief nach Ideen Waldemar Grzimeks umzusetzen oblag den jungen Bildhauern Hubert Schiefelbein und Karl-Heinz Schamal. »Es setzt sich aus nur zwei Formen von Reliefsteinen und 14 figürlichen Skizzen des Lebensablaufs werktätiger Menschen zu einem heiteren und doch kräftigen Gesamtornament zusammen«, schrieb Kaiser in Heft 1/1964 der Deutschen Architektur; »Sujets aus unserer Wirklichkeit, wie Tierpark, Kindergarten, Volksfest. Hochschule und andere« präzisierte Schiefelbein am 16. August 1964 in der Berliner Zeitung. Kaiser hob die »frei auskragende Anordnung des verglasten Foyers über die gesamte Vorderfront« hervor. Sie bewirkt, daß der funktionsbedingt massige Stahlbeton-Korpus einen nicht erdrückt und ein zeitlos modernes Gesicht hat.

    Überhaupt ist das Bauwerk nur in weiter gefaßtem Kontext zu verstehen, was Betrachter, zumal oberflächliche, überfordern muß, die ein anderes System sozialisiert hat. Wem die inneren Beziehungen, die auch individuellen politischen Prioritäten einer nicht an Profit orientierten Realität mangels eigenen Erlebens fremd sind, dem fehlt dazu einfach der Maßstab. Dieses Kino war eben nicht bloß Kino, sondern ein Kulturzentrum, das mit Stadtteil- und Kinderbibliothek im Erdgeschoß und Vortrags-, Klub- und Fernsehräumen über den Treppenaufgängen im zweiten Obergeschoß zum Wohngebiet gehörte.

    Sozial, kulturell, architektonisch und stadtplanerisch bezog es sich zudem intensiv auf umliegende Gesellschaftsbauten, deren klare Linien, helle Fassaden, feine Strukturen, hohe Glasflächen, lichte Räume den State of the Art und zugleich die ungemein optimistische Stimmung in der jungen DDR verkörperten: Hotel Berolina, Café Moskau, Mocca-Milch-Eis-Bar, Kosmetiksalon Babette, Blumenhaus Interflor/Modesalon Madelaine.

    Der Bau hatte nicht nur medial enormes Aufsehen erregt; gespannt sah man der Vollendung entgegen. »Am gestrigen Freitag wurde in der Hauptstadt das neue Kino, das den Namen ›International‹ trägt, an den VEB Berliner Filmtheater übergeben«, las man im Neuen Deutschland am 19. Oktober 1963, das über etwas auch im Ausland recht Seltenes staunte: die »Klima- und Schwerhörigenanlage«.

    »Der Erste Sekretär des Zentralkomitees der SED und Vorsitzende des Staatsrates der DDR, Walter Ulbricht«, berichtete die Berliner Zeitung am 16. November 1963 vom Vorabend, »war am Freitag herzlich begrüßter Ehrengast des neueröffneten Kulturzentrums ›Kino International‹ in der Berliner Karl-Marx-Allee. Seine Gattin, Lotte Ulbricht, begleitete ihn.« Im Saal waren Sowjet-Botschafter Abrassimow und weitere Vertreter des Corps diplomatique, Volkskammer-Präsident Johannes Dieckmann und Oberbürgermeister Friedrich Ebert. Die Rede hielt Ernst Hoffmann, Stadtrat für Kultur. »Nach der Ansprache erlebte das vollbesetzte Haus die festliche Premiere des sowjetischen Films ›Optimistische Tragödie‹, der 1963 in Cannes mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wurde (…) Herzlicher Applaus galt einem der Hauptdarsteller des Films, Boris Andrejew, und dem Kameramann Wladimir Monachow, die zur Premiere nach Berlin gekommen waren.«

    Den Eröffnungsstreifen am 50. Geburtstag noch mal zeigen, das alte Plakat noch mal aufhängen? Das Naheliegende zu lassen, hat seine Logik. Ein Revolutionsdrama wäre wohl der falsche Film gewesen. Man muß da nicht mal Ignoranz, Desinteresse, Herablassung vermuten: Ein Gebäude dient im Kapitalismus anderen Zwecken, als Menschen oder Kultur gut zu behausen, es ist Ort und Gegenstand der Verwertung. Dies zeigte sich 1990, als die Treuhand Berlins kommunale Kinos mit dem Argument beanspruchte, es handele sich um Wirtschaftsbetriebe, während der Magistrat darauf bestand, als Kulturstätten gehörten sie ihm. Die Konquistadoren obsiegten und verscherbelten das »International« im März 1992 an die Groenke-Guttmann und die Bergholz/Weiss GmbH. »Das Filmtheater ›International‹ hat einen neuen Betreiber«, meldete die Neue Zeit am 16. Oktober 1992. »Pächter ist ab 15. Oktober die Berliner Yorck Kino GmbH. Unter den von der Treuhand verkauften zehn Ostberliner Kinos galt das ›International‹ vor allem wegen der Nähe zum Alex als eines der lukrativsten Objekte.« – Als Immobilie!

    Daß es dem Abriß entging und zur wenigstens noch irgendwie an Filmkunst interessierten Yorck-Gruppe kam, ist ein schwacher Trost. Hat doch letztere, anders als eine Bezirksfilmdirektion, keine Mittel, ein so intensiv genutztes Haus im Vier- bis Sechsjahres-Turnus zu renovieren oder die Polster neu zu beziehen. Schlimmer noch, geht ihm genau das an die Substanz, was es retten soll: Partys. Zur »Location« degradiert, hängen Discokugeln zwischen einst 20000 Mark teuren Kristall-Leuchten, verkamen die Garderoben zum Getränkelager und Ausschank, zersplittern Hubwagen und Bierkisten Verkleidungen und Einbauten aus edlem Kirschbaum. Oben platzt das Parkett auf, dem noch zu DDR-Zeiten der hellblaue Dederon-Teppich weichen mußte, unten verdrecken in Kniehöhe Schuhsohlen gelbe Werksteinriemchen, die nahe der Decke von Gewindebolzen für Bühnentechnik zerstört werden. Kaisers goldfarben eloxierten Himmel in der Garderobenhalle, dessen 242 Lampen die Messingeinlagen im Boden blitzen lassen, verbog die Last übergeworfener Kabel, Teile der »senkrecht ge­stabten Holzverkleidung« wurden ohne Not mit weißem statt schwarzem Stoff hinterspannt, und der »fliegende Stuckteppich« an der Saaldecke hat Flecken. Wohin man blickt, scheint das Denkmal Unkenntnis und handwerklichem Dilettantismus ausgeliefert. Der schleichende Verfall hat Ursachen, vor denen zum Jubiläum sanierte Klos aussehen wie die Requisiten einer billigen Filmkomödie. Ein festlicher Theaterabend im »International«? Pardon, das war einmal.

    Gegendarstellung zur Berichterstattung im "Berliner Kurier" vom 18.11.2013

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    Gegendarstellung

    In einem reißerischen Artikel des "Berliner Kurier"" vom 18. November 2013, über ein Ermittlungsverfahren gegen Mitglieder des Traditionsverband  Nationale Volksarmee e.V. im Zusammenhang der Gedenkfeierlichkeiten zum "Tag des Sieges" am 9. Mai 2013 am Treptower Ehrenmal, wird das DDR-Kabinett-Bochum e.V. wie folgt erwähnt:
    "...Dem KURIER liegt die Liste der Verdächtigen vor. Darunter: Ein Oberstleutnant, zwei Oberste, drei Majore, ein Oberleutnant und ein Fregattenkapitän. Dienstgrade, die zu Armeezeiten eine hohe Befehlsgewalt innehatten. Auch ein ehemaliger Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit ist darunter. Viele von ihnen sind zudem führende Mitglieder des Traditionsverbands der NVA sowie des sogenannten „DDR-Kabinetts Bochum“ (Verein von ehemaligen NVAlern im Ruhrgebiet)..."

    Wir stellen dazu fest:

    1.) Unter den aktuellen Mitgliedern des DDR-Kabinett-Bochum e.V. befindet sich kein Mitglied des Traditionsverband Nationale Volksarmee e.V.

    2.) Das DDR-Kabinett-Bochum e.V. ist kein "Verein von ehemaligen NVAlern im Ruhrgebiet".
    Denn kein Mitglied unseres Vereins aus dem Ruhrgebiet, hat jemals in den Reihen der Nationalen Volksarmee gedient.

    Richtig ist:


    1.) Wir pflegen Kontakte zu vielen Organisationen, Parteien und Verbänden - in Ost und West - die sich gegen die Delegitimierung der Deutschen Demokratischen Republik, ihrer Bürgerinnen und Bürger und den ehemaligen Angehörigen der bewaffneten Organe der DDR, zur Wehr setzen. Demzufolge setzten sich unsere bundesweit ansässigen Mitglieder aus allen Berufsgruppen der Bundesrepublik Deutschland  und der Deutschen Demokratischen Republik zusammen.

    2.) Zweck des Vereins ist die Förderung der Forschung, Vermittlung und Darstellung der Entstehung der DDR anhand von Publikationen, Zeitungen, Urkunden und anderer Zeitdokumente in Bild, Ton und Wort, von gesellschaftlichen Veranstaltungen und Jahrestagen der DDR, der Geschichte der Uniformierung und Uniformeffekten in der DDR sowie der Anlaß und Trageweise von staatlichen und nichtstaatlichen Auszeichnungen der DDR. Der Satzungszweck wird verwirklicht, insbesondere durch Volksbildung und Heimatpflege. Durch Publikationen sowie durch Organisation und Durchführung von Ausstellungen, Vorträgen oder Veranstaltungen, die sich mit der Geschichte, Kunst, Sport und Alltagskultur der DDR befassen. Weiter durch die Pflege und den Ausbau einer Sammlung in Form einer Dauerausstellung in Bochum.
    Abschließende Bemerkung:
    Wir stellen ausdrücklich fest: Für uns ist die Ausübung des Dienstes in den ehemaligen bewaffneten Organen der Deutschen Demokratischen Republik eine ehrenvolle Aufgabe und kein Grund sich dafür in irgendeiner Weise zu rechtfertigen.
    Unsere ganze Solidarität gilt , unabhängig von durchaus unterschiedlichen Positionen über die Arbeit des Traditionsverbandes, den derzeit von der bundesdeutschen Justiz verfolgten Mitgliedern des Traditionsverband Nationale Volksarmee e.V.  

    Vorstand des DDR-Kabinett Bochum e.V.

    Indienststellung der RSU-Kompanien gestört - FDJ-Blauhemden beschlagnahmt

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    Nie wieder Freikorps!

    Indienststellung der RSU-Kompanien gestört
    FDJ-Blauhemden beschlagnahmt



    Am Samstag, den 16.11. wurde Dresden Zeuge eines interessanten Schauspiels. Eine kleine Demonstration macht sich auf ihren Weg vom Militärhistorischen Museum über die Graf-Stauffenberg-Kaserne in die Innenstadt und machte aufmerksam auf eine Begebenheit, die sonst vielleicht gar nicht großartig aus dem Alltag im Dresdner Kasernen-Viertel gefallen wäre. Es wurde feierlich die RSU-Kompanie (Regionale Sicherungs- und Unterstützungskräfte) mit Dschingderassa in Dienst gestellt. 127 Reservistinnen und Reservisten sind von nun ab in Dresden stationiert, nächstes Jahr sollen es bereits 199 sein. Wofür braucht es Soldaten im Inland? Haben sie denn so mächtige Feinde? Diese Kompanie ist ein Teil eines bundesweiten Netzes, deren Aufgaben originär militärische sind. In bester deutscher Tradition sind diese Freikorps für die Ruhe an der Heimatfront, sollte diese mal von jemandem gebrochen werden, zuständig. Den Freikorps des Kaiserreiches haben sie eine bessere Organisation und eine engere Anbindung an die militärischen Führungskräfte voraus. Auch wenn sich die neueingeweihte Kompanie heute vielleicht einfach nur ihres neuen Jobs freut, es wird der Tag kommen, an dem der Widerstand vor der Kaserne gegen den deutschen Militarismus kein so kleiner mehr ist und die Aufgabe der RSU-Kräfte sein wird, ihn niederzuschlagen. Daher der Protest einer Demonstration von DKP Dresden, FDJ Sachsen, KPD Regionalorganisation Dresden, KPD Regionalorganisation Leipzig, Landeskonferenz der Kommunistischen Plattform Sachsen, Lesekreis zur Förderung der Aufklärung im 21. Jahrhundert, Regionalgruppe des Rotfuchs Dresden, RFB Mitgliedergruppe Dresden, SDAJ Gruppe Dresden. Von den Gegendemonstranten wurde die Veranstaltung in der ehemaligen Albertkaserne mit Trommeln, Schalmeien und gebrüllten Sprechchören gestört. Auch die Abgeordneten der Linkspartei im Europaparlament Cornelia Ernst und Sabine Lösing solidarisierte sich mit dem Protest gegen die RSU-Kompanie (siehe ihre Stellungnahme unten).




    Dieser Kampf scheint nicht zu gefallen, vor allem dann nicht, wenn er im FDJ-Blauhemd geführt wird. Mit dem inzwischen alten Mittel des § 86a StGB (Tragen verfassungsfeindlicher Symbole) wurden bei der Abschlusskundgebung alle Blauhemdträger von dem Großaufgebot an Polizei von der Demo entfernt. Ihre Blauhemden wurde beschlagnahmt und ihre Personalien aufgenommen mit der Begründung, die FDJ sei in Westdeutschland verboten und die Symbolik der Ost-FDJ nicht von der der West-FDJ zu unterscheiden. Dass diese Sichtweise vor keinem Gericht standhalten würde, da durch den Einheitsvertrag von 1990 die FDJ auch in der BRD wieder erlaubt ist, schien die Beamten nicht zu interessieren. Ziel dieser Politik ist leicht zu durchschauen: Auf der Straße darf nicht die FDJ mit ihren Bündniskräften zu sehen sein, wenn sie über die Gefahren eines deutschen Krieges warnt und die RSU-Kompanie als das benennt, was sie sind: moderne Freikorps, aufgestellt für die Niederschlagung von Protesten und Aufständen.
    Doch alle Beschlagnahmen und Verbote werden den nötigen Protest gegen die Militarisierung im Inland nicht stoppen können!


    Quelle: Newsletter der FDJ

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    Stellungnahme der MdEP Sabine Lösing und Cornelia Ernst:

    Keine modernen Freikorps: Gegen die Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte (RSU-Kräfte) in Sachsen!
    Am morgigen 16. November 2013 werden die Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte (RSU-Kräfte) in Sachsen in Dienst gestellt. Die Aufgabe dieser nach und nach im gesamten Bundesgebiet etablierten Reservisteneinheiten sollen neben Einsätzen der Katastrophenhilfe auch militärische Aufgaben im Inland umfassen.
    Dazu erklären Sabine Lösing, MdEP, und Cornelia Ernst, MdEP:

    "Die RSU-Kräfte militarisieren die Gesellschaft. Das lehnen wir ab!"
    "Mit den RSU-Kräften sollen zivile Organisationen der Katastrophenhilfe wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit der Bundeswehr zusammengeführt werden", so Sabine Lösing. "Diese zivil-militärische Zusammenarbeit soll den Einfluss der Bundeswehr auf die Gesellschaft verstärken. Mehr noch: Die RSU-Kräfte können für militärische Aufgaben innerhalb des Bundesgebietes eingesetzt werden. Das weckt Erinnerungen an finstere Stunden der deutschen Geschichte, als Freikorps und Reichswehr am Ende des Ersten Weltkrieges und in der Weimarer Republik demokratische Bestrebungen brutal niederschlugen."
    Cornelia Ernst: "Gerade in Sachsen spielten Militäreinsätze im Inneren bei der sogenannten Reichsexekution 1923 gegen die demokratisch gewählte Regierung aus Sozialdemokraten und Kommunisten eine verhängnisvolle Rolle. Als Lehre aus der Geschichte schloss das Grundgesetz Bundeswehreinsätze im Inneren aus. Dieses Verbot wird mehr und mehr ausgehöhlt. Die RSU-Kräfte sind ein weiterer Schritt in diese Richtung. Wir brauchen keinen Schritt zurück in die Vergangenheit - wir brauchen keine modernen Freikorps!"
    Brüssel, 15.09.2013



    Die Proteste gehen weiter:
    Am Freitag den 22.11.2013 wird um 10:00 Uhr in der Julius-Leber Kaserne in Berlin die nächste Kompanie der RSU in Dienst gestellt.

    Demo: 10 Uhr vom U-Bahnhof Kurt-Schumacher-Platz (Eingang am Einkaufszentrum "Der Clou") zur Kaserne

    Neue Website des DDR-Kabinett-Bochum bald online!

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    Neben dem erfolgreichen Blog zum DDR-Kabinett-Bochum mit immer aktuellen Informationen und vor allem inhaltlichen Artikeln zur Geschichte der DDR, gibt es seit Anbeginn auch die offizielleHomepage des DDR-Kabinett-Bochum. Sie dient zur allgemeinen Information über unsere Dauerausstellung, dem Verein, aktuellen Veranstaltungen und Presseberichten.
    Und es wurde Zeit, diese Seite, sowohl optisch als auch inhaltlich auf einen aktuellen Stand zu bringen.
    Neu auf der Seite wird auch die direkte Einbindung des jeweils aktuellsten Artikels von diesem Blog sein. In wenigen Tagen werden wir soweit sein. Vorab einige Screenshots der neuen Homepage.
     
     
     
     
     

    Sonderausstellung "Kostbarkeiten aus Porzellan" im DDR-Kabinett-Bochum

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    Noch bis zum 31. Dezember 2013 präsentiert das DDR-Kabinett-Bochum in seinen Räumen die Sonderausstellung "Kostbarkeiten aus Porzellan" - Ausgewählte Stücke aus den Porzellanmanufakturen der DDR.
     
     




     
     

    1. Dezember - Tag der Grenztruppen der DDR

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    Zum  "Tag der Grenztruppen" am 1. Dezember, gratulieren wir allen ehemaligen Angehörigen der Grenztruppen der DDR zu ihrem Ehrentag. Ihr Dienst an den Staatsgrenzen der DDR, zur See, in der Luft und an Land, an der Nahtstelle der Militärblöcke im kalten Krieg, darf nicht vergessen werden. Er sicherte 40 Jahre den Frieden in ganz Europa! 

    Vorstand des DDR-Kabinett-Bochum e.V.

    Zeittafel zur Geschichte der Grenztruppen der DDR

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    Schulungstafel der Grenztruppen der DDR aus dem Archivbestand des DDR-Kabinett-Bochum e.V.
     
    1945
     
    8. Mai
    Bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht

    5. Juni
    Übernahme der Regierungsgewalt in Deutschland durch die Oberbefehlshaber der Streitkräfte der vier Siegermächte

    25. Mai
    Beginn des Aufbaus neuer, demokratischer Polizeiorgane in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Die Kontrolle an der Demarkationslinie zu den westlichen Besatzungszonen wird von der Roten Armee ausgeübt. Seit dem 1. Juni 1945 werden Deutsche aus den Kreispolizeibehörden hinzugezogen

    9. Juni
    Bildung der Sowjetischen Militäradministration (SMAD), die die oberste Regierungsgewalt in der SBZ ausübt

    6. November
    Die Direktive Nr. 16 des Alliierten Kontrollrates bestimmt die Bewaffnung der Polizeieinheiten einheitlich für ganz Deutschland


    1946

    30. Juli
    Die SMAD bildet per Befehl die Deutsche Verwaltung des Innern in ihrer Zone

    November
    Auf Anordnung der SMAD wird mit dem Aufbau der Grenzpolizei in den fünf Ländern der SBZ begonnen. Gemäß der Direktive Nr. 16 des Alliierten Kontrollrates vom 6. November 1945 wird die Grenzpolizei mir Karabinern und Pistolen ausgerüstet.

    1. Dezember
    Der Aufbau der Grenzpolizei als Teil der Landespolizei der Länder und Provinzen der SBZ - ist im wesentlichen beendet. (Das Datum gilt später als Gründungstag der Grenztruppen der DDR)


    1947

    23. August
    Der Chef der SMAD legt in einem Befehl die Grundsätze zum Schutze der Grenzen fest und damit die Aufgaben der Polizeiorgane an der Demarkationslinie


    1948 

    Mai
    Die Schutzpolizei wird zur Erfüllung grenzpolizeilicher Aufgaben kommandiert. Der Kalte Krieg verschärft die Lage nicht nur an der Demarkationslinie

    20. Juni
    Separate Währungsreform in den Westzonen und in den Westsektoren Berlins - ein offener Bruch des Potsdamer Abkommens und wesentlicher Schritt zur Spaltung Deutschlands

    24. Juni
    Beginn der Berlin-Blockade (bis 12. Mai 1949) durch die Rote Armee als Reaktion auf die Währungsreform

    23. Juli
    Erste Staatspolitische Konferenz der SED. Sie fordert die konsequente Durchsetzung der führenden Rolle der SED in der Polizei und den Einsatz von Polit-Kultur-Leitern. Wenig später gibt es die «Instruktion für die Grenzpolizeiorgane zum Schutze der Grenzen und der Demarkationslinie der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands

    22. September
    Bildung der Hauptabteilung Grenzpolizei/Bereitschaften in der Deutschen Verwaltung des Innern, Leiter: Chefinspekteur Hermann Rentzsch

    15. November
    Grenzpolizei und Bereitschaften werden der Deutschen Verwaltung des Innern direkt unterstellt. Damit endet ihre Unterstellung unter die Landesbehörden


    1949

    14. Januar
    Befehl Nr. 2 des Präsidenten der Deutschen Verwaltung des Innern über die Festigung der Grenzpolizei - Versetzung/Entlassung von Grenzpolizisten

    27. April
    Der Chef der SMA-Brandenburg befiehlt die Bildung einer Grenzbereitschaft „Ring um Berlin“

    24. Mai
    Gründung der BRD durch Annahme des Grundgesetzes

    1. Juli
    Heinz Hoffmann, Generalinspekteur der Volkspolizei, zum Vizepräsidenten der Deutschen Verwaltung des Innern und zum Leiter der Hauptabteilung Polit-Kultur ernannt

    20. Juli
    Trennung der Grenzpolizei von den Bereitschaften. Mit der Hauptabteilung Grenzpolizei erhält sie ein eigenes zentrales Führungsorgan, das später der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei unterstellt wird

    7. Oktober 
    Gründung der DDR und damit wird die Demarkationslinie Staatsgrenze

    10. Oktober
    An die Stelle der SMAD tritt die Sowjetische Kontrollkommission (SKK). Sie kontrolliert die Erfüllung des Potsdamer Abkommens und die gemeinsamen Beschlüsse der vier Siegermächte

    12. Oktober
    Die Aufgaben der Deutschen Verwaltung des Innern gehen auf das Ministerium des Innern (MdI) der DDR über. Im MdI werden die Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei, die Hauptverwaltung für Ausbildung und die Hauptverwaltung zum Schutze der Volkswirtschaft gebildet.
    Die Hauptabteilung Grenzpolizei wird im Dezember in die Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei eingegliedert


    1950 

    Anfang 1950
    Zum Kampf gegen die Wirtschaftssabotage wird die Grenzkriminalpolizei gebildet (am 1. Dezember 1952 aber wieder aufgelöst)

    7. Januar
    Die Grenzpolizei des Landes Mecklenburg übernimmt die Überwachung der etwa 640 Kilometer langen Seegrenze der DDR (sowohl der Küstenlinie als auch der Dreimeilenzone).

    Frühjahr
    Einführung einheitlicher Mützenkokarden, Kragenspiegelsterne in schwarz-rot-gold und eines „G“ in Silber auf grünem Grund, das am linken Jackenärmel getragen wird 

    27.-30. Mai
    Teilnahme von Abordnungen der Grenzpolizei aus den Ländern der DDR am 1. Deutschlandtreffen der Jugend in Berlin teil. Erstmals wird das „G“ in der Öffentlichkeit gezeigt

    10. Juni
    Die SKK überträgt die Kontrollfunktionen an den Passierpunkten an die Grenzpolizei. Die Kontrolle des Personen- und Transportverkehr der Alliierten hingegen verbleibt weiterhin (und bis zum Ende der DDR) in den Händen sowjetischer Kontrollorgane

    12. Juni
    Die Regierung der DDR dankt Angehörigen der Grenzpolizei im Land Mecklenburg für ihren Einsatz an der Grenze. (Nach dem Deutschlandtreffen [24.-29. Mai] waren Tausende westdeutsche Teilnehmer an der Grenze zwischen Herrnburg und Lübeck „aus hygienischen Gründen“ an der Einreise gehindert worden. Die FDJler aus der BRD widersetzten sich ihrer Registrierung und harrten zwei Tage protestierend im Grenzgebiet aus. Die DDR-Behörden versorgten sie)

    23. Juni
    DDR und der CSR erklären, keinerlei gegenseitige Gebiets- und Grenzansprüche zu haben

    6. Juli
    „Abkommen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Republik Polen über die Markierung der festgelegten und bestehenden deutsch-polnischen Staatsgrenze“ in Zgorzelec unterzeichnet. Beide Staaten erklären, keinerlei gegenseitige Gebiets- oder Grenzansprüche zu haben


    1951

    1. Januar
    Die Grenzpolizei übergibt die Warenkontrolle an das Amt für Kontrolle des Warenverkehrs

    1. Februar
    Eröffnung einer Lehranstalt der Grenzpolizei in Sondershausen

    15. Februar
    Bildung des Bundesgrenzschutzes (BGS) mit 10.000 Mann

    5.-19. August
    Sicherung der III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin durch die Grenzpolizei

    20. Dezember
    Mit Befehl Nr. 80/51 werden Abteilungsstäbe der Grenzpolizei in Schwerin, Berlin, Magdeburg und Weimar gebildet


    1952

    16. Mai
    Die bisher dem MdI unterstellte Grenzpolizei wird dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) zugeordnet und heißt sofort Deutsche Grenzpolizei (DGP). Die bisherige Hauptabteilung Grenzpolizei wird zur Hauptverwaltung Deutsche Grenzpolizei

    26. Mai
    Der Ministerrat beschließt die „Verordnung über Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der DDR und den westlichen Besatzungszonen“

    27. Mai
    Das Grenzregime an der Grenze zur BRD wird nach sowjetischem Muster gestaltet. Gemäß einer „Polizeiverordnung über die Einführung einer besonderen Ordnung an der Demarkationslinie“ wird eine Sperrzone festgelegt, welche einen zehn Meter breiten Kontrollstreifen, einen Schutzstreifen von 500 Metern und ein fünf Kilometer breites Sperrgebiet umfasst. Im Bereich der Sperrzone gelten besondere Bestimmungen für den Aufenthalt und die Einreise

    27. Mai
    Auf dem IV Parlament der FDJ in Leipzig (27.-30. Mai) übernimmt der Jugendverband die Patenschaft über die bewaffneten Organe der DDR

    1. Juni
    Offiziere der sowjetischen Streitkräfte beginnen ihre Tätigkeit als Berater der Kommandeure und Politstellvertreter der Grenzbereitschaften. (Sie bleiben bis zum 30. September 1958.) Eine Instruktion, die am gleichen Tag in Kraft tritt, beauftragt die Grenzpolizei, die Grenzbevölkerung gegen bewaffnete Überfälle jeder Art zu schützen

    9.-12. Juli
    Die 2. Parteikonferenz der SED beschließt den Aufbau des Sozialismus und eigener Streitkräfte

    22. Juli
    Umbenennung der Polit-Kultur-Organe der Deutschen Grenzpolizei in Politorgane

    25. August
    Die ersten 543 freiwilligen Helfer der Grenzpolizei werden im Streifen- und Beobachtungsdienst zur Unterstützung der grenzsichernden Einheiten eingesetzt

    1. Oktober
    Die Angehörigen der DGP erhalten neue Uniformen (khakifarben) sowie militärische Dienstgrade und Rangabzeichen. Eingeführt werden auch eine neue Bewaffnung: MPi-41, den Karabiner-100 und die Pistole TT-33 aus sowjetischer Produktion.
    Die DGP demonstriere auf dem Marx-Engels-Platz in Berlin unter der Losung: „Die Deutsche Grenzpolizei ist bereit, die Grenzen der Deutschen Demokratischen Republik zu schützen und zu verteidigen!“


    1953

    10. April
    „Der Grenzpolizist“, Organ der Hauptverwaltung Deutsche Grenzpolizei, erscheint. (Ab Herbst 1961 heißt die Wochenzeitung „Der Grenzsoldat“, ehe sie am 21. Juni 1962 ihr Erscheinen einstellt.)

    30. Mai
    Erstmals wird die staatliche Auszeichnung „Medaille für vorbildlichen Grenzdienst“ verliehen

    27. Juni
     Die DGP wird wieder dem Ministerium des Innern unterstellt, nachdem das MfS - infolge der Ereignisse um den 17. Juni - in den Rang eines Staatssekretariats zurückgestuft wurde

    28. Juli
    Gründung des Ensembles der Deutschen Grenzpolizei (später den „Hans-Beimler-Ensemble“)


    1954

    25. März
    Die UdSSR erklärt die DDR für souverän


    1955

    20. Mai
    Beitritt der DDR zum Warschauer Vertrag, nachdem die BRD der NATO beigetreten war. Damit wird die Staatsgrenze zwischen der DDR und der BRD zur Trenn- und Frontlinie der beiden Militärblöcke und hört auf, „innerdeutsche Grenze“ zu sein. Sie ist Westgrenze des östlichen Bündnisses. Die DGP nimmt damit Bündnisverpflichtungen wahr

    10. Oktober
    Eröffnung der Politschule der DGP in Groß-Glienicke.

    1. Dezember
    Die DGP ist nunmehr allein für Bewachung und Kontrolle an den Staatsgrenzen der DDR und am Außenring von Groß-Berlin verantwortlich. Der Rückzug sowjetischer Kräfte war am 6. Oktober 1955 im Vertrag über die Beziehungen zwischen der UdSSR und der DDR erklärt worden. Die Sektorengrenzen in Groß-Berlin werden von der Deutschen Volkspolizei (DVP), die Seegrenzen der DDR von der Grenzpolizei See überwacht


    1956

    18. Januar
    „Gesetz über die Schaffung der Nationalen Volksarmee und des Ministeriums für Nationale Verteidigung“ in der Volkskammer verabschiedet

    22. April
    In Alt-Glienicke (Berlin) wird ein 583 Meter langer Spionagetunnel der CIA „entdeckt“, der unter der Grenze ins DDR-Territorium geführt worden war. Von dort wurde der geheime Telefon- und Telegrafenverkehr der Sowjetarmee überwacht. (Das KGB hatte jedoch seit 1953 vom Bau Kenntnis und die relevanten Diensteinheiten informiert. So wurde der aufwendigste Bau des Kalten Krieges auch sein größter Flop.)

    14. August
     Die Sicherheitskommission beim Politbüro des ZK der SED beschließt die Bildung der Hauptverwaltung Innere Sicherheit im MfS

    22. September
    Abschluss eines Abkommens über Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe in Grenzangelegenheiten zwischen der DDR und der CSR

    November
    Der Hauptverwaltung Innere Sicherheit werden die Deutsche Grenzpolizei, die Inneren Truppen (später: Bereitschaftspolizei) und die Transportpolizei unterstellt


    1957

    15. Februar
    Die Hauptverwaltung Innere Sicherheit wird aus dem MfS aus- und in das MdI eingegliedert (Im März 1957 wird die HV Innere Sicherheit aufgelöst.)

    1. März
    Unterstellung der DGP unter das MdI und Bildung des Kommandos der DGP als selbständiges Führungsorgan für die Grenzsicherungskräfte innerhalb des MdI

    12. März
    Abschluss eines Abkommens der Regierungen der DDR und der UdSSR über die zeitweilige Stationierung sowjetischer Streitkräfte in der DDR

    21. Mai
    Regierungsabkommen über die Zusammenarbeit der Grenzsicherungsorgane der DDR und der Volksrepublik Polen

    14. August
    Befehl Nr. 48/57 des Ministers des Innern über Veränderungen in der Struktur, Ausrüstung und Aufgabenstellung der DGP Aufstellung von Grenzbrigaden und Übergang zur militärischen Grenzsicherung


    1958

    1. Januar
    „Bestimmungen für die Dienstlaufbahn der Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere der Grenzpolizei der Deutschen Demokratischen Republik"

    14. Januar
    Beschluss des Politbüros des ZK der SED „Über die Rolle der Partei in der Nationalen Volksarmee“, mir der die führende Rolle der SED auch in der DGP durchgesetzt wird

    16. Januar
    Das Präsidium des Ministerrates beschließt die Einführung eines Schwures (d. i. Fahneneid), von Fahnen und Dienstlaufbahnbestimmungen in der DGP

    17. März
    Der Minister des Innern, Karl Maron, vereidigt Einheiten der DGP und verleiht der 3. Grenzbrigade (Erfurt) als erstem Verband die Fahne für kasernierte Einheiten des MdI. (Im Herbst 1958 erhalten die Grenzbereitschaften ihre Fahne.)
    Auf öffentlichen Veranstaltungen leisten die Angehörigen der DGP den Schwur: „Ich schwöre, meinem Vaterland, der Deutschen Demokratischen Republik, allzeit treu zu dienen, sie auf Befehl der Arbeiter-und-Bauern-Regierung unter Einsatz meines Lebens gegen jeden Feind zu schützen, den Vorgesetzten unbedingten Gehorsam zu leisten, immer und überall die Ehre unserer Republik und ihrer Grenzpolizei zu wahren.“ 

    5. Juni
    Der Ministerrat der DDR beschließt eine Verordnung über den Einsatz von freiwilligen Helfern der Deutschen Grenzpolizei

    28. Oktober
    Feierliche Verabschiedung der sowjetischen Berater aus der DGP durch den Minister des Innern

    1. Dezember
    Das ZK der SED bestätigt die „Instruktion für die Arbeit der Parteiorganisationen der SED in der Deutschen Grenzpolizei der DDR“ und die „Bestimmungen für die Arbeit der Politorgane der Deutschen Grenzpolizei der DDR“


    1959

    5. Januar
    Die Militärakademie „Friedrich Engels“ in Dresden eröffnet. An der höchsten militärischen Bildungsstätte der DDR erhalten fortan auch Offiziere der DGP bzw. der Grenztruppen den Hochschulabschluss

    15. Juni
    Das ZK der SED würdigt in einem Brief an alle Grundorganisationen der SED in der DGP deren Arbeit


    1960

    4. Januar
    Auflösung der Politschule und Eröffnung der Bezirksparteischule der Deutschen Grenzpolizei in Weimar (die am 20. Dezember 1961 wieder geschlossen werden sollte)

    10. Februar
    Die Volkskammer verabschiedet das Gesetz über die Bildung des Nationalen Verteidigungsrates der DDR

    15. Mai
    Oberst Erich Peter wird zum Kommandeur der DGP berufen


    1961

    21. Januar
    Der Nationale Verteidigungsrat (NVR) beschließt die militärische Sicherung der Staatsgrenzen

    6. Mai
    Einführung der Kokarde mit dem offiziellen, seit 1959 gültigen Staatswappens der DDR: Hammer und Zirkel im Ährenkranz auf rotem Grund

    13. August
    Einheiten, Truppenteile und Verbände der Kampfgruppen, der DGP, der Volkspolizei und der NVA nehmen die bis dahin offene Grenze zu Westberlin unter Kontrolle und verstärken den Schutz der Grenze zur BRD. Das geschieht im Auftrage des Warschauer Vertrages und mit Unterstützung der in der DDR stationierten Truppen der Sowjetarmee

    6. September
    Befehl 38/61 des Ministers des Innern über die Sicherung der Staatsgrenze in und um Berlin durch zwei Grenzbrigaden unter dem Kommando der Bereitschaftspolizei

    14. September
    Der Oberkommandierende der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD), Marschall der Sowjetunion Konjew, fordert in einem Schreiben an den Minister für Nationale Verteidigung der DDR die Vervollständigung des pionier- und signaltechnischen Ausbaus der Grenzabschnitte einschließlich der Anlage von Minenfeldern an der Grenze zur BRD

    15. September
    Auf Beschluss des Nationalen Verteidigungsrates wird die DGP aus dem MdI herausgelöst und dem Ministerium für Nationale Verteidigung unterstellt. Es wird das Kommando Grenze der Nationalen Volksarmee gebildet. (Die beiden Berliner Grenzbrigaden werden erst 1962 dem Ministerium für Nationale Verteidigung unterstellt.) Damit werden die Einheiten der Grenzpolizei sukzessive zu Grenztruppen

    20. September
    Die Volkskammer der DDR verabschiedet das ‘Gesetz zur Verteidigung der Deutschen Demokratischen Republik (Verteidigungsgesetz). Der Minister für Nationale Verteidigung beendet den Einsatz der NVA zur Unterstützung der Grenzsicherung im Raum Berlin

    22. Oktober
    Die US-Streitkräfte in Westberlin marschieren am Grenzübergang Friedrichstraße-Zimmerstraße (>Checkpoint Charlie<) mit Panzern auf. Auf DDR-Seite postieren sich sowjetische Panzer. Die Provokation dauert vier Tage. Die Grenzsicherungskräfte der DDR behalten Nerven

    4. November
    Die Grenzsicherung an der Ostseeküste dem Kommando der Volksmarine übertragen

    14. November
    Bildung des Militärrates der Grenztruppen mit erfahrenen Führungskadern aus dem Kommando und den Verbänden (Leitung: Oberst Erich Peter)

    24. November
    In Salzgitter nimmt die von der Konferenz der Justizminister der Bundesländer beschlossene „Zentrale Erfassungsstelle für Gewaltakte in der DDR“ als Instrument der Einschüchterung ihre Tätigkeit auf

    Herbst
    Umgruppierung von Verbänden der DGP Die Hauptkräfte an den Grenzen zur Volksrepublik Polen und zur CSR werden zur Verstärkung an die Grenze zu Westberlin und an die Westgrenze verlegt. Die neuformierten Einheiten an den Ostgrenzen gehen von der Grenzsicherung zur Grenzüberwachung über


    1962

    24. Januar
    Die Volkskammer verabschiedet das „Gesetz über die allgemeine Wehrpflicht“ (Wehrpflichtgesetz). Damit werden planmäßig auch junge Bürger zum Wehrdienst in den Grenzdienst einberufen.

    28. März
    Die Volkskammer beschließt das Gesetz über das Zollwesen. Das Amt zur Kontrolle des Warenverkehrs wird zur Zollverwaltung. Grenzzollämter übernehmen die Kontrolle des grenzüberschreitenden Waren-, Devisen- und Geldverkehrs

    3. April
    Die ersten wehrpflichtigen Grenzsoldaten treten ihren Grundwehrdienst an

    21. Juni
    Der Ministerrat erlässt die Verordnung über die Sicherung und den Schutz des Küstengebietes, die am 20. Juli 1962 in Kraft tritt

    23. August
    Auflösung der sowjetischen Stadtkommandantur von Berlin und Bildung der Stadtkommandantur der Hauptstadt der DDR. Ihr wird die Grenzsicherung in und um Berlin übertragen. Damit unterstehen auch die Grenzsicherungskräfte zu Westberlin (im September 1961 dem Kommando der Bereitschaftspolizei zugeteilt) dem Ministerium für Nationale Verteidigung. Alle für den äußeren Schutz der DDR zuständigen bewaffneten Kräfte werden somit einheitlich geführt

    7. Oktober
    Zum Jahrestag der DDR erhalten Regimenter der Grenztruppen eine Truppenfahne als Symbol militärischer Ehre und Tapferkeit


    1963 

    21. Juni
    Der Ministerrat der DDR beschließt die „Verordnung über Maßnahmen zum Schutze der Staatsgrenze zwischen der DDR und Westberlin“

    20. September
    Beschluss des Nationalen Verteidigungsrates über die weitere Entwicklung der Grenztruppen und der Grenzsicherung

    2. Dezember
    Die Offiziersschule der Grenztruppen (1971 Offiziershochschule) in Plauen nimmt den Lehrbetrieb auf


    1964

    15. Januar
    An den Kontrollpassierpunkten wird die Kontrolle des grenzüberschreitenden Personenverkehrs von Passkontrolleinheiten des MfS übernommen. Das betrifft Passkontrolle, Fahndung und Sicherung der Transitstrecken und Bekämpfung von Personenschleusungen

    27. Januar
    Der Generalstaatsanwalt der DDR informiert über Anschläge auf die Grenze zu Westberlin im Zeitraum 14. August 1961 bis 13. August 1963

    1. März
    Die Offiziersschule der Grenztruppen erhält den Namen „Rosa Luxemburg“ 

    19. März
    Der Ministerrat der DDR beschließt die „Verordnung zum Schutze der Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik“. Gleichzeitig tritt eine neue Grenzordnung in Kraft

    1. September
    An der Militärakademie „Friedrich Engels“ wird die Fachrichtung für Kommandeure und Stabsoffiziere der Grenztruppen gebildet


    1966

    18. Oktober
    Angehörige des BGS und des Grenzzolldienstes provozieren mit dem Vermessungsschiff „Kugelbake“ einen gefährlichen Grenzkonflikt auf der Elbe im Abschnitt Dömitz-Lenzen. Die Angehörigen der in diesem Abschnitt eingesetzten Einheiten der Grenztruppen verhindern - laut Mike Strickland, General der britischen 7. Rheinarmee - den Dritten Weltkrieg 


    1967

    1. August
    Beginn der Markierung der Staatsgrenze der DDR zur BRD durch Einheiten der Grenztruppen. Dieser Schritt ist die Reaktion auf die Ablehnung Bonns, gemeinsam den Grenzverlauf und dessen eindeutige Markierung zu besorgen.
    Auf über 1.200 Kilometer Grenzlinie werden 2.622 Grenzsäulen, 13 Grenzbojen und 9.079 Grenzsteine gesetzt. Eine gemeinsame Grenzkommission der DDR und der BRD bestätigt in den 70er Jahren die exakte Arbeit bei dieser Grenzmarkierung


    1968

    21. August
    Befehl des Chefs der Grenztruppen der DDR, an der Grenze zur CSSR zur verstärkten Grenzsicherung überzugehen. Die Angehörigen der Grenztruppen, vor allem die der zeitweilig gebildeten 12. Grenzbrigade und die der 13. Grenzbrigade, gewährleisteten durch hohe Einsatzbereitschaft die Sicherheit in ihren Grenzabschnitten


    1969

    8. Dezember
    Vertrag zwischen der DDR und Polen über die Rechtsbeziehungen an der gemeinsamen Staatsgrenze sowie über Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe in Grenzangelegenheiten durch die Chefs der Grenztruppen beider Staaten.


    1971

    25. Februar
    Der Offiziersschule „Rosa Luxemburg“ der Grenztruppen wird zur Hochschule. Anfang des Jahres 1971 erfolgt eine Veränderung der Strukturen auf der Verbandsebene: Die Grenzbrigaden werden aufgelöst und mit dem Aufbau der Grenzkommandos Nord (in Kalbe/Milde), Süd (in Erfurt) und Mitte (in Berlin) begonnen 

    14. Mai
    Das Grenzkommando Mitte und ihre Truppenteile, die die Staatsgrenze zu Westberlin sichern, werden dem Kommando der Grenztruppen unterstellt 

    17. Dezember
    Transitabkommen zwischen der DDR und der BRD in Bonn unterzeichnet


    1972

    1. Januar
    Mit der Volksrepublik Polen (ab 15. Januar auch mir der CSSR) vereinbarte Regelungen über den pass- und visafreien Reiseverkehr treten in Kraft

    26. Mai
    DDR und BRD schließen einen Verkehrsvertrag

    1. September
    Einführung einer neuen Grenzordnung an der Staatsgrenze zur Bundesrepublik Deutschland

    21. Dezember
    In Berlin wird der „Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik“ unterzeichnet


    1973

    31. Januar
    Konstituierung einer Gemeinsamen Grenzkommission aus Vertretern der DDR und der BRD, die die Fragen des Grenzverlaufes zwischen beiden deutschen Staaten regeln soll

    18. September
    DDR und BRD werden als gleichberechtigte Mitglieder in die Vereinten Nationen (UNO) aufgenommen. Inzwischen unterhält die DDR mir über einhundert Staaten diplomatische Beziehungen


    1974

    28. Februar
    Der Unteroffizierschule der Grenztruppen wird der Name „Egon Schultz“ verliehen. Nach der Ausgliederung der Grenztruppen aus der NVA Ende 1973 erhalten sie die offizielle Bezeichnung „Grenztruppen der DDR“. Sie bleiben aber weiterhin dem Ministerium für Nationale Verteidigung weiter unterstellt. 

    29. Juni
    Über den Verlauf der Grenze zwischen dem Küstenmeer der DDR und der Bundesrepublik wird ein Protokollvermerk abgeschlossen


    1975

    1. August
    Die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa endet nach zwei Jahren mit der Unterzeichnung einer Schlussakte in Helsinki. Sie wird von 33 europäischen Staats- und Parteichefs sowie den Präsidenten der USA und Kanadas signiert


    1976

    1. März
    Erstmals wird der Ehrentitel „Verdienter Angehöriger der Grenztruppen der DDR“ verliehen

    1. Mai
    Bei seinem neuerlichen Versuch, eine Mine SM-70 („Selbstschussanlage“) auf dem Territorium der DDR zu demontieren, eröffnet Gartenschläger das Feuer auf Sicherungskräfte und wird im Gegenfeuer tödlich verwundet

    8. September
    Unterzeichnung des Vertrages über die Zusammenarbeit an der gemeinsamen Grenze und die gegenseitige Hilfe in Grenzangelegenheiten zwischen der DDR und der CSSR

    1. Dezember
    Anlässlich des 30. Jahrestages der Gründung der Grenztruppen werden die Leistungen der Grenzsoldaten bei der Sicherung der Staatsgrenzen der DDR gewürdigt. Einführung eines Streifens am linken Unterärmel mit der Aufschrift „Grenztruppen der DDR“ 


    1978

    29. November
    In Bonn wird ein Protokoll zwischen der Regierung der DDR und der BRD über die „Überprüfung, Erneuerung und Ergänzung der Markierung der zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland bestehenden Grenze, die Grenzdokumentation und die Regelung sonstiger mit dem Grenzverlauf im Zusammenhang stehender Probleme“ unterzeichnet. Ausgespart bleiben die Elbgrenze zwischen Schnackenburg und Lauenburg (ca. 95 km) und die Grenze entlang der Warmen Bode im Harz.
    Die Gemeinsame Grenzkommission beendet damit ihre Tätigkeit


    1979

    1. August
    Generaloberst Erich Peter tritt in den Ruhestand. Seine Nachfolge als Stellvertreter des Ministers für Nationale Verteidigung und Chef der Grenztruppen der DDR tritt Generalleutnant Klaus-Dieter Baumgarten an


    1980

    30. Oktober
    Die 1972 eingeführte Regelung über den pass- und visafreien Reiseverkehr zwischen Polen und der DDR wird aufgehoben. Hintergrund ist die innenpolitische Krise im Nachbarstaat, der mit der Verhängung des Kriegsrechtes begegnet wird


    1982

    25. März
    Die Volkskammer verabschiedet das „Gesetz über den Wehrdienst in der DDR“ und das „Gesetz über die Staatsgrenze der DDR“. Ergänzt werden sie mit der „Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Staatsgrenze der DDR“ und die „Anordnung über die Ordnung in den Grenzgebieten und den Grenzgewässern der DDR“

    4. Mai
    Der Minister für Hoch- und Fachschulwesen der DDR verleiht der Offiziershochschule «Rosa Luxemburg“ das Diplomrecht. Die Vierjahresausbildung mit Diplomabschluss beginnt mit dem Studienjahr 1983/84


    1983

    5. Oktober
    Das DDR-Staatsoberhaupt kündigt überraschend nicht nur für die Öffentlichkeit, gegenüber österreichischen Journalisten, den Abbau der SM-70 an


    1984

    30. November
    Die Grenztruppen der DDR demontieren die letzte SM-70


    1985

    2. Dezember
    Armeegeneral Heinz Hoffmann stirbt. Neuer Minister für Nationale Verteidigung wird der am 3. Dezember 1985 zum Armeegeneral beförderte Heinz Keßler.


    1987

    28./29. Mai
    Der Politisch Beratenden Ausschuss, das Führungsgremium des Warschauer Vertrages, beschließt in Berlin eine neue Militärdoktrin


    1988

    31. März
    Beauftragte des Berliner Senats und der DDR-Regierung unterzeichnen eine Vereinbarung über einen Gebietsaustausch, um alle Ex- und Enklaven im Grenzgebiet zwischen der DDR und Westberlin zu liquidieren


    1989

    2. Mai
    Ungarn beginnt mit dem Abbau von Grenzsicherungsanlagen an der Grenze zu Österreich

    16. Juni
    Der Nationale Verteidigungsrat beschließt die Reorganisation der Grenztruppen mit dem Ziel einer Angleichung an die territorial-administrative Gliederung der DDR. Die Grenzkommandos und -regimenter werden aufgelöst, an ihre Stelle treten Grenzbezirks- und -kreiskommandos.

    (Der an dieser Stelle im Buch befindliche Text wurde hier herausgenommen, da neuere Erkenntnisse dies nicht belegen können.)

    11. September
    Die ungarische Regierung öffnet die Grenze nach Osterreich auch für DDR-Bürger und suspendiert damit einseitig alle Bestimmungen in Verträgen mit der DDR, die dem entgegenstehen

    3. Oktober
    Der pass- und visafreie Reiseverkehr in die CSSR wird bis zum 30. Oktober 1989 ausgesetzt

    9. November
    Auf einer internationalen Pressekonferenz erklärt Günter Schabowski auf Nachfrage, ab wann das neue Reisegesetz gelte, dass Ausreisen „sofort, unverzüglich über alle Grenzübergangsstellen“ erfolgen könnten. Die anschließend erfolgte Öffnung der Grenzen der DDR ist weder mir den Bündnispartner im Warschauer Vertrag noch mir den Grenzschutzorganen abgestimmt und verläuft chaotisch. Damit ist das Schicksal der DDR einschließlich der Grenztruppen besiegelt, eine Rücknahme der Entscheidung unmöglich

    11. November
    Die ersten Segmente der Grenzsicherungsanlagen in Berlin werden abgebaut

    13. November
    Die Sperrzone an der Grenze zur BRD und in den küstennahen Gewässern wird aufgehoben

    18. November
    Das Sekretariat der Politischen Hauptverwaltung beschließt die Trennung von Parteiorganisationen und Politorganen (als Bestandteile der militärischen Struktur) und die Auflösung der Sekretariate der PHV und der Politischen Verwaltungen der Teilstreitkräfte, Militärbezirke und Grenztruppen. Die Parteiinstruktion wird außer Kraft gesetzt.

    20. November
    Auf einer Kommandeursberatung im Ministerium für Nationale Verteidigung wird eine Militärreform eingeleitet. Die Grenztruppen sollen wieder dem Ministerium des Innern unterstellt werden

    27. November
    Die Grenztruppen beginnen mit dem Abbau der Pionieranlagen an der Grenze zur BRD


    1990

    4. Januar
    Die erste Ausgabe von „Militärreform in der DDR“ erscheint. Bis zum 12. Juli 1990 kommen 24 Ausgaben

    20. Januar
    Gründung eines Verbandes der Berufssoldaten der DDR in Leipzig

    15. Februar
    Die Politorgane aller Ebenen als leitende Organe der SED in den Grenztruppen der DDR sind aufgelöst

    20. Februar
    1. Verbandstag des neu gegründeten Grenzschutzverbandes der DDR in Suhl

    1. März
    Die Passkontrolleinheiten des MfS/Amt für Nationale Sicherheit übergeben ihre Aufgabe an die Grenztruppen

    1. Juli
    Mit der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der BRD und der DDR entfallen die Kontrollen an der Grenze

    26. Juli
    Befehl 10/90 des Ministers für Abrüstung und Verteidigung Eppelmann über Maßnahmen zur Veränderung des Grenzregimes an der Staatsgrenze und zum Grenzschutz der DDR

    23. August
    Die Volkskammer beschließt den Beitritt der DDR zur BRD gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes mit Wirkung vom 3. Oktober 1990

    31. August
    In Berlin wird der „Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands“ unterzeichnet

    12. September
    In Moskau wird der „Vertrag über die abschließende Regelung in bezug auf Deutschland“ (2+4- Vertrag) von Vertretern der vier Siegermächte und den beiden deutschen Staaten unterzeichnet

    21. September
    Der Minister für Abrüstung und Verteidigung erlässt den Befehl 49/90 zur Auflösung der Grenztruppen

    30. September
    Die Grenztruppen der Deutschen Demokratischen Republik sind aufgelöst 

    3. Oktober
    Mit der Herstellung der staatlichen Einheit Deutschlands geht nach dem Willen der politischen Führung der Bundesrepublik Deutschland auch die Geschichte der Grenzsicherungsorgane der Deutschen Demokratischen Republik zu Ende


    Quelle: DIE GRENZEN DER DDR von Klaus-Dieter Baumgarten und Peter Freitag 

    Lehrerin in zwei Systemen - Teil 1

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    Lehrbücher aus dem Bestand des DDR-Kabinett-Bochum e.V.


    Ein Interview mit Brigitte Müller, ausgebildete Diplomlehrerin für die Fächer Deutsch und Geschichte, Trägerin der Pestalozzi-Medaille und der Theodor-Neubauer-Medaille in Silber.

    Berufliche Laufbahn: Horterzieherin, Pionierleiterin, Unterstufenlehrerin, Oberstufenlehrerin, Klassenleiterin, Fachberaterin für das Fach Deutsch im Stadtbezirk Berlin-Marzahn, Stellvertretende Direktorin, Leiterin für lehrplanbegleitende Seminare, Mitarbeiterin des schulpsychologischen Dienstes, über 43 ununterbrochene Dienstjahre, davon 30 Jahre DDR-Praxis (verheiratet, Mutter und Großmutter).


    UZ: Du hast in der DDR und der BRD, also in zwei unterschiedlichen Systemen als Lehrerin gearbeitet. Wie sieht für dich rückblickend der Vergleich der beiden Systeme aus?

    Brigitte Müller: Das Bildungs- und Erziehungssystem hatte in der DDR einen sehr hohen Stellenwert und ich schätze es im wahrsten Sinne des Wortes als VOLKSBILDUNG ein. Im Vordergrund der Persönlichkeitsentwicklung stand die humanistische Bildung und Erziehung als Allgemeingut. Es gab in der DDR ein staatlich geführtes einheitliches polytechnisches Bildungssystem. Eine Familie mit Kindern konnte innerhalb eines Schuljahres von der Ostsee nach Thüringen, von der Elbe zur Oder ziehen. Ihre Kinder von Kinderkrippe über Kindergarten bis zur Schule fanden stets in ihren neuen Einrichtungen die gleichen Lehrbücher vor. Sie konnten fast nahtlos in allen Fächern an den erworbenen Lehrstoff anknüpfen. 
    Dieser Tatsache lag das einheitliche verbindliche Lehrplanwerk zu Grunde und das war das Ergebnis eines langfristig wissenschaftlich angelegten Bildungssystems. Zur Volksbildung gehörten die Vorschule bis zur Berufs-, Fach- und Hochschule. Nicht umsonst hatten wir einen VOLKSBILDUNGsminister. So war das Fundament für die einheitliche Bildung und Erziehung gegeben. Ich betone bewusst: Bildung und
    Erziehung, weil das von Anfang an eine Einheit war.

    UZ: Und in der Bundesrepublik? 

    Brigitte Müller: In der BRD ist das Bildungssystem zweitrangig. Es gerät immer dann in die Kritik, wenn die Pisa-Studien ihre Ergebnisse präsentieren. Dann wird zwar breit in allen möglichen Medien diskutiert und meist "klug" geurteilt, doch es wird nicht ehrlich nach den Ursachen der Defizite geforscht. Auch die allgemeine Feststellung der Wirtschaft, die Lehrlinge würden nur über mangelndes Wissen verfügen und es fehle ihnen an ehrgeiziger Einstellung, Kreativität und Umsicht, sie seien selten teamfähig, hilft weder Eltern, Lehrern noch Schülern, noch ändert das etwas an der Tatsache an sich. 

    Was ich in den Jahren nach 1990 in der Schule erlebte, war hauptsächlich die Forderung, den Schülern lediglich Wissen zu vermitteln. Nicht Wissen und Können gepaart mit Fähigkeiten und Fertigkeiten, noch Erkennen von Ursache, Folge, Wirkung, noch das Erkennen von Zusammenhängen stehen im Mittelpunkt, sondern die Schüler werden nur am Faktenwissen gemessen. Dabei bleibt die Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit auf der Strecke. Der Schüler ist nur Objekt, das zu pauken hat. Den Schüler als eigenständige Persönlichkeit, als Subjekt zu betrachten, tritt in den Hintergrund. Dadurch hat sich das Verhältnis von Erziehung und Bildung stark verändert. Die Konzentration liegt in der Entwicklung von Individualisten. Dabei kommt die Verantwortung des Schülers gegenüber seiner eigenen Lernhaltung und dem Zusammenspiel mit seinen Mitschülern (wir nannten es Kollektiverziehung) zu kurz.

    UZ: Selbst die schärfsten Kritiker der DDR müssen anerkennen, dass die Bildungschancen - und auch die schulischen Leistungen und Erfolge - der "Arbeiter- und Bauernkinder" in der DDR unvergleichlich viel besser waren. Wie müsste die Schule von heute sich verändern, wenn sie an diesen Erfolgen anknüpfen wollte?

    Brigitte Müller: Zur vornehmsten Aufgabe des Bildungs- und Erziehungswesens der DDR, besonders in den ersten drei Jahrzehnten, gehörte die Förderung der Arbeiter- und Bauernkinder. Die Förderung der Schüler dieser Eltern, die Jahrhunderte lang unter einem Bildungsprivileg litten, wo nur Kinder von "gut betuchten" Eltern große Entwicklungschancen eingeräumt waren, gehörte zur Gesamtzielstellung unserer Bildung und Erziehung. Deshalb galt es für uns Lehrer und Erzieher besonders in den ersten Jahrzehnten gerade denen unsere größte Aufmerksamkeit zu schenken. Es veränderte sich der Leistungsspiegel der Arbeiter- und Bauernkinder mit der Zeit zusehends zum Positiven. 
    Nun geriet auch die gleichzeitige Förderung von Talenten und Begabungen in den Vordergrund. Wobei auch schon Anfang der fünfziger Jahre durch systematische Unterrichtsdifferenzierung methodisch darauf hin gearbeitet wurde. Die Zahl von Spezialschulen (u. a. für Mathematik und Naturwissenschaften, Fremdsprachen, Musik, Sport) wuchs und konnte kostenlos besucht werden. Andererseits wurden Schüler mit nachweisbaren physischen und psychischen Defiziten an speziellen Sonderschulen unterrichtet, teilweise nach gesonderten Lehrplänen, aber auch nach regulärem Lehrplan. Sie wurden ihren Schwierigkeiten entsprechend gleichzeitig medizinisch betreut und erzielten nicht selten die Hochschulreife. Es konnte im Laufe der 40 Jahre das bürgerliche Bildungsprivileg durchbrochen werden.

    UZ: Der Bildungs- und Erziehungsauftrag war doch auch auf den außerschulischen Bereich bezogen ..

    Brigitte Müller: Ja, jede Schule hatte für ihre Schüler und für alle Klassenstufen Arbeitsgemeinschaften (AG) bzw. Interessengemeinschaften (IG) für den Nachmittag kostenlos anzubieten. Das betraf gleichermaßen naturwissenschaftliche, sportliche, musisch-künstlerische und allgemein-bildende Angebote. Für die Schüler der Klassen 4 bis 6 hatte das besondere Priorität, weil gerade in diesem Alter die gelenkte Freizeitbeschäftigung für den jungen Menschen nachhaltig bei der Berufsfindung wirken kann. Ziel war es, dass jeder Schüler in seiner Freizeit inhaltlich seinen Neigungen entsprechend selbstständig die Chance hatte, sich zu orientieren, ohne Leistungsdruck spielend zu lernen. 
    Nicht selten fand der eine oder andere dort bereits seine Wurzeln für die spätere Berufswahl. Hinzu kommt, dass mit einem garantierten Ausbildungs- und späteren Arbeitsplatz den Eltern und Schülern/Studenten eine verlässliche Sicherheit geboten wurde. Das war wiederum das Fundament, um sich von der Geburt bis zum Erwachsensein mit gleichen Chancen gesund und zufrieden entwickeln zu können. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass dadurch junge Paare zum Kinderwunsch ermutigt wurden.
    Die Schulleitungen ließen uns Lehrer mit diesen Fragen natürlich nicht allein ... Zugegeben, so manch ein Lehrer empfand das als Kontrolle seiner Arbeit. Doch im Mittelpunkt stand immer die Schülerentwicklung ... So konnte man beispielsweise auch keinen Schulschwänzer - aus den Augen verlieren, das Nichtanfertigen von Hausaufgaben oder die nicht mitgebrachten Arbeitsmaterialien (Mappe packen!!), das Zuspätkommen, all diese Dinge, mit denen sich ein Lehrer, seitdem es Schulen gibt, überall mal mehr, mal weniger "rumzuärgern" hat, wurden besprochen, auch sofortige Elternbesuche konnten vieles klären. 
    Das erleichterte uns Lehrern die Arbeit und letztendlich fand auch der betreffende Schüler wieder Lust, sich auf den Unterricht zu freuen, weil er Erfolge, oft schon durch kleines und größeres Lob, erlebte, was sich dann wiederum auf die schulischen Leistungen niederschlug.

    (Fortsetzung folgt) 

    Quelle: Roter Brandenburger 11/2013

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